Luzerner Gaia veröffentlichen Debüt-Album

Perfektionisten bitten auf die Tanzfläche

Nur Disco im Kopf: Die Luzerner Elektroband Gaia. (Bild: PD)

Gaia ist die Luzerner Band der Stunde. Die vier Musiker spielen elektronische Clubmusik live auf der Bühne – mit viel Präzision und grosser Wucht. Nun steht die Plattentaufe an, und diese soll der Beginn von etwas Grossem darstellen.

Man kennt Gaia – und weiss es vielleicht nicht einmal. Man hört ab und zu Radio 3fach und unbemerkt setzen sich Songs im Gehör fest. Und jetzt, die Debüt-EP von Gaia steckt im Player, denkt man: «Verdammt! Dieser überaus catchy Song … kommt der tatsächlich aus Luzern?» So ist es dem Autor ergangen.

Es geht um «Thick Pine Wood», die Vorab-Single zum Debüt, das Gaia am 29. Januar veröffentlicht und im Südpol tauft. Nicht im kleinen Club, sondern in der grossen Halle. Die vier Musiker haben etwas vor – und es ist nicht verwegen zu sagen: Sie werden die Halle füllen.

 

Elektro mit Schlagzeug und Perkussion

Gaia hat einen exzellenten Ruf, sie sind gerade das grosse Ding der Stadt. Und dies notabene, bevor die Band, abgesehen von einigen Videos, überhaupt irgendetwas veröffentlicht hat. Gaia begeistert die Musiknerds ebenso wie die tanzwütige Masse. Sie erspielten sich diesen Ruf mit Auftritten, etwa letztes Jahr am nahen B-Sides, aber auch am M4Music in Zürich, dem jährlichen Musik-Klassentreffen auf Einladung des Migros Kulturprozent.

Der neuste Wurf: Das Video zum Song «Howl» von Roman Hodel:

 

Gaia tritt unkonventionell auf: mit zwei Männern am Rhythmus (einer am Schlagzeug, der andere an allerlei Perkussion) und zwei an Synthesizern, Gesang und weiss Gott, was da noch alles dazugehört. Es ist elektronische Musik, die für den Club gedacht und gemacht ist. Es muss ein irrwitziger Aufwand sein, all diese Gerätschaften jeweils richtig zu verkabeln.

«Pure Präzision und Konzentration», schrieb «Kulturteil» über ein Konzert 2014 im Südpol, wo sie dem Hauptact aus den USA glatt die Show stahlen. Präzision allerdings, die überaus locker von der Hand geht.

Die fünf Songs auf ihrem Debüt sind geschmeidig wie Butter – poppiger als man es von ihren Liveauftritten kennt. Und doch erzeugen sie auch ab Konserve einen dezenten Sog. Der melodiöse Gesang, das charmante Verspielte und die dezente Coolness machen sich im Küchenradio ebenso gut wie auf der Tanzfläche. «Songs» wie Goddess lassen erahnen, was für ein Fest Gaia live steigen lässt.

Die Synthesizer sind installiert

Debüt und Plattentaufe

«Howl» ist das Debüt der Luzerner Elektroband Gaia (Red Brick Chapel).

Plattentaufe und anschliessend Party mit den DJs Hardly Booked: Freitag, 29. Januar, 21 Uhr, Südpol Luzern.

Szenenwechsel: ein Besuch im Südpol, zwei Tage vor der Plattentaufe. Gaia hat ihre Gerätschaften installiert, steht auf der Bühne und feilt am Sound. Mit ihrem Mischer diskutieren sie über den richtigen Mix: Wie tönt es im Saal? Und auf der Bühne? Und dann legen sie los: Es kracht mächtig, die Bässe fahren fies in den Magen, die Synthesizer kratzen, Beats treiben an – alles ist eine Spur wuchtiger als ab Konserve, und man merkt: Diese Band braucht Raum!

Der Sound von Gaia ist aus Jamsessions entstanden. Das merkt man, wenn man ihre langen, beatlastigen, technoiden Stücke ohne Gesang hört – jene Stücke, die man nicht auf der CD findet. Die beiden Rhythmiker Florian Schneider (Drums) und Lukas Weber (Perkussion) – beide wegen der Jazzschule in Luzern gelandet – waren schnell angetan von der elektronischen Musik, als sie die beiden anderen Bandmitglieder kennenlernten: Flavio Steiger (Synthesizer und Gesang) und Silvan Reis (Synthesizer). Gaia ist eine Band im Fluss. Sie fangen mit einer Grundidee an zu spielen, spielen weiter – bis der Track Form annimmt.

Gewisse Jams wurden zu konkreten Songs, Flavio Steiger begann vermehrt zu singen – und nun tönen die fünf Songs auf der EP zugänglicher als der Rest. Warum? «Wir haben gemerkt, dass diese Songs für die Platte viel geeigneter sind als 10-minütige Instrumental-Songs», sagt Florian Schneider. Live ist das offener, da hat’s Platz. «Da ist nicht alles vorbestimmt», ergänzt Lukas Weber. Und ob die nächste Scheibe wieder so töne, das sei völlig offen.

Vom Risiko, live zu spielen

Es ist nicht einfach, den fast schon mathematisch präzisen Gaia-Sound auf die Bühne zu tragen. Einerseits für ihren Mischer, andererseits rein logistisch. «Am Anfang war es immer ein gewisses Risiko, live zu spielen», sagt Schlagzeuger Florian Schneider. Vor allem an Open Airs, wo zwischen den getakteten Acts keine Zeit bleibt für grosse Umbauten und Soundchecks.

Der Kabelsalat ist Programm. Von links: Lukas Weber (Perkussion), Flavio Steiger (Synth, Gesang), Silvan Reis (Synth) und Florian Schneider (Drums).

Der Kabelsalat ist Programm. Von links: Lukas Weber (Perkussion), Flavio Steiger (Synth, Gesang), Silvan Reis (Synth) und Florian Schneider (Drums).

(Bild: PD)

Inzwischen hat Gaia seine Abläufe optimiert: Sie haben den eigenen Techniker dabei, alle Geräte sind minutiös beschriftet, Sounds programmiert und die Band spielt mit In-Ear-Kopfhörern. Sie überlassen nichts dem Zufall und bringen sogar eigene Mikrofone mit – kein Vergleich zu einem Singer/Songwriter, der nur mit einer Klampfe anreist.

Nun ist Gaia bereit für alle Bühnen – fast alle. «Unser Sound braucht ein gewisse Grundgrösse von einem Club, sonst geht das nicht», sagt Lukas Weber, der Perkussionist. Das habe nichts mit Divenhaftigkeit zu tun, sagt er fast entschuldigend.

Es scheint, als wäre ihnen der Hype, der sich um die Band entwickelt hat, etwas unangenehm. Auf die Frage, wieso momentan alle von ihnen sprechen, lächeln sie nur – und geben sich ahnungslos: «Ist das so?»

Und was darf man im Südpol erwarten? Eine Stunde Gaia! Und natürlich eine Show. «Doch wir wissen selbst nicht, was alles passiert», sagt Florian Schneider. Nur so viel: Ihr Lichttechniker hat im Südpol zwölf Stunden aufgebaut. Alleine, um die Band ins rechte Licht zu rücken.

Video zum Song «Oblivion» von 2013:

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