Kulturförderung im Kanton Zug

«Jede Gemeinde sollte einen Kulturbeauftragten haben»

Ob Theater, Fasnacht oder Musik: In Zuger Gemeinden werden diverse Kulturformate gefördert. Allerdings mit grossen Unterschieden. (Bild: zvg / pbu / Fotos: Andreas Busslinger)

Die Zuger Gemeinden sind zu einem Grossteil verantwortlich für das kulturelle Erscheinungsbild des Kantons. Das bedeutet Verantwortung, bietet aber auch Potenzial. Nicht überall wird dieses voll ausgeschöpft – was allerdings nicht nur am Budget liegt.

Zuger Gemeinden sind in puncto kultureller Förderung grundlegend frei. Es besteht kein Zwang oder ein Gesetz von oben. Dennoch: «Die Gemeinden als wichtigste Träger der Kultur tun gut daran, die Kulturförderung professionell anzubieten», sagt der kantonale Kulturarbeiter, Aldo Caviezel. Für den Leiter des Amtes für Kultur ist deshalb klar: «Jede Gemeinde sollte einen Kulturbeauftragten haben. Wenn dieser vom Fach ist, noch besser.» Denn letztlich sind sie es, die das kulturelle Kleid für den Kanton zu einem grossen Teil schneidern.

Nicht alle Gemeindevertreter gehen allerdings mit Caviezels Votum einher. Kultur ist wichtig, da ist man sich zwar grundlegend einig. Wie diese jedoch gefördert wird, ist von Gemeinde zu Gemeinde verschieden. Zum Teil sind die Unterschiede gar horrend. Während einige Gemeinden klare Anlaufstellen bieten und alles daransetzen, lokale Künstler zu fördern, haben andere nicht einmal eine offizielle Ansprechperson dafür.

Von Gemeinde zu Gemeinde

Setzt man darüber hinaus die kulturelle Finanzstärke ins Verhältnis zur jeweiligen Einwohnerzahl, lässt sich Interessantes feststellen. Würde man das genannte Kulturbudget der Stadt Zug auf die Stadtbewohner aufteilen, ergäbe dies einen Kulturbatzen von rund 130 Franken pro Person. Die Kantonshauptstadt steht damit klar an der Spitze. Gefolgt allerdings nicht von Baar (32 Franken/Person) oder Cham (16 Franken/Person), sondern von der Gemeinde Walchwil. Für die knapp 3600 Einwohner stünden dort ungefähr 33 Franken zur Verfügung.

Stadt Zug (28’600 Einwohner) – eine breite Basis

(Bild: Andreas Busslinger)

Kreative aus dem Kanton sind am besten gestellt, wenn sie ihre Werke und Arbeiten in der Stadt Zug präsentieren wollen. Im Vergleich mit allen Zuger Gemeinden gibt es hier die meisten Umsetzungsmöglichkeiten und Investitionen sowie am meisten Fördergeld. Verantwortlich für die städtische Kulturpolitik ist die Stelle für Kultur, welche von Jacqueline Falk (hier im Interview) geleitet wird und dem Stadtpräsidenten Dolfi Müller unterstellt ist. Zusätzlich steht die Kulturkommission beratend zur Seite.

Das Konzept der stadtzugerischen Kulturunterstützung: Vielfalt. «Neben Kulturinstitutionen wie dem Theater Casino oder der Gewürzmühle werden Kulturschaffende und -projekte, aber auch Zwischennutzungen und neue Kulturformate unterstützt», erklärt Falk. Ausserdem, so sagt sie weiter, würden zukünftig weitere Bereiche der Kulturförderung, wie Kulturvermittlung, angewandte Kunst sowie Kreation und Innovation vertieft verfolgt.

«Die Stadt soll Kultur ermöglichen und anregen.»

Jacqueline Falk, Kulturbeauftragte Stadt Zug

Zusätzlich kauft die Stadt aus einem kleineren Budget Werke von Zuger Künstlern für die städtische Sammlung an und fördert Kulturschaffende aktiv mit Atelierstipendien im Ausland. «Das Gesamtbudget beträgt rund 3,7 Millionen Franken jährlich, wobei der Grossteil davon in Form von wiederkehrenden Beiträgen an die Kulturinstitutionen Kunsthaus, Theater Casino und TMGZ, Burgachkeller, Chollerhalle und Galvanik geht», sagt Falk. Für die Vergabe von einzelnen Kulturbeiträgen stehen der Stadt 230’000 Franken jährlich zur Verfügung. Diese werden auf durchschnittlich 140 positiv beantwortete Gesuche aufgeteilt.

Falk sieht sich als wichtige Schnittstelle zwischen der Kultur, der Politik und der Verwaltung. «Ich kommuniziere auf verschiedenen Seiten und nehme dabei eine Vermittlerrolle ein.» Für sie ist klar: Die Stadt solle Kultur ermöglichen und anregen. «Kultur erfordert eine breite Basis. Die Förderung durch die öffentliche Hand ist dabei ein wesentlicher Bestandteil.»

