Kaum Stellungnahmen

Kulturelle Aneignung: Luzerner Clubs sind zurückhaltend

Bei Kulturlokalen wie der «Schüür» verzichtet man auf eine Stellungnahme. (Bild: Leon Hüsler)

Zweimal wurde in der Schweiz ein Konzert wegen «kultureller Aneignung» abgebrochen. Das Thema polarisiert. In Luzern übt man sich derweil in Zurückhaltung.

Dürfen weisse Musiker Dreadlocks tragen? Diese Frage wird derzeit kontrovers diskutiert. Auslöser war ein abgebrochenes Konzert des Berner Mundartsängers Lauwarm in einem Berner Kulturlokal. Weil einige Gäste die vom Musiker getragene Frisur als «kulturelle Aneignung» empfanden, beschloss das Lokal, das Konzert abzubrechen.

Am Dienstag wurde im Lokal «Das Gleis» in Zürich aus demselben Grund ein Konzert des österreichischen Musikers Mario Parizek im Vorfeld abgesagt. Gäste und Personen aus dem eigenen Team hätten sich mit dem Auftritt nicht wohlgefühlt, begründete das Lokal gegenüber «Züri Today».

Luzerner Konzertlokale beziehen keine Stellung

Es ist davon auszugehen, dass die Thematik auch in den kommenden Wochen noch zu diskutieren gibt und sich Kulturlokale mit der Frage beschäftigen müssen. Auf das Thema angesprochen, gibt man sich in Luzerner Kulturlokalen jedoch zurückhaltend. Anfragen seitens der «Luzerner Zeitung» brachten kaum Licht ins Dunkel.

Das Neubad, Schüür und Südpol verzichteten auf eine Stellungnahme. Der Sedel und die Galvanik in Zug hätten auf die Anfrage nicht reagiert, schreibt die «LZ».

Anderswo versteht man die Aufregung nicht

Entspannter zeigte man sich bei «Tschuppi's Wonderbar». Man verstehe die Aufregung nicht, werden die Betreiber zitiert. In der Bar würde vor allem Blues-Musik gespielt, die auch nicht-schweizerisch sei. Auch Reggae-Konzerte mit Dreadlocks-tragenden Musikerinnen hätten stattgefunden – ohne negative Rückmeldungen seitens der Gäste. Darum heisst es seitens der «Wonderbar»: «Wir würden sicher kein Konzert abbrechen.»

Beim Ende Monat stattfindenden «Jazz Festival Willisau» könne man die Thematik pauschal nicht beantworten, sagt aber gegenüber der «LZ»: «Das Jazz Festival Willisau engagiert Musikerinnen und Musiker primär aufgrund ihrer musikalischen Qualität.» Darum würde man auch in Zukunft weisse Musiker mit Dreadlocks einladen.

Verwendete Quellen
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


4 Kommentare
  • Profilfoto von Adaff
    Adaff, 24.08.2022, 00:36 Uhr

    Sollten wir vielleicht auch die hier gebräuchliche Tonleiter wieder abschaffen? Wie sieht es aus mit Kartoffeln, dürfen wir diese noch kochen? Oder Tee? Ist Demokratie in Europa noch erlaubt oder müssen wir zurück zur Gerontokratie? Oh, stimmt, ganz vergessen, dass wir ohnehin auf dem Weg zurück zu dieser sind. Dann kommt ja alles gut!

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 20.08.2022, 21:09 Uhr

    Kulturelle Aneignung ist lediglich eine andere Bezeichnung für Multikulti! Aber scheinbar ist es tatsächlich so, dass kulturelle Aneignung schlimmer als kulturelle Ausbeutung ist.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Kari
    Kari, 20.08.2022, 18:05 Uhr

    Falsches Verständnis von «Kultur». Glücklicherweise haben sich Kulturen immer wieder verschmolzen und Grossartiges geschaffen. Das aktuelle «Gschürm» wegen kultureller Aneignung gehört ohne Wenn und Aber in den Abfallkübel.

    👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
  • Profilfoto von Gruesse vom Einhorn Schlachthaus
    Gruesse vom Einhorn Schlachthaus, 20.08.2022, 17:25 Uhr

    Oder wenn aus (vermeintlicher) Toleranz kurzum Gesinnungsterror wird…

    👍1Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon