Kultur
Live-Kultur trotz Corona

Nicht abgesagt! So wird der Festivalsommer in Luzern und Zug

Ob das Glücklich Festival wieder genauso aussehen wird? Wohl nicht, aber schön dürfte es dennoch werden. (Bild: zvg Pius Amrein)

Nette Sachen unternehmen; darauf mussten wir eineinhalb Jahre lang fast ganz verzichten. Auch wenn die grossen Festivals ausfallen, so gibt es in Luzern und Zug kleinere Veranstaltungen, die sich sehen und hören lassen. Drinnen und draussen, live, mit richtigen Meschen und ganz ohne Livestream. Wir versprechen es!

Genug haben wir darüber gesprochen, was alles abgeblasen wird dieses Jahr. Kein B-Sides, kein Waldstock, kein Funk am See. Zu unsicher ist die Situation rund um die Pandemie, als dass Veranstalter zum wiederholten Mal umsonst ein ganzes Festival planen. Die Kulturagenden sind leer.

Doch verzagen musst du nicht. Es gibt Möglichkeiten, diesen Sommer Kultur live zu geniessen. Wenn auch oft im kleineren Rahmen und unter der Voraussetzung, dass Kulturfreunde offen für Neues sind. Oder aber spontan.

Fusion schafft Dreiklang

Gleich diesen Samstag findet in Zug der Dreiklang statt: Drei Secret Gigs in unterschiedlichen Settings. Laura Hürlimann, die Medienverantwortliche des Anlasses erklärt auf Anfrage: «Der Abend findet grösstenteils draussen statt. Für die Konzerte wird in Gruppen die Location gewechselt und dazwischen ist genug Zeit für feines Essen und kalte Getränke auf der Sommerterrasse in der Galvanik.» Ab 18 Uhr sind die Türen offen. «Ohne wenn und aber.» Organisiert wird der Anlass von den Teams des Waldstock Festivals, der Galvanik Zug und des Rock the Docks.

Am Bach im überschaubaren Rahmen

Wer traurig darüber ist, dass die Openair-Gummistiefel heuer wohl im Schrank bleiben müssen, für den gibt es zwei Lichtblicke. In Luzern trotzden dieses Jahr nämlich zwei Festivals allen Widrigkeiten.

So planen die Macher des Festivals am Bach eine Durchführung des Events. Mitorganisator Luzi Rast sagt: «Mehrere Monate haben wir hin und her überlegt, ob wir das Openair durchführen sollen und können. Irgendwann befanden wir, dass es irgendwie weitergehen muss. Irgendjemand muss die Sache wieder ankurbeln.» Das kleine Openair findet demnach vom 26. Bis am 29. August statt. Momentane Bedingung: Nur wer ein gültiges Covid-Zertifikat oder einen aktuellen Test mitbringt, erhält Eintritt.

Rast erklärt ausserdem: «Derzeit kann man keine Tickets mehr kaufen. Die erste Session, die wir raufgeladen haben, war in Windeseile ausverkauft.» Dies, obwohl bis jetzt bewusst kein Line-Up bekannt gegeben wurde. «In verschiedenen Bereichen vor, während und nach dem Event kann man sich noch als Helferin und Helfer anmelden und so ein Teil des Festivals werden. Wir bewegen uns bei der Gästezahl aktuell um die Tausender-Grenze herum. Werden weitere Massnahmen gelockert, vergrössern wir die Kapazität und geben weitere Tickets frei. Ansonsten bleiben wir unter dieser Limite.»

Es komme den Organisatoren sehr entgegen, dass das Festival schon immer eher überschaubar war. Zudem sei es ein «Liebhaber-Projekt durch und durch», bei dem die kulturellen Aspekte über dem Profit stehen und somit alle Beteiligten hilfsbereit, flexibel und mit viel Herzblut daran arbeiten

So sah's beim Festival am Bach 2017 aus. (Bild: zvg)

Wo einem das Glück hold ist

Kurz darauf, am 4. September, findet in der Luzerner Neustadt das eintägige Glücklich Festival statt, wie der Medienverantwortliche Sandro Bläsi auf Anfrage verrät: «Wir sind voll am planen, gemäss heutigen Stand findet das Festival statt. Wir haben nie daran gezweifelt, dass wir den Anlass in sicherem Rahmen durchführen können.» Dies im Bewusstsein, dass die ganzen Vorbereitungen letztlich für die Katz sein könnten.

Doch fügt er an: «Wir haben den Vorteil, dass unser Festival nicht im Frühsommer, sondern erst im September stattfindet.» Noch will Bläsi nicht verraten, welche Acts am Openair auftreten. «Wir können nur sagen, dass es ein abwechslungsreiches, spannendes Programm wird.» Details werden irgendwann im Juli bekannt.

