Vom ersten Fussschutz des Menschen über die römische Militärsandale bis hin zu den noblen Stiefeln des Mittelalters: Die Sonderausstellung «Der Schuh» begibt sich auf die Spuren der menschlichen Fussbekleidung und besticht durch Vielseitigkeit, aber auch durch ihren regionalen Ansatz.
Die Sonderausstellung «Der Schuh» präsentiert Schuhfunde aus fünf Jahrtausenden und ist zweigeteilt. So findet man einerseits die Nachbildung einer Werkstätte, in der die verschiedenen Werkzeuge präsentiert werden, die für die Schuhherstellung gebraucht werden. Andererseits gibt es den Museumsbereich selbst, der mit Vitrinen und Informationstafeln ausgestattet ist.
Urgeschichtliche Techniken in der Schuh-Werkstatt
Filme übers Schuhmachen
Eher für die Erwachsenen sind die zwei Videos, die ebenfalls in der Werkstatt gezeigt werden. Während das eine ohne Text und mit nur Musikuntermalung auskommen muss, ist das andere ganz im Stil eines Dokumentarfilms gehalten.
An Informationsgehalt gibt der sprachlos gehaltene Film nicht allzu viel her. Die Darstellung vom Herstellungsprozess eines eleganten Herrenschuhs wirkt von der Konzeption her wie einer der vielen romantischen Werbefilme, denen das Fernsehpublikum regelmässig ausgesetzt ist.
Der zweite Film ist vom Charakter her ganz anders und soll wohl zum kritischen Mitdenken als Konsument anregen. Passend dazu findet man ein von der Erklärung von Bern herausgegebenes Magazin mit einem Artikel zu den Schuhfabriken Osteuropas.
Seltene Funde, wenig Besucher
Die eigentliche Ausstellung zu den Schuhen ist eher klein und war zum Zeitpunkt der Visite nur wenig besucht. Ein Besuch lohnt sich für alle, die an solch seltenen archäologischen Funden interessiert sind.
So erhält man viele aufschlussreiche Infos über die Schuhherstellung und Schuhmode von der Jungsteinzeit bis zum Mittelalter. Etwa dass Schuhtypen in römischer Zeit eine Diversifizierung erfuhren oder wie die Herstellung komplexer wurde.
Auch archäologische Funde aus Baar werden thematisiert. Diese sind umso interessanter, als sie zu neuen Erkenntnissen führten in Bezug auf die frühmittelalterliche Schuhmode bei den Frauen. Man weiss nun, wie Schuhe und Wadenbinden damals getragen wurden. Um zu diesen Informationen zu gelangen, muss man allerdings Texte lesen können, die für Kinder nur schwer verständlich sind.
In dem Fussstapfen von Menschen vergangener Zeiten
Für die jungen Gäste gibt es Schuhe zum Anfassen und Anprobieren. So wird die Gelegenheit geboten, von leiser klassischer Musik begleitet jungsteinzeitliches, römisches oder mittelalterliches Schuhwerk auszuprobieren, mit diesen über einen Laufsteg mit verschiedenen Bodenbelägen zu defilieren und damit deren Bequemlichkeit zu testen.
Eine Brücke in die Gegenwart schlägt ein Ausschnitt der heutigen Schuhvielfalt. Zu sehen sind Schuhe von prominenten Zuger Sportlern, Ikonen der Schuhgeschichte, Schuhe aus Schweizer Produktion und mehr.
Alles in allem ist es eine gelungene Ausstellung. Es wird nicht nur Vergangenheit und Gegenwart verbunden, auch Theorie und Praxis halten sich die Waage. Wer noch mehr über die konkreten Ausstellungsinhalte wissen möchte, liest unseren Damals-Blog.
Die Ausstellung dauert bis am 5. Juni 2017 und ist in der Regel dienstags bis sonntags von 14 bis 17 Uhr offen. Auch das Rahmenprogramm ist vielfältig: So können zum Beispiel alle ab 12 Jahren im Schuhmacher-Workshop unter kundiger Anleitung ihr eigenes Paar Schuhe fertigen.