Rücktritt, Auszeit und Neuorientierung: Der Abgang des 58-jährigen Luzerner Kulturbeauftragten Stefan Sägesser per März 2023 wirft Fragen auf. Er entwarnt: Acht Jahre seien genug. «Nun will ich noch etwas Neues machen.»
Weshalb tritt Stefan Sägesser als Kulturbeauftragter des Kantons Luzern zurück - und dies im Alter von 58 Jahren? Notabene ohne konkrete Anschlusslösung und definitiven Entscheid, wie es mit der umstrittenen neuen kantonalen Kulturförderung weitergeht? Die Medienmitteilung der Staatskanzlei vom 5. Dezember lässt aufhorchen.
Zeit für Neues mit verschiedenen, noch offenen Optionen
Stefan Sägesser meldet sich am Telefon in aufgeräumter Stimmung: «Durchaus», bestätigt er, «spielen die zusätzlichen Belastungen mit den Ausfallentschädigung für Kulturschaffende zur Bewältigung der Corona-Pandemie mit eine Rolle für meinen Entscheid.»
Aber längst nicht nur: Acht Jahre seien genug. Am Amt des Kulturbeauftragten habe er bereits bei seinem Amtsantritt (zentralplus berichtete) nicht ewig festhalten wollen. «Für mich ist jetzt einfach die Zeit gekommen, noch einmal etwas Neues zu anzugehen.»
Ganz ins Blaue hinaus habe er nicht gekündigt. Stefan Sägesser ist nicht nur in der Kulturszene gut vernetzt. Als Luzerner Grossstadtrat (GLP) hat er auch vielfältige Beziehungen zur Politik. Es stünden nun mehrere Optionen für weitere berufliche Aktivitäten im Raum. «Da ist einiges, was mich reizt», sagt er. «Noch ist aber nichts spruchreif.»
Dass er seinen Rücktritt in einer Phase ankündigt, in der das Luzerner Parlament noch nicht über den Vorschlag zur neuen kantonalen Kulturförderung befunden hat, sieht er entspannt und mit einer gewissen Distanz.
Neues Kulturförderungsgesetz sei ein notwendiger Schritt
Dass das Geschäft umstritten ist, ist ihm bewusst. Doch sagt er: «Ich bin mit dem Vorschlag des Regierungsrats für die neue Kulturförderung einverstanden.» Er befürwortet die im Kulturförderungsgesetz verankerte selektive Kulturförderung mit höheren Beiträgen für weniger Kulturschaffende. Die tröpfchenweise Kulturförderung reiche nicht aus, damit Kulturschaffende aufwendige Projekte stemmen und sich selber nachhaltig weiterentwickeln können.
Stefan Sägesser weist darauf hin, dass die Regierung mit dem zur Diskussion stehenden Gesetz über den Kulturfranken die regionale Kulturförderung zur Hälfte mitträgt. «Die Regionen werden autonomer und können mit ihren eigenen Kommission abschliessend Beiträge sprechen. Das haben unsere Pilotversuche in Stadt, Agglomeration und Land gezeigt.» Die Ergebnisse seien direkt in die gesetzlichen Grundlagen eingeflossen.
Grundsätzlich sei es im Interesse der Allgemeinheit, eine gewisse Breite in der Kulturförderung zu sicherzustellen. Denn die Spitze sei nur möglich, wenn auch eine entsprechende Basis dafür da sei. «Darüber zu befinden, wie es mit der neuen Kulturförderung weitergeht, ist aber nun Sache des Parlaments.» Das Geschäft ist für den Januar 2023 traktandiert.
Die Projekte, in die Stefan Sägesser als Kulturbeauftragter involviert ist, stimmen ihn zufrieden. Für die nächsten zwei Jahre seien mehrere Projekte gut aufgegleist. «Besonders freut mich die Entwicklungen in der Filmförderung, die wir zusammen mit den anderen Zentralschweizer Kantonen koordinieren.»
Kultur des Kantons erhält 2023 eine eigene Dienststelle
Mit anderen Worten: Stefan Sägesser übergibt – abgesehen zu offenen Fragen zum neuen Kulturförderungsgesetz – keine Baustellen. Die beschlossene Neustrukturierung der kantonalen Dienststelle Hochschulbildung und Kultur (DHK) unter der Leitung von Karin Pauleweit betrifft ihn bereits nicht mehr.
So ist beschlossen, dass die Kultur im Jahr 2023 eine eigene Dienststelle erhält. Infolge dieser Neuerung und des Weggangs von Stefan Sägesser sind damit zwei neue Kulturstellen zu besetzen: Luzern braucht nicht nur eine neue Kulturbeauftragte, sondern auch eine zusätzliche neue Person in der Kulturförderung.
- Medienmitteilung Kanton Luzern
- Telefonisches Gespräch mit Stefan Sägesser