Treibhaus-Chefin blickt zurück

Eine Ära geht zu Ende: Corinne Imbach verlässt das Treibhaus

Nach fünf Jahren als Treibhaus-Chefin widmet sich Corinne Imbach einem neuen Lebensabschnitt. (Bild: Jan Rucki)

Es ist ein Haus des Wandels und der jungen Generationen, die Kultur erschaffen: das Treibhaus am Luzerner Spelteriniweg. Seine Leiterin Corinne Imbach verlässt es nun nach beinahe fünf Jahren. Ein Gespräch über Geschehenes und Bevorstehendes.

Schnell merken wir, wenn wir mit Corinne Imbach über ihren Abgang im Jugendkulturhaus Treibhaus im Luzerner Tribschenquartier sprechen, dass sie mit dem Haus noch längst nicht abgeschlossen hat. Sie wird sie noch einige Zeit in ihrer Seele haben, die vielen Eindrücke und Erfahrungen. Doch sie hat nach knapp fünf Jahren als Chefin einen bewussten Entscheid gefällt – für sich und das Haus (zentralplus berichtete).

Von der Offenheit und vom Bauen

Als externe Veranstalterin hat Imbach das Treibhaus kennengelernt (zentralplus berichtete). «Bereits damals habe ich das Kulturhaus für seine Offenheit geliebt, ich konnte mich regelrecht ausleben», erzählt sie im Gespräch mit zentralplus. «Und auch als ich vor knapp fünf Jahren die Seite gewechselt habe und seither das Treibhaus leite, wurde dieses Empfinden meinerseits nicht minder gross.»

Für Imbach war immer klar: «Diese Offenheit will ich weiterleben.» Und das scheint ihr gelungen zu sein: Seither ist viel gegangen im Treibhaus. Neue Formate sind entstanden, viele verschiedene Personen gingen in diesen Jahren im Haus ein und aus. «Und ich glaube, dass meine Zeit sowas wie eine Bauära war», meint Imbach schmunzelnd. «Wir haben im Haus viele Renovationen vorgenommen, eine Treppe zum benachbarten Theaterpavillon gebaut, die Umzäunung komplett neu designt sowie den Garten umgebaut und noch einladender gestaltet.»

Das Treibhaus: eine Talentschmiede

Im Zentrum der tollen Erinnerungen, die Imbach bleiben, stehen aber klar die vielen verschiedenen Veranstaltungen, die im Haus stattgefunden haben. Und natürlich die Menschen, die dahintersteckten. «Eines von unzähligen persönlichen Highlights war etwa die Veranstaltung rund um den Dokumentarfilm ‹Raving Iran›, die im Frühling 2018 bei uns über die Bühne ging. Wir hatten ein volles Haus mit bunt durchmischtem Publikum, es wurde von eingeladenen Personen iranisch gekocht und von unseren Gästen geschlemmt.»

Auf das Essen folgte die Vorführung des Dok-Films sowie eine nachfolgende Podiumsdiskussion. Schliesslich endete der Abend in einer langen Partynacht mit einem DJ-Set der beiden Filmprotagonisten aus Iran. «Das war einfach wunderbar.» Und schliesslich seien es die unzähligen Momente, in denen man nach der Arbeit hängengeblieben ist und bei Bier und Wein verweilte. «Und unsere Backstagepartys!» Alles das wird Imbach vermissen.

«Schon immer war es unser Ziel, die Menschen weiterzubringen.»

Corinne Imbach, Geschäftsleiterin Treibhaus Luzern

Nebst viel emotionalen Höhen- und Tiefflügen konnte das Treibhaus an einer seiner grossen Aufgaben arbeiten: an der Ausbildung der jungen Aktivistinnen. «Schon immer haben junge Personen in unserem Team gelernt, Gäste zu bedienen, Konzerte abzumischen, Dinge zu reparieren oder Veranstaltungen zu organisieren. Und schon immer war es unser Ziel, die Menschen weiterzubringen.» Stolz erzählt uns Imbach von Treibhaus-Abgängerinnen, die in relevanten Positionen in grösseren Konzerthäusern, in Festivalleitungen, beim Radio 3fach oder auch im Grossen Stadtrat Luzerns landeten.

«Mit ausgearbeiteten Ausbildungskonzepten konnten wir ausserdem in den letzten Jahren unsere Ausbildungsfunktion weiter professionalisieren. Das führt auch dazu, dass wir in einem sehr guten Austausch mit anderen Kulturhäusern der Stadt sind, da nicht selten unsere Leute, wenn sie sich hier genügend entfalten konnten, weiter ziehen und oft in einem der Häuser laden», so Corinne Imbach.

«Dem Haus tut frischer Wind gut, denn davon lebt unser Jugendkulturhaus nun mal.»

Corinne Imbach, Geschäftsleiterin Treibhaus Luzern

Die Reise führt Corinne Imbach aus dem Treibhaus

Und was lernte Corinne Imbach während ihrer Zeit als Treibhaus-Leiterin? «Oh, so vieles. Ich lernte beispielsweise, was es heisst, in einer Führungsposition mit unterschiedlichsten Menschen umzugehen. Und wie ich sinnvoll und zielführend kommuniziere – von der Aktivistin bis zum Politiker.» Nicht zuletzt wegen Corona war das immer wieder eine komplexe, anspruchsvolle und teilweise auch etwas zermürbende Angelegenheit. «Und ich hatte täglich mit Menschen zwischen 16 und 80 Jahren auf dem Buckel zu tun. Allen gerecht zu werden und die richtige Sprache zu finden war immer wieder eine Herausforderung, die ich aber leidenschaftlich gerne gemacht habe und die mir viel gegeben hat.»

Nun zieht Corinne Imbach weiter. «Eigentlich bin ich hier bis heute eine Aktivistin geblieben, einfach auf der Geschäftsleitungsebene. Ich konnte mich hier weiterentwickeln und das Haus für eine Zeit prägen. Nun ist aber der Zeitpunkt gekommen, an dem ich neue Herausforderungen brauche.» Und diese Veränderung sei auch wichtig für das Treibhaus selbst: «Dem Haus tut frischer Wind gut, denn davon lebt unser Jugendkulturhaus nun mal.» Ab Juli wird Imbach irgendwo auf der Welt anzutreffen sein. «Mein nächster Plan ist es, erstmal keinen Plan zu haben.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Ruedi Wigger
    Ruedi Wigger, 15.02.2022, 19:31 Uhr

    Aber jetzt habt ihr eine neue topmotivierte Leiterin gewählt, bravo!! Melanie Reber viel Erfolg, Du bist genau die richtige Person für diesen Job, viel Glück dein Tio

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