Räumlichkeiten sind ausgeschrieben

Kino-Knall in Luzern: Capitol und Moderne gehen zu

Nicht mehr rentabel: das Kino Moderne an der Pilatusstrasse. (Bild: cbu)

Das Kinosterben in Luzern geht weiter. Als nächste Opfer stehen die Kinos Moderne und Capitol auf der Abschussliste. Unklar ist noch, wann die letzte Vorstellung gespielt wird.

Über 100 Jahre lang hat das Kino Moderne an der Pilatusstrasse 21 Gäste empfangen. Das Einsaalkino mit dem grossen Balkon ist damit das älteste Lichtspielhaus der Stadt Luzern und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück (zentralplus berichtete). Der «sterbende Schwan» der Luzerner Kinowelt, wie der Autor dieser Zeilen seine ehemalige Schaffensstätte in einer Chronik bezeichnete, wird nun aber endgültig zur Ruhe gebettet.

Vom Kahlschlag ebenfalls betroffen ist das Kino Capitol am Bundesplatz. Auch hier flimmern seit 1932 Filme über die Leinwand (zentralplus berichtete). Damit ist bald Schluss. Ein internes Dokument, das zentralplus vorliegt, informierte die Mitarbeiter über die bevorstehende Schliessung.

Auf Anfrage von zentralplus erklärt Olivia Willi, Pressesprecherin der Blue Entertainment AG, dass die Mietverträge der beiden Liegenschaften aus wirtschaftlichen Gründen nicht verlängert werden. Die Kinos «werden per Ende 2022 geschlossen.» Ziel sei es, die bestehenden Mitarbeiterinnen ins Kino Maxx zu integrieren.

«Der Kinomarkt ist derzeit enorm unter Druck, was wir stark spüren», so Willi gegenüber zentralplus. «Als wirtschaftlich denkendes Unternehmen müssen wir allerdings Rücksicht auf das Gleichgewicht zwischen Kosten und Nutzen nehmen.»

Räumlichkeiten des Moderne sind bereits ausgeschrieben

Auf dem Immobilienportal «Homegate» sind die Räumlichkeiten des Kino Moderne bereits zur Miete ausgeschrieben. Mit Bezugsbeginn per 1. Januar 2023. Details könne man zum aktuellen Zeitpunkt noch keine nennen.

Zuletzt wurde in Luzern das Kino Limelight geschlossen, das ebenfalls zur Blue Entertainment AG, damals noch Kitag – Kino Theater AG, gehörte. Dieses wurde 2012 nach der Sommerpause nicht mehr geöffnet. Möglich, dass dies beim Moderne ähnlich sein wird. Dieses hatte schon in den Jahren vor der Pandemie über die Sommermonate Betriebsferien. Vielleicht gönnt man dem einstigen «Grand Cinema Moderne» aber noch einen winterlichen Ausklang.

Das Kino Capitol im Jahr 1932. Damals gab es im ersten Stock noch einen Tea-Room. (Bild: Stadtarchiv / Fotograf unbekannt, 1932 (F2a/STRASSEN/ZENTRALSTRASSE 45))

Nach der Schliessung der beiden Häuser bleibt in der Stadt nebst dem Stattkino nur noch das Kino Bourbaki und das Filmtheater im Verkehrshaus übrig. Fans von regelmässig erscheinenden Blockbuster-Filmen werden die Reise ins Maxx in Emmenbrücke oder ins Pathé in Ebikon auf sich nehmen müssen. «Wir bedauern die Schliessung und den damit einhergehenden Rückzug aus der Stadt Luzern sehr», schreibt Willi weiter.

Schliessung kommt wenig überraschend

Überraschend kommen die Schliessungen der beiden Kinos nicht. Betriebe mit nur einer Leinwand wie das Moderne haben es zunehmend schwer, rentabel zu bleiben. Darum entwickeln sich Multiplex-Betriebe immer mehr zu Treffpunkten mit zusätzlichen Angeboten. So lockt im Kino Maxx in Emmenbrücke eine Gamezone mit verschiedenen Spielgeräten Publikum an, das nicht zwingend der Filme wegen ins Maxx geht. An anderen Standorten wurden Bars und Bowlinganlagen eingebaut.

