Into Orleans verlangte Vorstellungskraft

Plattentaufe ohne Platten

Into Orleans spielten im Konzerthaus Schüür. (Bild: Silvana Emmenegger)

An diesem Donnerstag tauften «Into Orleans» ihr drittes Album «Crash & Clutter». Seit Sebastian Schwarz das Projekt 2016 gestartet hat, sind die Gitarren elektronischer geworden und die Songs dringlicher. Ein düsterer Konzertabend mit wichtigen Messages.

Das dritte Album von «Into Orleans» ist ein Konzeptalbum geworden. Es handelt von Unterdrückung und Abhängigkeit. Es schneidet wichtige Themen an und verpackt sie in voluminöse Songs mit viel Triebkraft. Laut Sebastian Schwarz sei es in der heutigen Zeit «verdammt» einfach, ein Konzeptalbum zu diesen Problemen zu schreiben, und es ist ihm auch völlig gelungen.

Sorglos ist anders, aber doch schön

Wer sich also an diesem regnerischen Donnerstagabend auf den Weg in die Schüür gemacht hatte in der Hoffnung auf einen fröhlichen, sorglosen Abend, erhielt leider nicht wirklich etwas für sein Geld. Dafür bekam man fulminante Weltschmerz-Songs in hochstehender musikalischer Qualität.

Gina Été eröffnete den Abend. Auch sie hatte Songs dabei, die einige gesellschaftliche Probleme anprangern. Vielleicht war auch deshalb ihr ganzes Set, wie sie selber bemerkte, «tod-truurig». Diese traurigen Songs waren aber auch voller Hoffnung und Freude und machten ein bisschen zuversichtlich, dass sich vielleicht doch noch etwas ändert. Von einer Bratsche und einem Synthesizer begleitet, füllte Gina Étés Stimme den ganzen Raum aus. Das Publikum konnte an allen Emotionen der Künstlerin teilhaben. 

Gina Été eröffnete den Abend. (Bild: Silvana Emmenegger)

Merchandise gab es an diesem Abend keines. «Into Orleans» hatte keine Platten machen lassen (aus finanziellen oder aus modernistischen Gründen) und in Solidarisierung mit dem plattenlosen Hauptact hatte auch Gina Été ihre Platten zu Hause gelassen. Also musste sich das Publikum die getaufte Platte und den Tauf-Champagner einfach bildlich vorstellen.

Musiker durch und durch

Auch wenn ein kaputtes Gitarrenkabel ein konstantes Brummen von sich gab, war das Zusammenspiel der drei Musiker perfekt abgestimmt. Es wurde offensichtlich, dass «Into Orleans» aus drei Menschen besteht, die durch und durch Musiker sind. Fabio Erni am Schlagzeug stand mit gerissenem Kreuzband auf der Bühne und hatte die Operation extra so angesetzt, dass er das Konzert noch spielen konnte. Lukas Bircher am Kontrabass spielte mit den Fingern sein Instrument und mit seinen Füssen spielte er einen Synthesizer; und Sebastian Schwarz sang, zupfte und betätigte Tasten, als wäre es das Leichteste der Welt.

Der einzige Wermutstropfen des Abends war, dass gleichzeitig im Saal der Schüür die «Noche Cubana» in vollem Gange war und je nachdem wo man gerade stand, wurden die ruhigen Songs oder die Ansagen von leichter Salsa-Musik begleitet.

Die drei Künstler waren sich an diesem Abend ihres Einflusses als Musiker in der Öffentlichkeit bewusst. So wurden nicht nur mit den Songs, sondern auch mit den Ansagen wichtige Themen angesprochen und zum Umdenken und Hinschauen aufgefordert. Die Symbiose von lauten, treibenden Songs und ruhigen, bedächtigen gipfelte in einem dramatischen Chorus von Gitarre, Bass und Schlagzeug und entliess ein jubelndes Publikum in die regnerische Nacht (oder an die Noche Cubana).

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