30 Jahre nach Debütalbum

Philipp Fankhauser hat den Blues noch immer

Philipp Fankhauser an seiner Gitarre. (Bild: Marco Faoro)

1989 veröffentlichte der Schweizer Blues-Musiker Philipp Fankhauser sein erstes Album «Blues for the Lady». 30 Jahre später veröffentlichte er kürzlich sein nunmehr sechzehntes Album «Let Life Flow», mit dem er am Donnerstagabend bei «Das Zelt» in Zug auf der Bühne stand. Fankhauser bleibt sich treu und sorgt doch für kleine Überraschungsmomente.

Wenn man die Schweizer Blues-Szene betrachtet, führt kein Weg an Philipp Fankhauser und seiner Band vorbei. Dies merkt man bereits beim ersten Song, mit dem die fünfköpfige Gruppe ihr Set bei «Das Zelt» in Zug eröffnet. Die ganze Band wirkt von Beginn des Konzertes an gelassen und zufrieden, ja vorfreudig darauf, die neuen Songs dem Publikum zu präsentieren.

Fankhausers Stimme, mal sanft, mal rauchig-tief, aber immer auf den Punkt klingt live sogar noch ein wenig besser als auf seinen Aufnahmen und wird passend untermalt von seinen Gitarrenriffs. Die Texte, die er singt, sind bereits ab dem zweiten Refrain zum Mitsingen. Sie sind lyrisch nicht allzu kompliziert gehalten, aber überzeugen vielleicht gerade deswegen.

Ein gutes Beispiel dafür ist der von früheren Alben bekannte Song «Members Only», der es in einer neu arrangierten Version auf das aktuelle Album geschafft hat. Im Song besingt Fankhauser eine private Party, bei dem man kein Geld braucht (Don't need no money to qualify), sondern man nur sein gebrochenes Herz mitnehmen soll, um Member zu sein (Bring your broken heart, 'Cause it's members only tonight). Doch es sind natürlich nicht nur die Texte und seine Stimme, die Fankhausers Musik ausmacht.

Jeder Musiker sticht auf seine Weise heraus

Marco Jencarelli, der Band-Leader an der E-Gitarre, begeistert mit groovigen Begleitrhythmen, die immer wieder in erstaunende, auf den Punkt gebrachte Gitarrensoli ausbrechen. Einen grossen Beitrag zum «Fankhauser-Sound» leistet auch Hendrix Ackle am Keyboard und an der Hammond-Orgel.

Das Publikum war erfreut über die Darbietung der Herren. (Bild: Marco Faoro)

Mit wunderbar harmonierenden Akkorden untermalt er den Klang der ganzen Band und ist auch in seinen Solo-Parts besonders stark. Darüber hinaus begeistert Richard Spooner am Schlagzeug, der die Songs stets groovig, rhythmisch «tight» und mit unbändiger Spielfreude begleitet und gemeinsam mit dem soliden, immer lockeren Bassisten Andy Tolman der Band einen wunderbaren Boden gibt.

Anekdoten und Überraschungsmomente

Den ganzen Abend hindurch werden die Songs von kleinen Anekdoten Fankhausers begleitet. Beispielsweise ein kleiner Seitenhieb an die Musikindustrie, indem er sein neuestes Album nicht nur auf Schallplatte, sondern sogar als Kassette veröffentlicht, sozusagen als Gegenbewegung zu Streamingplattformen wie Spotify, Apple Music, etc.

Er erzählt auch davon, wie er die 2017 verstorbene Schweizer Musiklegende Hanery Amman in den 80er Jahren beim «Autostöppeln» ans Montreux Jazz Festival kennengelernt hat. Gleich darauf berührt Fankhauser mit seinem allerersten Song auf Schweizerdeutsch, ein Tribut an Amman, «Chasch mers gloube», der auch auf der neuen Platte enthalten ist. Auch ein italienischer Song, im Original von Lucio Dalla, namens «Milano» singt Fankhauser, der im Tessin aufgewachsen ist, und begeistert damit alle Zuschauer.

Junger «Special Guest»

In der zweiten Hälfte des Sets holt Fankhauser den Gitarristen Flo Bauer, der auch auf dem neuen Album mitgewirkt hat, auf die Bühne. Der sympathische junge Mann steht Fankhauser und Jencarelli aber in nichts nach und überzeugt mit einer grossen Sicherheit und unglaublichen Gitarrensoli und wirkt trotzdem sehr bodenständig und fügt sich gut in die Band ein.

Das einzige, was man an diesem Abend ein wenig bedauern könnte, ist die reduzierte Bandformation. Von Zeit zu Zeit vermisst man die Backing Vocals und das Bläserquartett, welche dem Sound Fankhausers noch einen eigenen Stempel aufgedrückt hätten. Trotzdem ist das Publikum nach der Zugabe von den Stühlen gerissen und applaudiert die musikalische Leistung mit Standing Ovations. Das Konzert zeigt auf, dass der Blues in der Schweiz unter anderem dank Fankhauser lebt und auch von jungen Künstlern wie Flo Bauer weitergetragen wird.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Marc
    Marc, 25.01.2020, 12:27 Uhr

    Was soll der Titel „ …hat den Blues noch immer“ ? Wie wenn das verwunderlich wäre. Der Mann IST der Blues. Und das seit Jahrzehnten. Und wenn er ohne ohne Backings und Horns auf dieser Tour spielt, dann findet das nur der Laienrezensent schade.

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