Beim Kino Capitol, das über sechs Säle verfügt, die auf mehreren Stockwerken verteilt sind, dürften solche Angebote aus Platzgründen nicht möglich gewesen sein. Nur Filme allein sind offenbar nicht mehr lukrativ genug. Ein stetig wachsendes Angebot an Streaminganbietern, die neuste Kinofilme teils zeitgleich mit den Kinos oder nur wenig später anbieten, verschärfen das Problem. Und eine Pandemie erst recht.

So präsentierte sich das Kino Moderne im Jahr 1971. Inklusive eines kleinen Cafés, rechts. (Bild: Hans Eggermann/ ©Stiftung Fotodok)

Adieu, Stadtkinos

Einige Betriebe haben während der Pandemie neue Wege gesucht, um trotzdem Gäste begrüssen zu können. So hat das Kino Bourbaki ein Streamingangebot aufgebaut (zentralplus berichtete) und einen speziellen Pass für Jugendliche angeboten (zentralplus berichtete).

Mit dem Wegfall der meisten Covid-Massnahmen dürften zwar wieder vermehrt Gäste in die Kinos strömen. Besonders weil in den kommenden Monaten mit «The Batman», «Fantastic Beasts 3» und neuen Marvel-Filmen wie «Morbius» und «Doctor Strange 2» ein paar publikumswirksame Blockbuster in der Pipeline sind. Ob das in den Schweizer Kinos nach den vergangenen zwei Jahren für schwarze Zahlen sorgt, wird sich aber noch zeigen.

Noch sind im Kino Capitol einige Blockbuster angekündigt – wann die letzte Vorführung stattfindet, ist noch unklar. (Bild: cbu)

Während sich die internationale Kinowelt vor allem dank Remakes und Sequels – der neuste «Spider-Man» hat sich mit über 1,8 Milliarden Dollar Einspielergebnis zum sechsterfolgreichsten Film aller Zeiten aufgeschwungen – langsam wieder erholt, wird es für die Kinos Moderne und Capitol keine Fortsetzung geben. Und auch keine Post-Credit-Szene. Sondern nur eine grosse Leere im Herzen aller Kinofans.

Verwendete Quellen
  • Inserat auf Homegate
  • Telefonat mit Jozitech Bau + Verwaltungs GmbH
  • Schriftlicher Austausch mit blue cinemas
  • Memo an die Mitarbeitenden
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3 Kommentare
  • Profilfoto von Peter Müller
    Peter Müller, 25.02.2022, 12:47 Uhr

    Im Capitol kann man direkt ein Veloparking bauen. Mit direktem Anschluss an die Verlängerung des Freigleis.
    Die Stadt müsste diese Option nun dringend prüfen. Wahrscheinlich sind die Beamten aber gar nicht gewillt, eine unkonventionelle Lösung anzustreben und etwas fern vom Schema X zu realisieren. Geschweige denn, dass die Leute die Zusammenhänge verstehen.
    Man sieht dies auch bei der Planung und Koordination des Tiefbahnhofs z.B. Da werden noch einige «Koordinationsleichen» zu Tage treten…

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  • Profilfoto von Peter Müller
    Peter Müller, 25.02.2022, 12:37 Uhr

    Hier könnte doch die Stadt zugreifen.. Zusammen mit der «Verlängerung» des Freigleis von der Neustadtstrasse den Gleisen entlang und unter der Langensandbrücke hindurch wäre das Capitol(fast) der perfekte Standort für ein Veloparking. Nahe der Neustadt und nahe der Bahnhofsunterführung.

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  • Profilfoto von Wo bleibt der Denkmalschutz?
    Wo bleibt der Denkmalschutz?, 24.02.2022, 16:46 Uhr

    Was das «Moderne» betrifft, so wäre nun die Chance da, die weisse Fassadenverschandelung zu entfernen und den Originalzustand der Fassade wieder herzustellen. Das Haus (Kellerhof) ist doch denkmalgeschützt, meinte ich.

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