Zuger Künstlerin zeigt in Luzern eine andere Welt

Kann man sich mit Fischen «über Wasser halten»?

Im Skizzenbuch von Antonia Röllin finden sich zahlreiche Zeichnungen, die auf Booten in der Schweiz und Griechenland entstanden sind.

Die Zuger Künstlerin Antonia Röllin geht der «aussterbenden» Berufsfischerei auf den Grund. Mit Hanspeter «Eierhals», Nils aus Meggen und Dimitris kommen in ihrer Ausstellung Fischer aus Zug, Luzern und Griechenland zu Wort. Auch wenn es nicht einfach gewesen sei, den Einzelgängern etwas zu entlocken.

«Fischer sind definitiv kein redseliges Volk», sagt Antonia Röllin lachend. «Hinter allem, was an Text in der Ausstellung zu sehen ist, steckt harte Arbeit. Ich musste sie richtig ausquetschen.»

Die Ausstellung der 29-jährigen Zuger Künstlerin findet derzeit im «Säli» des Neubads in Luzern statt. Neben Siebdruck-Werken sind auch Malereien, Fotografien und kurze Interviews mit den potraitierten Berufsfischern zu sehen.

Stapelweise Material

Doch an den Wänden des Neubad-Bistros hängt nur ein kleiner Teil ihres Materials. Skizzenbücher, Fotografien, haufenweise Zeitungsartikel und Informationen über die Fischerei haben sich seit Jahren angesammelt. Die Ausstellung «An Land gezogen. Ist die Fischerei ‹aussterbendes› Metier?» ist eine erste Station der künstlerischen Auseinandersetzung von Röllin mit der Fischerei. «Es wird weitere geben, vielleicht auch ein Buch», so die Künstlerin.

Die Ausstellung im «Säli» des Neubads wird durch die Lieblingsfische der befragten Fischer ergänzt.

Die Ausstellung im «Säli» des Neubads wird durch die Lieblingsfische der befragten Fischer ergänzt.

(Bild: jav)

Fischer kommen zu Wort

In der Ausstellung erfährt man weniges über die drei Fischer, die Röllin für ihre Arbeit begleiten durfte. Hanspeter, mit Spitznahmen Eierhals, fischt auf dem Ägerisee. Auf seinem Boot macht er in der kalten Jahreszeit auch gerne ein Feuer im Blechzuber. Was ihm Sorgen mache, das sei der ganze Abfall und Plastik, den er nach Stürmen aus dem Wasser fische, wird er zitiert.

Die Ausstellung

Am Samstag, 17. Februar 2018 findet um 17 Uhr die Vernissage der aktuellen Ausstellung von Antonia Röllin im Neubad statt. Die bildhafte Ausstellung mit dokumentarischem Charakter nähert sich dem Thema der Berufsfischerei und ist zwei Monate zu sehen.

Portraitiert sind:
Nils. A. Hofer (Meggen LU)
Hanspeter Merz (Ägeri ZG)
Dimitris Sigallas (Syros GR)

Dimitris aus Syros hingegen zeigt sich politisch und betont, dass gerade zu solch schwierigen Zeiten, wie sie in Griechenland derzeit herrschen, einem «das Fischen als beständiger Beruf» vorkomme.

Nils aus Meggen könnte sich jedoch nur mit der Fischerei nicht «über Wasser halten». Er glaubt auch nicht, dass das abnehmende Fischvorkommen dem Beruf zum Verhängnis werden könnte, sondern dass die jüngeren Generationen nicht mehr bereit sind, harte Arbeit für wenig Geld zu leisten.

Harte Arbeit, Tradition, Naturverbundentheit

Genau diese harte Arbeit war es nämlich, was Antonia Röllin beeindruckte und dazu brachte, sich künstlerisch mit der Fischerei auseinanderzusetzen.

Das Zeichnen sei ihr Metier und dabei habe sie immer viele Menschen portaitiert. «Dann entdeckte ich, dass ich Menschen am liebsten zeichne, wenn sie einer Tätigkeit nachgehen, die sie erfüllt.» Und von da sei es nicht mehr weit gewesen zu den Berufen, die mit Tradition, harter Arbeit und auch mit Herzblut verbunden sind. «Selbständig, alleine in der Natur einer Arbeit nachzugehen, das fasziniert mich», so die Künstlerin.

Antonia Röllin im Neubad, wo sie nicht nur ausstellt, sondern auch hinter der Theke steht.

Antonia Röllin im Neubad, wo sie nicht nur ausstellt, sondern auch hinter der Theke steht.

(Bild: jav)

Erst der Anfang

Aus Zug, Luzern und Syros sind die Berufsfischer, die Röllin ausgewählt hat. «Ich mache Kunst dort, wo ich lebe und wo ich Menschen erlebe», erklärt sie.

Seit fünf Jahren lebt Röllin gemeinsam mit ihrem Freund und den gemeinsamen Kindern zur Hälfte in Luzern und zur Hälfte auf der griechischen Insel Syros. Die Ästhetik des Hafens in der ehemaligen Handelsstadt habe es ihr gleich angetan. «Mittlerweile kennen mich am Hafen fast alle, ich bin täglich frühmorgens dort, beobachte, zeichne, fotografiere.»

Der Fischer, der Schuhmacher, der Kesselflicker – es gibt eine ganze Liste von Berufsfeldern, welchen sich Röllin noch zeichnerisch annähern möchte. Doch beim Fischer ist sie nun erstmal hängen geblieben.

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