HSLU streicht Studiengang

Luzern bildet keine Kulturmanagerinnen mehr aus

Christian Ritter ist Vizedirektor der Hochschule Luzern – Design & Kunst. (Bild: HSLU)

Die Hochschule Luzern stellt im Januar das ganze HSLU-Weiterbildungsangebot zum Thema Kulturmanagement ein. Die Corona-Pandemie ist nicht ganz unschuldig an der Entscheidung.

Das wars: Die Hochschule Luzern (HSLU) stellt nach 22 Jahren das Weiterbildungsangebot zum Thema Kulturmanagement ein. Das bestätigt Christian Ritter auf Anfrage von zentralplus. Ritter ist Vizedirektor der Hochschule Luzern am Departement Design & Kunst und leitet den Bereich Interdisziplinarität und Transformation.

Betroffen von der Einstellung ist der MAS (Master of Advanced Studies) Kulturmanagement, sowie die drei CAS-Programme (Certificate of Advanced Studies), aus welchen sich der MAS zusammensetzt. 

Das Departement Design und Kunst lancierte den ursprünglichen Nachdiplomkurs «Kulturmanagement Praxis abc» im Jahr 2000. Durch den Ausbau der Inhalte wurde der Kurs in ein MAS überführt. Die erste MAS-Verleihung fand im Januar 2004 statt. 

HSLU konnte Angebot nicht mehr kostendeckend durchführen

«In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Teilnehmenden stetig gesunken», begründet Christian Ritter. Bis sich gegen Ende abgezeichnet hat, dass die HSLU das Angebot nicht mehr kostendeckend durchführen kann, wie dies der gesetzliche Leistungsauftrag von Fachhochschulen vorsieht. 

«In den vergangenen Jahren ist die Anzahl der Teilnehmenden stetig gesunken.»

Christian Ritter, Vizedirektor HSLU Design & Kunst

Doch auch die Pandemie, die bekanntlich die Kulturbranche mit voller Wucht getroffen hat, ist nicht ganz unschuldig daran. Die Auswirkungen seien immer noch gross, so Ritter. «Insbesondere in den Bereichen mit hoher Publikumspräsenz hat die Pandemie zu teilweise erheblichen Umwälzungen und Unsicherheiten geführt, auch was die finanziellen Möglichkeiten von Kulturschaffenden und -betrieben betrifft.»

Hinzu kommt die Digitalisierung. Dadurch würden neue Arbeits- und Organisationsformen entstehen sowie neue Möglichkeiten, mit dem Publikum zu kommunizieren. «Diese Bedürfnisse müssen künftige Weiterbildungsangebote im Bereich Kulturmanagement ins Zentrum stellen», so Ritter.

Das sagt die Luzerner Kulturszene dazu

Was bedeutet der Wegfall des Studiengangs für die Luzerner Kulturszene? Wir fragen nach bei Gianluca Pardini, dem Geschäftsleiter der IG Kultur Luzern. «Wir bedauern, dass das HSLU-Weiterbildungsangebot in Kulturmanagement nicht mehr weitergeführt wird», sagt Pardini.

«Einige Kulturschaffende haben sich umorientiert, zudem kehrt das Publikum für Kulturveranstaltungen nur zögerlich zurück.»

Gianluca Pardini, Geschäftsleiter IG Kultur

Kultur- und Kunstschaffende könnten im Kanton Luzern auf ein breites Bildungsangebot und renommierte Schulen zurückgreifen. Der Wegfall des Angebots hinterlasse eine Lücke. «Der Kulturmanagement-Studiengang der HSLU war insbesondere für die strategische Führung in Kulturinstitutionen, aber auch den persönlichen Werdegang von selbständig erwerbstätigen Kulturschaffenden enorm wichtig.»

Das Publikum bleibt Theater und Konzerten oft immer noch fern

Pardini betont, dass sich die Kulturbranche noch nicht ganz erholt hat von Corona. «Einige Kulturschaffende haben sich umorientiert, zudem kehrt das Publikum für Kulturveranstaltungen nur zögerlich zurück. Die Publikumszahlen sind noch lange nicht auf dem Niveau wie vor Corona.» Das zeigt auch eine Umfrage von «L'Oeil du public», die unter anderem im Auftrag des Bundesamtes für Kultur zum vierten Mal durchgeführt wurde.

Diese zeigte im Oktober 2022 folgendes Bild: 18 Prozent der Kulturschaffenden haben ihre Tätigkeit infolge Corona aufgegeben. 53 Prozent der Befragten gaben an, sich an zu Hause gewöhnt zu haben und inzwischen weniger Kulturveranstaltungen zu besuchen. Je älter die Befragten, desto stärker gingen die Besuche zurück.

Auch finanzielle Gründe tragen eine entscheidende Rolle. 30 Prozent wollen ihre Ausgaben für die Kulturbesuche reduzieren, 53 Prozent beibehalten. Allerdings hat sich die Lage auf nationaler Ebene entspannt: Im September 2020, also mitten in der Corona-Krise, waren es noch 55 Prozent, die weniger Geld für Kulturbesuche ausgeben wollten.

«Die Ticketverkäufe sind bei Musik- und Theaterveranstaltungen teilweise immer noch auf einem tiefen Niveau, das entspricht einer Dynamik im ganzen europäischen Raum», so Pardini dazu. «Insbesondere Konzert-Veranstaltende haben Mühe und überlegen sich derzeit neue Formate, um noch weitere Publikumskreise anlocken zu können.»

