Geld für Kleintheater & Co.

Kantonsrat soll Luzerner Kulturhäuser retten

Gemeinden schaffen es nicht, Kulturhäuser wie das Kleintheater in Luzern gemeinsam zu finanzieren. (Bild: Screenshot Saisonübersicht Kleintheater)

Der Kanton Luzern krempelt die Kulturförderung um. Dass die Kulturhäuser kein Geld bekommen sollen, stösst auf Widerstand. Geht es nach der zuständigen Kommission, schickt der Kantonsrat die Vorlage zurück an den Absender.

Die Luzerner Regierung will einen «Kulturfranken» einführen. Kanton und Gemeinden sollen künftig je einen Franken pro Einwohner in einen Fördertopf zahlen, mit dem Kulturprojekte finanziert werden.

Dieser Teil der neuen regionalen Kulturförderung ist unbestritten. Trotzdem beantragt die kantonsrätliche Kommission für Erziehung, Bildung und Kultur (EBKK), den Vorschlag an die Regierung zurückzuweisen. Sie kritisiert, dass «die kantonale Strukturförderung von regional bedeutenden Kulturinstitutionen nicht geregelt wird», wie die Kommission in einer Mitteilung schreibt.

Anders gesagt: Sie findet es falsch, dass vom Kanton auch künftig kein Geld direkt an die Luzerner Kulturhäuser fliessen soll.

Es liegt bereits ein Vorschlag in der Schublade

Tatsächlich lag bereits ein Vorschlag für die Beteiligung an der Strukturförderung auf dem Tisch, der gemäss der Kommission eine «breite Abstützung in den Regionen fand». Dieser verschwand allerdings in der Schublade, die Regierung will davon nichts wissen. Aus ihrer Sicht sollen Gemeinden und Regionen weiterhin für die Kulturinstitutionen mit regionaler Ausstrahlung zuständig sein.

«Wenn wir nichts machen, wird die Zahl der Luzerner Kulturhäuser abnehmen.»

EBKK-Präsidentin Rahel Estermann

Die Kommission findet das falsch. Die Botschaft ist aus Sicht der gesamten EBKK ohne Regelung der Strukturförderung unvollständig. Mit der beantragten Rückweisung fordert eine Mehrheit der Kommission den Regierungsrat auf, eine kantonale Regelung und Mitfinanzierung der Kulturhäuser in Luzern auszuarbeiten.

Manuela Jost richtet Appell an die Regierung

Das Geschäft wird voraussichtlich an der November-Session behandelt. Für die Kulturbranche ist klar, dass die Kulturhäuser zwingend vom Kanton unterstützt werden müssen. Das Kleintheater sprach gar von einer Hiobsbotschaft, als die Regierung ihre Botschaft präsentierte (zentralplus berichtete).

Die stellvertretende Kulturdirektorin der Stadt Luzern Manuela Jost nutzte am Sonntag an der Verleihung des Kunst- und Kulturpreises im Luzerner Theater die Gelegenheit, auf das Thema aufmerksam zu machen. Sie sprach davon, dass das kulturelle Leben in Luzern bedroht sei, wenn die Regierung an ihrem Entscheid festhalte.

Gemeinden schaffen es nicht, Luzerner Kulturhäuser zu halten

Hintergrund des Problems ist Folgendes: 2008 wurden im Bereich der Kulturförderung die Aufgaben von Gemeinden und Kanton neu geregelt. Stadt und Kanton Luzern gründeten den Zweckverband «Grosse Kulturbetriebe», der Kulturhäuser mit nationaler Ausstrahlung finanziert. Beispielsweise das KKL oder das Luzerner Theater.

«Es nützt nichts, künftig verstärkt Projekte zu fördern, wenn es keine Orte mehr gibt, wo diese aufgeführt werden können.»

EBKK-Präsidentin Rahel Estermann

Für die übrigen Institutionen sind seither die Gemeinden zuständig. Nur: «Die Gemeinden schaffen es nicht, solidarisch zu sein. Die Standortgemeinden können nicht auf die Unterstützung zählen», wie Kommissionspräsidentin Rahel Estermann auf Anfrage sagt.

Der Luzerner Kultur droht das grosse Artensterben

Davon betroffen ist nicht nur die Stadt Luzern, sondern auch beispielsweise Sursee. Die Regionalkonferenz Kultur Region Luzern (RKK) – ein Zusammenschluss mehrerer Gemeinden, der grosse Kulturinstitutionen im Raum Luzern unterstützt – ist in den letzten Jahren in Bedrängnis geraten. Immer mehr Gemeinden zogen sich wegen Geldmangels komplett zurück und hinterliessen bei Kulturhäusern eine Finanzierungslücke (zentralplus berichtete).

«Es funktioniert einfach nicht. Wir sind der Meinung, dass man das den Gemeinden nicht weiter überlassen kann», meint Estermann. Der Kantonsrat habe den Hebel in der Hand, um eine Verpflichtung zur Finanzierung einzuführen. «Wenn wir nichts machen, wird die Zahl der Luzerner Kulturhäuser abnehmen. Es nützt nichts, künftig verstärkt Projekte zu fördern, wenn es keine Orte mehr gibt, wo diese aufgeführt werden können.»

Verwendete Quellen
  • Botschaft zur neuen Kulturförderung
  • Teilnahme an der Verleihung des Kunst- und Kulturpreises der Stadt Luzern
  • Telefonat mit Rahel Estermann
  • Saisonübersicht Kleintheater 2022/2023
Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


1 Kommentar
  • Profilfoto von Dunning-Kruger
    Dunning-Kruger, 15.11.2022, 06:53 Uhr

    Eine drastische Konsolidierung bei den «Kulturhäusern» ist nicht nur mehr als notwendig, sondern tatsächlich auch erwünscht.

    👍4Gefällt mir👏0Applaus🤔1Nachdenklich👎4Daumen runter
Apple Store IconGoogle Play Store Icon