«Die Türme sind zu hoch.»

Neubau am Luzerner Theater: Chef-Jesuit erschrickt

Ob dieses neue Haus bei der Bevölkerung gut ankommt, wird sich zeigen. So soll das neue Luzerner Theater aussehen. (Bild: Ilg Santer Architekten, Zürich.)

Der Präfekt der Luzerner Jesuitenkirche zeigt sich erschrocken über das Siegerprojekt zum Umbau des Luzerner Theaters. Der Entwurf mit seinen «hohen Türmen» provoziere gewaltig.

Jetzt bewertet Hansruedi Kleiber den geplanten Neubau für das Luzerner Theater. Im Vorfeld hiess es von mehreren Seiten, der Siegerentwurf des Züricher Architektenbüros gefährde den Lichteinfall in die denkmalgeschützte Kirche. Kleiber ist seit 2006 Präfekt der Jesuitenkirche in Luzern und damit beim Kanton angestellt.

«Als ich die Visualisierung des Siegerprojekts das erste Mal gesehen habe, war ich richtig gehend erschrocken», erinnert sich der Präfekt im Gespräch mit dem «Katholischen Medienzentrum». Die Architektur des Entwurfs gefalle ihm nicht.

Einen «äusserst respektvollen Umgang» mit der Jesuitenkirche, wie ihn Stadtpräsident Beat Züsli diagnostiziert hatte, sieht er auch nicht. «Die Türme sind zu hoch und der Abstand zur Kirche ist zu klein», bemängelt der Jesuitenpater.

Sorgen um den Lichteinfall

Er sei bereits im Sonntagsgottesdienst von Gläubigen «sorgenvoll» angesprochen worden. Doch auch freudige Stimmen, die sich auf «etwas Neues» freuen, hätten ihn erreicht. Er stellt fest: «Der Siegerentwurf, für den sich die Jury entschieden hat, ist sicherlich derjenige, der am meisten provoziert.»

Auch bei der heiklen Frage des Lichteinfalls befürchtet er das Schlimmste. Der Luzerner Jurist Loris Fabrizio Mainardi hatte im Vorfeld mitgeteilt, dass der Neubau den Einfall des Sonnenlichts durch die Seitenfenster des Kirchenschiffs blockieren könnte. Er fordert daher eine Lichtstudie. Der Präfekt der Jesuitenkirche stimmt ihm zu: «Ich befürchte, dass dem so sein wird.»

Durch einen Architekturwettbewerb wurde entschieden, wer das neue, prägende Projekt bauen soll. Die Ilg Santer Architekten aus Zürich haben mit ihrem Projekt «überall» gewonnen (zentralplus berichtete). Wie zentralplus als erstes Medium berichtete, sind derzeit acht Beschwerden von Architekturbüros, die vom Wettbewerb ausgeschlossen wurden, vor Gericht hängig (zentralplus berichtete).

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6 Kommentare
  • Profilfoto von michael.gnekow
    michael.gnekow, 26.12.2022, 16:18 Uhr

    Ja, es stimmt, jedenfalls auf den ersten Blick: Das Siegerprojekt überrascht und irritiert zugleich, einerseits durch den Erhalt des bestehenden Theaterhauses (was viele Luzerner freuen wird), anderseits durch den postmodern anmutenden Anbau, dem die grosse Geste fehlt. Das mag gefallen oder auch nicht, gewöhnungsbedürftig ist es allemal. Die bisherigen Reaktionen fallen überwiegend ablehnend aus: Mal wird die Höhe der beiden Türme als Provokation empfunden, mal das Projekt als optische Katastrophe abqualifiziert, und wieder andere Stimmen wehren sich grundsätzlich gegen die Überbauung des Platzes, der starke Emotionen weckt.