Zur Sicherheit habe man mehrere Durchführungsszenarien geplant. «Dies in der Hoffnung, dass, wenn sich die Lage um Corona weiterhin positiv entwickelt, beim Anlass das ganze Areal schön gefüllt sein wird.»

Kultur direkt vom Hof

Du fühlst dich noch nicht bereit für gefüllte Plätze? Kultur gibt’s auch im kleineren Rahmen. Vom 25. Juni bis am 4. Juli findet auf dem Kulturhof Hinter Musegg ein Sommerfestival statt. An sechs Abenden liest Béla Rothenbühler in seinem Roman «Provenzhauptschtadt», daneben gibt’s Musik, Performances und Spoken Word. Das alles findet teils an der frischen Luft, teils auf der Indoor-Heubühne oder im Bauwagen statt.

Kurioser Klamauk und eine kulinarische Weltreise

Nach der langen Durststrecke des letzten Jahres sehnen wir uns nach Klamauk. Diesen gibt’s unter anderem mit dem Variété Pavé. Das Surseer Freiluftspektakel gastiert vom 23. bis am 26. Juni, sowie vom 28. Juni bis am 3. Juli auf dem Luzerner Kurplatz. Die Tour Panopticum Curiosum kollidiert zwar mit den Daten der Europameisterschaft, weshalb es schwierig gewesen sei, Spielbewilligungen zu erhalten. Nichtsdestotrotz zieht der Zirkuswagen diesen Sommer durch die Schweiz.

Wer lieber mampft statt sich der Musik und dem Spektakel hinzugeben, dem sei das Streetfood Festival ans Herz gelegt. 50 Foodstände reihen sich beim gedeckten Aussenfeld des Eiszentrum Luzern aneinander, Spezialitäten aus 30 Ländern gibt es zu kosten. Ausserdem gibt’s ein Bier- und Gin-Tasting. Juheirassa.

Den Regenbogen feiern

Wir befinden uns mitten im Pride Month. Es braucht ihn dringend, wie selbst queere Menschen in der Schweiz immer wieder erfahren müssen. Toleranz ist noch lange keine Selbstverständlichkeit, Gleichberechtigung erst recht nicht. Sonst müssten wir Ende September nicht über die «Ehe für alle» abstimmen.

Als prima Einstimmung auf die Abstimmung findet zwischen dem 15. Und dem 18. September im Treibhaus das Filmfestival Pink Panorama statt. Und das zum – Obacht! – 20. Mal. «Uns ist bewusst, dass Covid-19 immer noch da sein wird. Trotzdem sind wir zuversichtlich, im September drinnen wie draussen ein würdiges Jubiläum durchführen zu können», schreiben die Organisatoren auf ihrer Webseite. Zum 20-Jahr-Jubiläum wird am Pink Panorama ein Kurzfilm über das queere Leben der Community in der Zentralschweiz gezeigt.

Verrückte Sachen

Auch für Liebhaber klassischer Musik gibt’s diesen Sommer Möglichkeiten. Und die lassen sich sehen. In Zug findet das Festival Sommerklänge an fünf Daten im Juli und August statt, teils draussen an besonderen Orten, teils drinnen am «Schärme».

Apropos klassische Musik. Der Big Player der Klassik mischt dieses Jahr ebenfalls mit. Das Lucerne Festival wird vom 10. August bis am 12. September durchgeführt, über 100 Konzerte finden während diesen vier Wochen im KKL und ganz Luzern statt. Das Motto des Sommer-Festivals, könnte besser in unsere Zeit nicht passen. «Verrückt», lautet es. Wer (noch) keinen Zugang zur klassischen Musik hat: Einfach mal wagen. Die günstigsten Tickets für ein nicht gerade experimentelles Konzert kaufen, hingehen, und gucken, was mit einem passiert.

Igitt, Kultur! Muckis müssen her!

Wer so gar nichts am Hut hat mit allem, was die Bühne so hergibt, den schicken wir zur Spitzenleichtathletik. Am 29. Juni trifft sich die Schweizer Elite in Luzern, um letzte Punkte für Olympia zu sammeln. Es handelt sich um eine Pilot-Veranstaltung, bei der maximum 800 Personen zugelassen sind. Mit dabei sind unter anderem die WM-Medaillengewinnerin Mujinga Kambundji (200m) und Ex-Europarekordhalter Julien Wanders (10’000m).

Hürdenläuferinnen bei der Spitzen Leichtathletik in Luzern. (Foto: zvg)
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