Baar (23’200 Einwohner) – negativer Kulturbegriff

(Bild: Andreas Busslinger)

Die Gemeinde Baar ist kulturell stark verankert. Seit 1998 gibt’s hier eine offizielle Ansprechperson in Sachen Kultur. Aktuell ist dies Claudia Emmenegger. «Zusammen mit der Kulturkommission übe ich eine Schnittstellenfunktion zwischen der Einwohnergemeinde und den Kulturschaffenden aus», erkärt sie. «Wir bearbeiten allerdings nicht nur Gesuche, sondern fördern auch eigene Projekte, beispielsweise im Bereich der Kinder- und Jugendkultur.»

«Wir stellen nur das Gefäss zur Verfügung, nicht den Inhalt.»

Claudia Emmenegger, Kulturbeauftragte Baar

Was ist Kultur?

Im Kanton Zug hält man sich für die Bestimmung von Kultur an die Definition der Unesco: «Die Kultur kann in ihrem weitesten Sinne als die Gesamtheit der einzigartigen geistigen, materiellen, intellektuellen und emotionalen Aspekte angesehen werden, die eine Gesellschaft oder eine soziale Gruppe kennzeichnen. Dies schliesst nicht nur Kunst und Literatur ein, sondern auch Lebensformen, die Grundrechte des Menschen, Wertsysteme, Traditionen und Glaubensrichtungen.»

«Kultur und Kunst sind nicht dasselbe», betont Aldo Caviezel. Kulturförderung im kommunalen Kontext bediene sich eines breiten Kulturbegriffs. Für Caviezel ist Kultur die Fülle unseres Tuns, das Funktionieren der Gesellschaft und beinhaltet unser gesamtes Handeln, unsere Ethik, unsere Traditionen, unseren Umgang. Kunst bietet neue Sichtweisen an, reflektiert unsere Kultur, kann uns ins Staunen versetzen und provozieren. Caviezel sagt’s metaphorisch: «Kultur ist ein Spiegel. Kunst ist ein Fenster.»

Emmenegger möchte den Kulturbegriff möglichst breit fassen, weshalb sie diesen negativ definiert: «Wir haben nicht Kultur definiert. Wir haben definiert, was nicht Kultur ist.» Kultur sei immateriell, sie verändere sich stetig, wie ein wandelbares Gebilde. «Wenn wir einen strikten Katalog formulierten, dann ginge vieles unter.» Das Kulturbudget beträgt jährlich etwa 750’000 Franken. Davon profitieren im Schnitt 57 Gesuche. Nicht unterstützt werden Tourismus, Sport, Wirtschaft und reine Freizeitgestaltungen.

Braucht eine Gemeinde denn überhaupt einen Kulturbeauftragten? Reicht da nicht eine Kommission? «Jein», sagt Emmenegger, «das hängt mit dem Selbstverständnis der Gemeinde und dem Verständnis für Kultur zusammen». Wenn die Mittel fehlten oder wenn kulturell einfach nichts laufe, dann natürlich nicht. Kultur lasse sich nicht erzwingen. «Eine Top-down-Kultureinführung funktioniert nicht. Wir stellen nur das Gefäss zur Verfügung, nicht den Inhalt.»

Eine offizielle Ansprechperson könne aber sehr hilfreich sein. Es erleichtere die Kommunikation und den Umgang mit Kulturschaffenden. Es biete eine gewisse Professionalität, schliesse Willkür aus und bringe Ruhe in die Sache. «Durch eine Kulturkommission hängt das Ganze zudem nicht nur an einzelnen Personen, was zusätzlich zur Professionalisierung beiträgt», sagt Emmenegger.

Cham (15’500 Einwohner) – keine kulturelle Wertung

(Bild: Andreas Busslinger)

Cham hat keinen Kulturbeauftragten. Gerade im Zuge des Grossprojekts «Papieri-Areal» können das nicht alle verstehen (zentral+ berichtete). Gemeindepräsident Georges Helfenstein sieht diesbezüglich allerdings keinen Handlungsbedarf. «Cham braucht keinen Kulturbeauftragten, weil der Gemeinderat die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel direkt den Kulturschaffenden und Vereinen zukommen lassen will. Wir wollen nicht einen Teil davon für die Anstellung eines Kulturbeauftragten oder die Schaffung einer Kulturkommission einsetzen.»

«Wir nehmen bewusst keine Wertung vor, um die Vielfalt zu fördern.»

Georges Helfenstein, Gemeindepräsident Cham

Die Basis der Kulturförderung in Cham ist die Verordnung über die Beitragsgewährung. Zwanzig bis dreissig Gesuche werden pro Jahr in etwa gutgeheissen. Unterstützt werden Kinder- und Jugendorganisationen, Gesundheits- und Sozialorganisationen, Sportorganisationen und so weiter. Wertneutralität sei dabei der Grundsatz: «Die Gemeinde Cham nimmt bewusst keine Wertung vor, um ein vielfältiges Kulturleben zu fördern und zu unterstützen», erklärt Helfenstein.