    Das Siegerprojekt hat es nicht verdient, vorschnell und unreflektiert abgelehnt zu werden. Wir sollten Respekt zeigen vor der Entscheidung einer hochkarätigen Jury, die aus Stadt- und Kantonsvertretern sowie Fachleuten des Theaters, des Städtebaues, der Denkmalpflege und der Architektur zusammengesetzt war. Sie hat sich in einem mehrstufigen Auswahlprozess unter nicht weniger als 128 Projektvorschlägen auf eine Arbeit verständigt, welche den äusserst komplexen Anforderungen am besten gerecht geworden ist.

    Das ist natürlich eine Herausforderung für all diejenigen, die lieber über Volksabstimmungen zu Ergebnissen kommen möchten. Zeigen wir deshalb Vertrauen in das Preisgericht und Bereitschaft, uns auf den zur Weiterbearbeitung empfohlenen Vorschlag einzulassen. Ich tue dies gerne.

    Mich überzeugt das Weiterbauen des fortan als Foyer genutzten Bestands mit einer erweiterten neuen Theateranlage. Mir gefällt, wie der Entwurf auf seine Art auf die Massstäblichkeit der Umgebung reagiert und die Innen- und Aussenräume gut proportioniert und gesetzt hat. Was die Nähe zur Jesuitenkirche betrifft, sei einmal mehr auf die Geschichte des Theaterplatzes hingewiesen, der bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts mit dem Freienhof überbaut war und seither, von der gegenwärtigen Zwischennutzung abgesehen, von der Öffentlichkeit nie genutzt wurde.

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    • Profilfoto von Loris Fabrizio Mainardi
      Loris Fabrizio Mainardi, 26.12.2022, 21:31 Uhr

      «Einmal mehr» werden die Fakten um «die Geschichte des Theaterplatzes» bzw. den Freienhof – ob aus Vorsatz oder Fahrlässigkeit – ungebührlich simplifiziert:

      https://www.zentralplus.ch/blog/architektur-blog/vom-kreuz-mit-dem-theater-oder-vom-theater-um-das-kreuz/

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  • Profilfoto von Ex-BoomerIn
    Ex-BoomerIn, 22.12.2022, 14:00 Uhr

    Gott Gnade wenn sich der Pfaffe in architektonische Diskurse einschaltet. Wir haben Trennung von Staat und Kirche und die Meinung eines Jesuiten ist in diesem Zusammenhang echt irrelevant.

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  • Profilfoto von Stadt Luzerner
    Stadt Luzerner, 21.12.2022, 23:46 Uhr

    Wo ist der Rüegg mit seinem Schein-Verband? Hier wäre eine Einsprache angebracht und nicht beim Pilatus-Tower! Wenn dieser Klotz an dieser Lage von den Ämtern bewilligt wird, dann sollten diese sich auf Lebzeiten ruhig halten, wenn irdendwo in der Altstadt irgendein Privater ein Pfosten einschlägt oder ein Fenster abändert.

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  • Profilfoto von Urban
    Urban, 21.12.2022, 21:24 Uhr

    Wäre ganz peinlich, wenn die Architekten und Stadtregierung beim Projekt die direkte, wichtige Nachbarschaft nicht mit einbezogen hätten und bereits vorgängig sich nicht um das wichtige Thema Lichteinfall gekümmert hätten. Gibt es dazu schon Fakten? Auch wenn’s die Linken gar nicht gerne hören, auch kirchliche Bauten gehören zu unserer Kultur und sind immer noch ein Teil unserer Kultur. das 90% das Projekt so oder so schrecklich finden, haben die Rückmeldungen auf diversen Kanälen gezeigt. Einziger Weg: Übungsabbruch und akzeptieren, dass wohl ein Bau ausserhalb der wunderbaren Altstadt noch eine kleine Chance beim Souverän, also dem Volk, hätte.

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  • Profilfoto von Quasimodo
    Quasimodo, 21.12.2022, 15:45 Uhr

    Der Gegensatz zwischen modern und antik muss sich nicht unbedingt beissen und kann auch inspirierend sein. Im Falle des Siegerprojekts sehe ich drei wuchtige und überdimensionierte Bauklötze neben der barocken Jesuitenkirche. Dieses Projekt kann in Punkto Hässlichkeit nicht mehr überboten werden.

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