Sonntagskrimi «Freitod» befeuert heikles Thema

Luzerner Tatort: Noch nicht ausgestrahlt, schon heiss diskutiert

Im neusten Luzerner Tatort wird das umstrittene Thema Sterbehilfe behandelt. (Bild: SRF/Daniel Winkler)

 

Diesen Sonntag stellt der neuste Luzerner Tatort ein heikles Thema in den Fokus: die Sterbehilfe. Nachdem in den letzten Jahren immer mehr Menschen zum Sterben in die Schweiz reisen, wird der Sonntagskrimi wohl besonders in Deutschland hohe Wellen werfen.

Eine Deutsche reist mit ihrer Tochter in die Schweiz, um hier zu sterben. Sie wird von einer Organisation empfangen und würdevoll in den Tod begleitet. Doch am nächsten Tag wird eine der Sterbehelferinnen tot aufgefunden, brutal erschlagen. Die Ermittlungen führen die Tatort-Kommissare zwischen die verhärteten Fronten von Befürwortern und Gegnern der Sterbehilfe.

Der kommende Luzerner Tatort vom Sonntag, 18. September, garantiert aufwühlend zu werden.

Immer mehr «Sterbetourismus»

In vielen Ländern ist die Sterbehilfe verboten. In der Schweiz hingegen ist sie legal. Ein Grund für viele Verzweifelte aus Europa, sich für den letzten Weg in die Schweiz zu begeben. Schon vor der wieder aufgeflammten Diskussion 2015 in Deutschland sind die Zahlen der ausländischen «Sterbetouristen» in der Schweiz stark angestiegen. Zwischen 2008 und 2012 hat sich die Zahl sogar verdoppelt – auf ingesamt über 600 Menschen. Vor allem Deutsche und Engländer reisen zum Sterben in die Schweiz.

Die Voraussetzung für eine Freitodbegleitung ist bei allen Organisationen in der Schweiz ein schweres Leiden mit hoffnungsloser Prognose. Aus rechtlichen Gründen müssen Sterbewillige zudem urteilsfähig sein, nicht aus dem Affekt heraus und ohne jegliche Fremdbeeinflussung handeln, und sie müssen in der Lage sein, den Suizid eigenhändig auszuführen.

Wir zögern nicht mit Kritik

Wie bei den letzten Luzerner Folgen wird zentralplus auch auch diesen Sonntag eine Kritik zum Tatort liefern. Und natürlich darf auch das Beste aus dem obligaten Twitter-Gewitter nach dem «Tatort» auf zentralplus nicht fehlen.

Landesweite Zahlen für die Zeit nach 2012 sind nicht zu finden. Schaut man sich aber bei den Sterbebegleitungs-Organisationen um, zeigt sich bei den einzelnen ein weiterer Anstieg von mehr als 10 Prozent bis 2015. Und für 2016 wird ein weiterer, grösserer Anstieg erwartet, da Ende 2015 eine Verschärfung des Verbots in Deutschland eingeführt wurde.

Heftige Reaktionen schon im Vorfeld

Klar ist deshalb: Mit dem Bewusstsein für den sogenannten «Sterbetourismus» in Europa wird der Tatort «Freitod» einige Diskussionen anregen. Der Film wird die Sterbedebatte der letzten Jahre nochmals neu befeuern, die vor allem in Deutschland heftig und emotional geführt wird. Und auch in der Schweiz hat nur schon die Ankündigung des Films für hitzige Aussagen gesorgt.

Heftig auf den «Tatort» reagiert zum Beispiel Giuseppe Gracia, Sprecher des Bischöflichen Ordinariats Chur im «Blick»: «Selbsttötungsorganisationen vermitteln gerne das Bild des sanften Todes. Wenn es einen Mord in diesem Milieu gibt, wird deutlich, dass es in diesem Business um Tötung geht, also gewalttätige Handlungen.»

Regisseurin will Exit beitreten

Inszeniert wurde die Geschichte von der Regisseurin Sabine Boss. Die Schweizer Filmemacherin ist seit 15 Jahren als freischaffende Autorin und Regisseurin für Film, Fernsehen und Theater tätig. Einen grossen Erfolg feierte die 50-Jährige 2014 mit «Der Goalie bin ig», der mehrfach preisgekrönten Verfilmung des gleichnamigen Romans von Pedro Lenz.

Der Film sei keine Werbung für eine der beiden Seiten, sagt die Regisseurin. Man habe auf keine Fall schwarz-weiss malen wollen. Gegenüber «Blick» sagte sie aber klar: «Das Thema hat mich sehr bewegt. Ich werde Exit beitreten.»

Ob es der Regie nun gelungen ist, beiden Seiten und Haltungen gerecht zu werden, wird sich am Sonntag zeigen. Emotional wird es sowieso, und wahrscheinlich werden beide Seiten ihre Argumente, die Darstellung ihrer Vertreter oder die Kritik an ihrer Haltung in den falschen Hals bekommen.

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