CH-Premiere: Pottcast Live im Treibhaus Luzern

«Philosophiere, ässe, kiffe»

Rapper Luuk und Knackeboul im Treibhaus Luzern

Die beiden Rapper Luuk und Knackeboul gehen mit ihrem «Pottcast» auf Tour. In der Schweizer Premiere im ausverkauften Treibhaus zeigen sie, dass sie auch vor Publikum ausgelassen quatschen können. Ein Gespräch zweier Freunde auf einer Bühne.

Es ist schon etwas Schönes, nach einem guten Essen sich auf ein Sofa zu pflanzen, gemütlich einen Joint anzuzünden und mit einem guten Freund ausgiebig zu diskutieren. Genau das haben sich die Rapper Knackeboul und Luuk wohl auch überlegt und prompt einen Podcast daraus gemacht. Seit etwas über einem Jahr entlassen sie ihre Gedanken, Meinungen und Erlebnisse in den Äther des Internets.

Aus dem Kämmerlein auf die Bühne

«Pottcast» nennt sich diese ungefähre Stunde, welche die beiden jeweils hinter dem Mikrofon verbringen. Der Titel ist bereits ein Hinweis, worauf man sich hier einlässt. «Philosophiere, ässe, kiffe», heisst es im Introsong treffend. In einem freundschaftlich intimen Rahmen labern die beiden – scheinbar ohne grosses Konzept – über was auch immer sie im Moment so beschäftigt. Sei das Politik, Musik, Serien oder irgendein alltägliches Erlebnis. Garantiert sind Schwärmereien übers Essen, unzählige Anekdoten, viel Gelächter und dass jeder Wortwitz, der den ihnen auf der Zunge landet, sicher ausgesprochen wird. Die Stärke des Podcast liegt exakt dort. Es sind zwei authentische Menschen, die miteinander reden und sich nie zu ernst nehmen. Und das funktioniert so gut, weil sie sich verhalten, als ob sie wirklich ganz alleine wären, ohne den Druck performen zu müssen. Aber was, wenn das Publikum dann plötzlich dabei ist?

Nach 29 Folgen entschliessen sich die beiden den «Pottcast» auf die Bühnen der Schweiz zu bringen. Live und vor Publikum. Den Startschuss geben sie im Treibhaus, Luzern, und das ist prompt ausverkauft. Doch bevor man rausfinden kann, wie Luuk und Knackeboul sich vor Live-Publikum anstellen, eröffnet Markian Dlaboha den Abend. Das ist ein Clou der Live-Tour: An jeder der acht Vorstellungen tritt zusätzlich ein Talent (aus welchem Bereich auch immer) auf. In einem 20-minütigen Set präsentiert Dlaboha eindrücklich seine Stimm- und Loop-Akrobatik, auch wenn das bei einem sitzenden, passiveren Publikum bestimmt recht schwierig ist.

Rapper Luuk und Knackeboul bei der Schweizer Premiere ihres «Pottcast Live»

Spontan, abschweifend, genial

Und dann geht es los mit dem Podcast. Die beiden Rapper betreten ironisch-theatralisch die Bühne und lassen sich auf die Sessel in der Mitte fallen oder versinken genauer gesagt direkt darin. Jegliche Skepsis bezüglich der Integrität des «Pottcast» vor Publikum verfliegt sofort. Keine übertriebene Show, keine Extras. Die Jungs chillen bloss zwischen zwei grünen Pflanzen und labern. Genau so, wie man es vom Podcast gewohnt ist.

So wird die Ess-Erfahrung im Treibhaus mit «Gault Millieu»-Punkten bewertet (für Ambiente und Essen geben die zwei jeweils eine 5. Das Treibhaus schliesst also mit 10 Punkten ab), wobei in dieser Bewertung bereits eine Unzahl von Abschweifungen die Bekanntgabe des Endresultats in die Länge ziehen.

Sie reden über Serien, ein verschwundenes Halbtax, Trump, Kurzsichtige vor der Erfindung der Brille, die AfD, Kasperli, Kondome und vieles mehr. Es macht Spass, sich von den Tangenten mitreissen zu lassen, den Anekdoten zu lauschen, an Insiderwitzen aus vergangenen Folgen teilzuhaben, über Lifehacks und Funfacts zu staunen und beim einen oder anderen Wortwitz vehement den Kopf zu schütteln. Halt eben genau so, wie bei einer Podcast-Folge. Souverän entspannt wirken Luuk und Knackeboul auf der Bühne und sind mit Publikum mindestens so spontan und abschweifend wie ohne. Sie schaffen den Spagat zwischen intimem Gespräch und Liveshow.

Ein gemütlicher Abend unter Freunden

Es geht weniger darum, worüber sie sprechen, als darum, wie sie über die Dinge sprechen. Manchmal verlieren sie ein wenig den Faden, scheinen nicht direkt weiterzuwissen, schwimmen ein wenig im Leeren, aber finden doch immer wieder einen Weg zurück. Wenn ein Witz mal nicht landet oder ein Thema nicht ankommt, lachen die beiden  über sich selbst und machen weiter. Dabei stellen sie selber fest, wie bizarr diese Situation eigentlich ist und fragen sich, wer wohl die Merkwürdigeren sind, sie oder das Publikum. Sie sässen ja einfach da und laberten, meint Knackeboul. «Und ihr? Ihr sitzt da und hört zwei Typen zu, die labern», stellt er grinsend fest. Das Publikum lacht. Genau deswegen hört es so gerne einfach nur zu. Ein gemütlicher Abend unter Freunden.

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