Insgesamt schüttet die Gemeinde jährlich cirka 150’000 bis 250’000 Franken inklusive Naturalleistungen, zum Beispiel in Form von Räumlichkeiten und Werbeplattformen, an kulturelle sowie gesellschaftlich tätige Vereine und Gruppen aus. In den Jahren 2014 und 2015 sind beispielsweise folgende Institutionen unterstützt worden: Die Stiftung Museum in der Burg Zug, das Kunsthaus Zug, der Verein Chollerhalle, die Galvanik und andere.

Risch-Rotkreuz (10’000 Einwohner) – Kultur als Integration

(Bild: zvg)

Auch Risch hat keinen eigentlichen Kulturbeauftragten. Entsprechende Belange sind der Abteilung Bildung und Kultur zugeordnet. Als Schulleiter gilt Nikolaus Jud als Kulturverantwortlicher. Kulturbeauftragte, die vorwiegend selber Veranstaltungen wie Konzerte, Theater oder Ausstellungen produzieren und durchführen, bedürfen eines entsprechenden Pensums und entsprechender Ressourcen, sagt er. Zurzeit sehe man in Risch keine Notwendigkeit, einen Kulturbeauftragten zu engagieren.

«Kulturelle Begegnungen unterstützen die Integration.»

Nikolaus Jud, Kulturverantwortlicher Risch

Für Jud ist Kultur viel mehr als Kunst. In der Kultur gehe es um die Gestaltung des Zusammenlebens und der Begegnungen. «Kunst kann Anlass für kulturelle Begegnungen sein. Deshalb gehören neben künstlerischen Tätigkeiten und Veranstaltungen auch die Förderung der Vereine zur Kultur. Kulturelle Begegnungen unterstützen die Integration von zuziehenden Personen.»

Die Beiträge an private, kulturelle Unternehmungen betragen jährlich 14’000 Franken. Hinzu kommen Gelder an Organisationen und Institutionen in Höhe von cirka 275’000 Franken. Mit dem Budget der Abteilung Gesundheit und Soziales, die ebenfalls kulturelle Tätigkeiten unterstützen könne, ergibt das ein Total von gut 290’000 Franken. Neben wiederkehrenden Beiträgen für gemeindliche Vereine werden damit pro Jahr gut vierzig kulturelle Projekte und Anlässe unterstützt, zum Teil auch aussergemeindliche.

Steinhausen (9400 Einwohner) – kantonale Förderung

(Bild: zvg)

Ebenfalls keinen Kulturbeauftragten kennt man in der Gemeinde Steinhausen. Verantwortlich für kulturelle Belange ist hier die Gemeindepräsidentin Barbara Hofstetter. Sie wirkt zugleich im Vorstand des offenen Vereins «kultur steinhausen» mit. Dieser ging aus der ehemaligen Kulturkommission hervor, ist ehrenamtlich organisiert und zählt gut 150 Mitglieder. Braucht Steinhausen also keinen professionellen Kulturbeauftragten? «Nein», sagt Hofstetter, «dafür sind wir eine zu kleine Agglomerationsgemeinde».

Trotzdem – oder gerade deshalb – werden neben gemeindlichen Veranstaltungen wie dem Waldstock Open Air, der Fasnacht und dem Weihnachtsmarkt vor allem kantonale Vereine und Institutionen unterstützt. Die IG Kultur Zug, der Verein Jazz Night, die Galvanik, die Zuger Sinfonietta und den Märlisunntig nennt Hofstetter als Beispiele. Jährlich werden rund zwanzig bis dreissig individuelle Gesuche gutgeheissen. Das Kulturbudget beträgt cirka 200’000 Franken.

Von Hünenberg bis Neuheim

Hünenberg (8800 Einwohner) – «närrisches» Kulturgut

(Bild: zvg)

Oberste Kulturchefin in Hünenberg ist die Gemeindepräsidentin Regula Hürlimann. Über die Gesuche entscheidet in der Regel die ihr unterstellte Abteilung Präsidiales. Bei grösseren Beiträgen ist allerdings direkt der Gemeinderat zuständig. Nach Hürlimanns Ansicht könne man die Frage, ob eine Gemeinde einen Kulturbeauftragten braucht, nicht allgemein beantworten. In Hünenberg sei die Stelle eines Kulturbeauftragten allerdings entbehrlich: «Für unsere Grösse ist dies unnötig», sagt sie.

In der Zuger Westgemeinde werden hauptsächlich dort ansässige Vereine unterstützt. Aber auch einzelne Personen und Organisationen finden Förderung. «Darunter verstehen wir Projekte im Bereich Musik, Kunst, