50’000 Franken für Kulturzentrum

Premiere: Sedel plant Open-Air-Festival

Das Tor zum Tempel: Der Sedel ist seit Jahren der wichtigste Treffpunkt für Luzerner Bands.

(Bild: zvg)

Der Sedel plant mit Geld aus einem Förderpreis ein Open-Air-Festival, verrät Co-Präsident Adrian Albisser gegenüber zentral+. Damit wird das 35-jährige Jubiläum gefeiert. Und: Mit dem Geld können ab Herbst grössere Bands angelockt werden. 

Sedel-Oberhaupt Adrian Albisser darf sich freuen. Sein «Königreich des Rock ’n’ Roll» wurde am Donnerstag von der Albert-Koechlin-Stiftung mit viel «Batzeli» belohnt (zentral+ berichtete). 50’000 Franken für besondere Leistungen. Für nichts weniger «als zivilgesellschaftliches Engagement, für eine vielfältige Musiklandschaft sowie für die Förderung einer kreativen Alternativszene», steht in der Stiftungsurkunde.

Es ist eine einmalige Sache und die erste Spende in dieser Grössenordnung. «Der Zustupf ist willkommen», freut sich der Co-Präsident. Und der Sedel hat einiges mit dem Geld vor. 

100 Bands, 54 Proberäume

Im Luzerner Musikmekka, dem ehemaligen Gefängnis auf der Anhöhe des Rotsees, teilen sich über 100 Bands 54 Proberäume. Woche für Woche wird ein neues Musikprogramm auf die Beine gestellt – jenseits kommerzieller Zwänge. Gespielt wird vor allem Rock, Punk, Hip-Hop oder elektronische Musik. Mit dem Förderpreis der Albert-Koechlin-Stiftung wird die Interessengemeinschaft Luzerner Musikerinnen und Musiker (ILM), welche den Sedel seit 1981 betreibt, ausgezeichnet.

The Guantanamo School Of Medicine im Sedel

Konzert im Sedel: Die US-Punkband «The Guantanamo School Of Medicine».

(Bild: Martin Gössi)

Alles für die Musik

ILM-Präsident Adrian Albisser

ILM-Präsident Adrian Albisser

Wie Adrian Albisser gegenüber zentral+ verrät, werden die gestifteten 50’000 Franken gleich wieder investiert. Einerseits ins Musikprogramm. Und andererseits plant die Sedel-Crew im Juni dieses Jahres mit dem Geld, auf dem Vorplatz des Sedels ein Festival zu veranstalten. «Es wird das erste Open-Air dieser Art in der Geschichte.»

Das ILM-Team macht sich in den nächsten Tagen konkret an die Organisation. Bisher war das Festival nur eine Idee. Vieles sei noch vage. Nur so viel. Am 3. September wird es so weit sein (Red. Hinweis: Änderung des ursprünglichen Datums 10. und 11. Juni nach erster Sitzung der Sedel-Crew am Samstagabend nachträglich geändert).

Alles andere muss noch besprochen und abgeklärt werden. «Ob das Open-Air ein oder zwei Tage lang dauern wird, wissen wir noch nicht.»

Die dafür nötigen Bewilligungen werde man erhalten, ist sich Albisser sicher. «Das Einvernehmen mit den Behörden sowie mit dem benachbarten Bauernhof ist gut. Es war schon immer sehr unkompliziert.»

Mit dem Open-Air feiert die ILM ihr 35-jähriges Bestehen. Für das Booking und die Infrastruktur des Festes werden etwa 30’000 Franken des Preisgeldes benötigt, schätzt Albisser.

Sein Versprechen: «Das Programm wird die Stilvielfalt des Hauses repräsentieren und mit bekannten und überraschenden Namen aufwarten.»  

Mit dem restlichen Geld, das nach dem Festival noch übrig bleibt, werde die ILM ab Herbst weitere Bands in den Sedel locken. «Wir möchten die eine oder andere grössere Show. Wir haben da so einige Wunsch-Bands und Namen auf der Liste», sagt Albisser. Diese müssten aber zuerst noch angefragt werden.

Betrieb ohne direkte Subventionen

Das Kulturzentrum Sedel finanziert sich weitgehend selber. Die Mitglieder des Vereins zahlen Beiträge, und die Bands entrichten eine Miete für die Proberäume. Dazu kommen Einnahmen von verschiedenen Veranstaltungen im Club.

Ferner kommt der Sedel ohne direkte Subventionen oder Betriebsbeiträge der öffentlichen Hand aus. Geld fliesst keines an die ILM. Als indirekte Subvention erhält die Stadt Luzern als Vermieterin des Hauses nur einen tiefen, symbolischen Betrag vom Verein. Dazu bekommt die Stadt eine Entschädigung von den umliegenden Gemeinden, weil sie für die Gemeinden und deren Musiker die begehrten Proberäume anbietet.

2014 rechnete die Stadt insgesamt für Unterhalt und Gesamtkosten für das ehemalige Gefängnis aus dem 19. Jahrhundert mit 143’000 Franken. Darin enthalten sind auch grössere Reparaturen, Strom, Gas, Wasser etc. 

Das ehemalige Gefängnis wurde in den 1930er Jahren gebaut.

Das ehemalige Gefängnis wurde in den 1930er Jahren gebaut.

(Bild: zvg)

«Am Gebäude selber gibt es immer etwas zu tun», sagt Albisser. Es müsse stets etwas investiert werden. Grössere Baustellen gäbe es im Moment aber keine, so der Co-Präsident. Aktuell ist ein Atelier im Dachstock nicht nutzbar, weil sich dort seit geraumer Zeit Gestank breit macht. Es musste eine bessere Durchlüftung her, es wurden Kippfenster eingebaut und ein neuer Boden verlegt. «Solche baulichen Anpassungen fallen unter die Unterhaltskosten und werden von der Stadt ausgeführt.»

«Das Problem ist zwar noch nicht ganz gelöst. Der Geruch ist noch immer da», sagt Albisser. Doch er sei zuversichtlich, dass die Situation diesen Frühling gelöst werde. 

Der Geruch ist wohl durch eine ungute Kombination aus Feuchtigkeit und Baumaterial entstanden, vermutet Albisser. Die Ursache ist noch immer nicht abschliessend geklärt. Es wird vermutet, dass die Gebäudehülle, die 2005 bei der Fassadensanierung angebaut wurde und die Temperatur im Innern des Hauses um ein paar Grad erhöht hat, an dieser Stelle einen Einfluss haben könnte.

Hier kracht's. Einer von 54 Proberäumen im Sedel.

Hier kracht’s. Einer von 54 Proberäumen im Sedel.

(Bild: zvg)

Mit den 50’000 Franken der Albert-Koechlin-Stiftung sei die Kriegskasse des Sedels nun wieder gut gefüllt. «Wir werden auch 2016 wieder für mächtigen Lärm sorgen».

In guter Erinnerung ist noch die Crowdfunding-Aktion im März 2015, als die Sedel-Community im Nu für die Anschaffung eines neuen Sedel-Shuttles Geld zusammenbrachte. Ziel war es, 5000 Franken für einen neuen Shuttle-Bus zusammenzubringen. Keine 48 Stunden nach Start der Aktion war das Ziel erreicht, und nach gut 20 Tagen war der Zielbetrag um das Doppelte übertroffen. Total steuerte die Sedel-Crowd 10’538 Franken für einen neuen Bus bei. Das zeigt, wie gut die Sedel-Community bei kleineren Investitionen zu sich selber schauen kann.

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