Gianluca Pardini, der Geschäftsleiter der IG Kultur Luzern. (Bild: zvg)

HSLU tüftelt an neuen Kulturmanagement-Studiengängen

Auch der HSLU ist bewusst, dass die Kulturszene den Wegfall des Studiengangs bedauert. Die Weiterbildung ist gemäss Ritter durch sein langes Bestehen, aber auch durch die Absolventen und Dozentinnen im regionalen Kulturbereich «sehr gut verankert». So bekam die HSLU auch Rückmeldungen, dass der Wegfall bedauert werde.

Doch allzu traurig muss die Kulturszene nicht sein: Das Departement der HSLU entwickelt neue Formate im Austausch mit Vertreterinnen der Schweizer Kultur- und Kreativ-Branche. «Das Nachfolge-Angebot zu den bisherigen Kulturmanagement-Weiterbildungen wird voraussichtlich in der ersten Hälfte 2024 starten», so Ritter abschliessend.

Verwendete Quellen
  • Input Lesereporter
  • Schriftlicher Austausch mit Christian Ritter von der HSLU
  • Telefonat mit Gianluca Pardini
  • Umfrage zu Kulturbesuchen vom Oktober 2022
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3 Kommentare
  • Profilfoto von M. Moser
    M. Moser, 25.01.2023, 16:43 Uhr

    Der Münchner Komiker Karl Valentin (Fey) prägte folgenden Satz, der eigentlich bis heute seine Gültigkeit nicht verloren hat
    «Kunst kommt von können, käme sie vom wollen hiesse sie Wunst.»

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  • Profilfoto von Luciano Dietschi
    Luciano Dietschi, 24.01.2023, 13:35 Uhr

    «Der Kulturmanagement-Studiengang der HSLU war insbesondere für die strategische Führung in Kulturinstitutionen» enorm wichtig. Hier wurde also vom Staat geleert (pardon gelehrt) und festgelegt, was Kunst ist und wie sie zu interpretieren ist. Ich habe schon mal darüber geschrieben, wie Kunst zu Gunst verkommen ist. Während der Plandemie ist kaum ein Künstler gegen die von oben diktierten massiven Einschränkungen aufgestanden. Nicht mal in einem rechtlich korrekten Rahmen, weil fast alle vom Staat abhängig sind. Stipendien, Werkbeiträge, Leeraufträge, pardon Lehraufträge, Ankäufe etc. Die Künstler, die bisher (fast) immer für Freiheit eingestanden sind, kuschten diesmal und verstummten. Die heutigen Werke bestechen durch Beliebigkeit, Belanglosigkeit, eine Bedeutung wird von staatlich ausgebildeten strategischen Führern künstlich herbeigezaubert und dem Publikum narratiert. Erinnert mich irgendwie an LGBTQ. Divers und beliebig. Man kann diese Realität mögen oder nicht, dies als Kunst zu bezeichnen ist nicht mehr zulässig. Es braucht einen neuen Begriff dazu, der sich zur bisherigen Kunst abgrenzt. Die Bezeichnung Gunst, ist sicherlich despektierlich, und will hier nur die Abhängigkeiten aufzeigen. Ich kritisiere die Einmischung des Staates in alle Lebensbereiche und deren Kontrolle wie Gesundheit, Wirtschaft, Denken, Überwachung. Die Zensur überlässt er im Moment noch den privaten Medien, finanziert sie jedoch mit, u.a. mit Plandemiebeiträgen und Zwangsfinanzierung vom SRF. Die Medien insgesamt sind zu Sprachrohren der Regierung geworden. Der Staat hat sich verselbstständigt und kontrolliert uns, statt umgekehrt. Der finale Schritt ist in Arbeit und wird das mit der Einführung einer digitalen Währung und Abschaffung des Bargeldes perfektioniert. Wo sind die Leute, die sich dagegen stellen?

    Nicht umsonst sucht die HSLU neue digitale Wege für eine Kunstvermittlung – welch euphemistischer Kniff – zur Beherrschung einer Gruppe von schwierig zu kontrollierenden Mitmenschen, die in der Vergangenheit immer Störenfriede in einer selbstherrlich agierenden Gesellschaft waren. Auch der Narr am Königshof muss verstummen. Widerrede ist nicht mehr gestattet.
    Die zum Skandal heraufstilisierte Aktion von Thomas Hirschhorn im Jahre 2004 in Paris war vermutlich der Auslöser Kunst definitiv zu kontrollieren.

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  • Profilfoto von Peter Bitterli
    Peter Bitterli, 23.01.2023, 12:36 Uhr

    „Das Departement Design und Kunst lancierte den ursprünglichen Nachdiplomkurs «Kulturmanagement Praxis abc» im Jahr 2000.“. Das ist völlig korrekt. Der Kurs wurde damals aus dem Boden gestampft, um all den fachlich qualifizierten, aber unakademischen Lehrern der Kunstgewerbeschule möglichst schmerzlos zu einem akademischen Titel, nämlich einem „Master“ als Dozenten der künftigen „Hochschule“ zu verhelfen. Teilnehmer waren die meisten Lehrer und die Sekretärin des Direktors.
    Der Studiengang war zu keinem Zeitpunkt „enorm wichtig“. Er fördert bloss Bürokratie, Spezitum und pseudo-akademische Weltfremdheit. Kulturmanager ist, wer engagiert Kultur managt, und nicht, wer ein Papierli voweisen kann. Das kann problemlos weg.

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