Luzerner Newcomerin zeigt sich verletzlich

«Nani Heart» – Gesang aus einer anderen Welt

«Spirituell-urban» – das passt ziemlich gut zur Luzerner Sängerin Susanne Laura Kaufmann alias «Nani Heart».

(Bild: Vero Bürgi)

Sie singt Mantras und sie will damit die Herzen berühren. Und doch ist Susanne Laura Kaufmann ein echter Stadtmensch. Mit ihrer aussergewöhnlichen Musik will sie jetzt an die Öffentlichkeit, obwohl ihr dabei das Herz in die Hose rutscht.

Mit geschlossenen Augen steht sie an der Wand in der Heiliggeistkapelle in Luzern und singt. Versunken in das Lied und die Akustik, bemerkt sie nicht, dass die Türe aufgegangen ist. Mit ihrer feinen, fast zerbrechlichen Stimme nimmt sie sofort den Raum ein – man hält unwillkürlich den Atem an.

Susanne Laura Kaufmann, Nani genannt, ist eigentlich Lehrerin an einer Heilpädagogischen Schule im Kanton Luzern. Sie singt seit fast 20 Jahren und hat seit 2015 schon einige Konzerte in Luzern und im Ausland gespielt. In ihrer Heimatstadt ist sie trotzdem noch fast unbekannt.

Nichts für die Hitparade

Selbst in ihrem Umfeld wissen viele gar nicht, dass sie singt. Sie habe es nie an die grosse Glocke gehängt, sagt sie und man glaubt ihr gleich. Ihre sehr zurückhaltende und ruhige Art lässt die Sängerin jünger wirken als ihre 30 Jahre. Richtig schüchtern ist sie zu Beginn und erst nach einem Kaffee taut sie langsam auf.

«Ich bin ein absoluter Stadtmensch.»

Genauso ruhig wie sie, ist auch ihre Musik. «Schlicht und pur», nennt sie sie selbst. Es sei definitiv keine Barmusik. «Ich glaube auch nicht, dass meine Musik in die Hitparade passt», so Kaufmann. Doch das sei auch nicht ihr Ziel. Sie wolle Herzen berühren. «Deshalb ist es egal, ob ich für eine Person oder für 50 Leute singe.» 

Mantras und Ahnenlieder

Die Konzertlocations, an welchen die Luzernerin unter ihrem Künstlernamen «Nani Heart» bisher aufgetreten ist, sind alles, nur nicht gewöhnlich. Ihr erstes Konzert gab sie in einem Yogaraum. Sie singt immer wieder auch in einem Sterbehospiz für die Sterbenden und ihre Angehörigen. «Der Rahmen ist immer die Stille.» Die Lieder sind Mantras, indianische Ahnenlieder oder eigene Songs, inspiriert von Erlebnissen und Gedanken.

Konzert

Um ihr Crowdfunding zu pushen, gibt Nani Heart am 26. November ein Konzert in der Heiliggeist-Kapelle in der Stadt. Das Konzert ist gratis, doch die Plätze sind beschränkt.

Das Spirituelle fliesse durch die Musik auch in ihr Leben ein, und doch sagt sie ganz klar: «Ich bin ein absoluter Stadtmensch», und erzählt vom Hiphop-Konzert, welches sie am gestrigen Abend besucht hat. «Spirituell-urban», nennt sie ihre «Schiene».

Sie selbst habe nur ein Jahr lang Yoga praktiziert – Bikram-Yoga. Auf die Frage, wie das denn so gewesen sei, antwortet sie trocken: «Heiss» und lacht.

«Bei mir gibt es keine Show. Das macht verletzlich.»

Modisch passt sie nicht ganz ins Bild einer «Mantra-Sängerin». Für Auftritte und Shootings dürfe sie künftig sogar Haute Couture-Stücke von LuCouture tragen, sagt sie und freut sich sichtlich.

Wie tausend Tode

Es habe eine Weile gebraucht, bis sie sich der Wirkung ihrer Stimme bewusst geworden sei. Gebucht wurde sie stets von Menschen, die sie bereits gehört hatten oder welchen sie von Freunden empfohlen wurde. «Ich habe auch nie Werbung gemacht oder von mir aus Konzerte organisiert.» Das wohl auch wegen ihrer riesigen Nervosität. «Jeder Auftritt ist wahnsinnig aufregend für mich. Ich sterbe jedes Mal tausend Tode», so die Sängerin. 

Kein Wunder, meint sie, denn beim Singen gibt Nani Heart viel von sich preis. «Bei mir gibt es keine Show. Da bin nur ich und meine Stimme. Das macht verletzlich», betont sie.

Doch die Erfahrungen an Konzerten, die Menschen, seien ihre Motivation. «Die Reaktionen der Leute bei Konzerten berühren mich sehr. Die Emotionen, die hochkommen, sind oft völlig ungefiltert.»

«Nani» Kaufmann im Luzerner Seebecken.

(Bild: Vero Bürgi)

Kreatives Umfeld

Im vergangenen Jahr sind nun ihre eigenen Songs entstanden, ihre Herzlieder. Tagebucheinträge und Melodien wurden zu ihren eigenen Mantras. «Ich wollte raus damit und mehr Menschen erreichen. Doch ich wusste nicht, wie ich das angehen sollte.» Mit dem Künstlerpaar Queenkong aus Luzern, das nach einem Konzert komplett begeistert auf sie zukam, fand sie die Unterstützung, die sie brauchte. Mit deren Hilfe und mit ihrer in der Öffentlichkeit stehenden Familie hat sie nun die perfekte Startposition. Denn Kaufmanns Schwester Luigina ist mit dem umtriebigen Luzerner Gastronomen Moritz Stiefel verheiratet. «Hätte ich nicht dieses belebte, kreative Umfeld, würde ich wohl zu Hause sitzen und für mich alleine singen.» Doch mit deren Support wage sie sich nun heraus.

Von der Musik zu leben, sei derzeit noch kein Thema, aber träumen dürfe man ja, sagt Nani Heart. «Ich liebe meinen Beruf. Bei den Kindern etwas bewirken zu können, ist eine grossartige Aufgabe. Aber wenn ich mit meiner Musik mehr Menschen erreichen und sie berühren kann, dann hätte ich nichts dagegen, wenn dieser Teil mehr Platz in meinem Leben einnehmen würde.»

 

Mantras und Delfine

Doch wie kommt man überhaupt auf die Idee, Mantras zu singen? Sie sei durch eine Delfinreise auf dem Roten Meer dazu gekommen. Auch die Ukulele lernte sie auf dem Schiff kennen und spielen. Sphärische Musik, feiner Gesang und Schwimmen mit Delfinen, passender geht es kaum.

Vorher habe sie vor allem Soul- und Singer-Songwriter-Lieder gesungen. «Das sind ja auch schöne Lieder, aber oft geht es dabei um Herzschmerz», erklärt sie und ergänzt: «Bei den Mantras ist der Fokus ein anderer.» Man tue sich etwas Gutes durch den Gesang. «Es ist wie Meditation.»

Nani Heart testet die Akustik in der Heiliggeistkapelle.

Nani Heart testet die Akustik in der Heiliggeistkapelle.

(Bild: jav)

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