Flucht nach vorne

Kleintheater Luzern plant so viele Veranstaltungen wie noch nie

Sie führen das Kleintheater durch die Corona-Krise: Judith Rohrbach (links) und Sonja Eisl. (Bild: Natalie Ehrenzweig)

Das Team des Kleintheaters kann in der neuen Spielzeit mit zahlreichen Assen auftrumpfen. Es hofft, dass das Publikum sich an die Massnahmen gewöhnt und ins Theater kommt. Wenn nicht, droht der finanzielle Abgrund.

Klar, die Zeiten sind schwierig, auch für das Kleintheater Luzern. Trotzdem – oder gerade deshalb? – haben Sonja Eisl und Judith Rohrbach am Freitag mit viel Freude ihr neues Saisonprogramm vorgestellt.

Klar ist, dass vieles anders sein wird, als man es sich von einer der ältesten Kleintheaterbühnen der Schweiz gewohnt ist. Allein die hohe Anzahl Veranstaltungen macht dies deutlich: «Normalerweise haben wir um die 150 Veranstaltungen. Da wir einige Künstler, die in der letzten Saison nicht mehr auftreten konnten, in den Herbst schieben konnten, werden wir mit den Privat- und den Schulanlässen wohl bis zu 190 Veranstaltungen haben», sagt Judith Rohrbach.

Schon jetzt ist klar: Die Saison wird defizitär

Der Höhepunkt der kommenden Saison ist für die beiden Leiterinnen die zweite Ausgabe des Unfrisiert-Festivals. «Der Wunsch, uns über eine längere Zeit mit einem Thema zu beschäftigen, ging 2018 zum ersten Mal in Erfüllung», sagt Eisl.

Dieses Mal lautet der Arbeitstitel «Sex Sells». «Und bei allen, die wir darauf ansprechen, rennen wir offene Türen ein», freut sich Sonja Eisl. Vom 22. bis 28. Februar werden mit Tanz von Joshua Monten oder einer Verbindung von Zirkus und Stand Up von Laura Murphy verschiedene Aspekte des Themas beleuchtet, Referate, Filme, Radioprogramme und vieles mehr geboten.

Doch bei allem Optimismus: Aufgrund des Corona-Schutzkonzepts kann das Theater statt mit 220 nur mit 128 Plätzen gefüllt werden. «Auch wenn wir jeden Abend so ausverkauft wären, wird das eine defizitäre Saison», betont Sonja Eisl. Die Einnahmen werden geringer, der Aufwand aber grösser.

Kleintheater unterstützte die Künstlerinnen

Der Lockdown hat viel Arbeit verursacht: Tickets mussten rückerstattet werden, Auftritte abgesagt oder verschoben und Anträge geschrieben werden. «Unser Team umfasst total 16 Leute mit Teilpensen. Diejenigen von der Technik und dem Vorverkauf hatten Kurzarbeit, wir vom Büro haben aber praktisch durchgearbeitet. Bald wollten wir aber die Menschen beschäftigen. Einerseits weil wir ja staatliche Unterstützung haben, andererseits auch für die Moral der Leute», sagt Judith Rohrbach. Arbeiten seien vorgezogen worden.

«Wenn die Saison 21/22 nicht besser wird, wird es das Kleintheater wohl nicht mehr geben.»

Judith Rohrbach

Auch für die Kunstschaffenden wurde geschaut: «Wir haben Spenden aufgeteilt und auch wenn wir vom Bund 80 Prozent Ausfallentschädigung bekommen haben, haben wir den Künstlern 100 Prozent bezahlt. Darüber waren sie natürlich sehr froh», so Judith Rohrbach. Der Lockdown habe ausserdem auch Gutes gehabt: Es seien sehr viele Projekte entstanden, für die ohne die Massnahme gar keine Zeit gewesen wäre.

Das finanzielle Polster ist aufgebraucht

Ob das Publikum sich zurück in den Theatersaal traut, wagen die Leiterinnen noch nicht vorauszusagen. «Die Sponsoren und Donatoren sind an Bord, Abos werden gekauft, das ist toll und nicht selbstverständlich», sagt Sonja Eisl. Doch klar ist auch: In der kommenden Saison werden alle finanziellen Polster – mit Ausnahme des Stiftungskapitals – aufgebraucht.

«Wenn die Saison 21/22 nicht besser wird, wird es das Kleintheater wohl nicht mehr geben», befürchtet Judith Rohrbach. Sie seien nicht naiv und würden mit gemischten Gefühlen in den Herbst gehen. «Doch die Lust am Theater ist unsere treibende Kraft», sind sich die Leiterinnen einig.

Die neuen Regeln

Das Schutzkonzept für das Kleintheater sieht folgende Massnahmen vor:

  • Zwischen allen Gruppen gibt es einen leeren Sitzplatz.
  • Im Foyer, in den Toiletten, beim Einlass, in der Bar und für Erwachsene in Kindervorstellungen herrscht Maskenpflicht.
  • Am Platz im Theatersaal wird das Maskentragen empfohlen.
  • Der Saal wird jeweils bereits um 19.30 geöffnet.
  • Es gibt keine Garderobe.
  • Der Online-Vorverkauf wird sehr empfohlen.
  • Kontaktdaten werden erfasst.
  • Die Mitarbeitenden werden Masken tragen und hinter Plexiglasscheiben arbeiten.
  • Die Bar wird voraussichtlich vor der Vorstellung und in der Pause geöffnet sein, konsumiert werden darf aber nur sitzend im Saal.
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