Bilanz nach zwei Pandemie-Jahren

KKL Luzern ist von wirtschaftlichem Erfolg (noch) weit entfernt

Das KKL hat wegen der Corona-Pandemie 2021 ein schwieriges Jahr hinter sich. (Bild: Emanuel Ammon / Aura)

Das KKL Luzern hat ein schwieriges Jahr hinter sich – verkauft dieses aber als grossen Erfolg. Zu Recht? zentralplus nimmt die Jahresrechnung 2021 unter die Lupe.

«Das KKL Luzern steht nach der Pandemie gestärkt da», verkündet das Kulturhaus in einer Medienmitteilung. Fast 450'000 Franken Gewinn habe man 2021 gemacht, das Eigenkapital über die Pandemie hindurch «praktisch erhalten» können. Dieses Ergebnis lasse das KKL «sehr positiv in die Zukunft blicken».

Wir erinnern uns: 2021 war für die meisten Kulturbetriebe ein Höllenjahr (zentralplus berichtete). Auch das KKL lag bis Anfangs August «praktisch brach» wie es im Editorial des Geschäftsberichts heisst. Wo kommt die demonstrative Zufriedenheit also her? Und: Ist sie wirklich berechtigt?

Umsatz im zweiten Pandemiejahr 60 Prozent tiefer als davor

Der Gastronomiebereich hat den Umsatz 2021 immerhin um 1,5 Millionen Franken gesteigert. Das klingt gut. Die fünf Millionen Franken sind aber noch weit entfernt von den 12 Millionen Franken, die vor der Pandemie umgesetzt wurden.

Ein Blick in die Erfolgsrechnung zeigt: Der Umsatz aus Gastronomie, Events und Ticketverkäufen zusammen ist im Vergleich zum Vorjahr tatsächlich mehr als doppelt so hoch (13 statt 6 Millionen Franken). Besonders letzteres hat 2021 wieder stark angezogen. «Ab dem Lucerne Festival Mitte August hatten wir wieder sehr erfreuliche Frequenzen», schreibt dazu CEO Philipp Keller auf Anfrage.

Wegen der Corona-Pandemie mussten zahllose Konzerte im KKL abgesagt werden.
Wegen der Corona-Pandemie mussten zahllose Konzerte im KKL abgesagt werden. (Bild: Emanuel Ammon / Aura)

Was in der Medienmitteilung nicht steht: Vor der Pandemie hat das KKL einen Umsatz von 33 Millionen Franken gemacht (-60 Prozent). Davon war das Kunst- und Kongresshaus letztes Jahr pandemiebedingt meilenweit entfernt. Kein Grund zur Euphorie also.

Das Betriebsergebnis (EBITDA) lag 1,5 Millionen Franken im Minus – von einem wirtschaftlichen Erfolg kann demnach keine Rede sein. Der kommunzierte Jahresgewinn von rund 450'000 Franken ist auf die im 2021 ausbezahlte Ausfallentschädigung von Bund und Kanton an Kulturunternehmungen zurück zu führen. Diese haben dem KKL Luzern 2021 nämlich 2,8 Millionen Franken eingebracht.

KKL Luzern hat 2021 plötzlich 5 Millionen mehr Fremdkapital

Ins Auge springt in der Jahresrechnung der Posten «kurzfristiges Fremdkapital». Dieses liegt rund fünf Millionen höher als 2020. Sind das Schulden, vielleicht wegen Covid-Krediten? Philipp Keller verneint. Es wurden von Seiten KKL Luzern weder 2020 noch im Jahr 2021 Covid-Kredite vom Bund in Anspruch genommen.

Der Wert ist – im Gegenteil – ein positives Zeichen für die Zukunft. «Da viele unserer Kunden bereits weit im Voraus Anzahlungen leisten, sind durch das Hochfahren der Buchungen auch diese Summen wiederum deutlich höher als noch im 2020», erklärt er. Das bedeutet allerdings auch: Die Leistungen für diese Vorauszahlungen müssen zu einem späteren Zeitpunkt erbracht werden.

Im KKL Luzern arbeiten heute deutlich weniger Mitarbeiter als noch 2019.
Im KKL Luzern arbeiteten 2021 deutlich weniger Mitarbeiter als noch 2019.

Zahl der Festangestellten um 23 Prozent gesunken

Was das Personal angeht, so fällt auf, dass das KKL Luzern dafür 2021 rund 800'000 Franken mehr ausgegeben hat, als im Vorjahr. «Der Personalaufwand stieg bei einem verdoppelten Umsatz im Berichtsjahr mit rund 10 Prozent weit unterdurchschnittlich», schreibt dazu Philipp Keller. Die zusätzlichen Personalressourcen waren nötig, um die Anlässe überhaupt durchführen zu können. «Dabei konnten wir glücklicherweise auf einen grossen Stamm von Mitarbeitenden zählen, welcher uns trotz der Pandemie die Treue gehalten hatte», so der CEO.

Das KKL hatte während der Pandemie Kurzarbeit beantragt. Deren Ziel war es, Entlassungen zu verhindern. Ist das gelungen? Klar ist: Vor der Pandemie hatte das KKL Luzern 140 Vollzeitangestellte, 2021 waren es noch 107. (Vollzeitäquivalente 2021: 146,6, 2019: 180.1).

«Es war bestimmt kein einfaches Jahr», resümieren CEO Philipp Keller, Verwaltungsratspräsident Felix Howald und Stiftungsratspräsident Markus Moll im Jahresbericht. «Trotzdem ist das KKL besser als erwartet durch die schwierige Zeit gekommen.» Das liest sich doch um einiges realistischer als der eingangs zitierte Titel der Medienmitteilung.

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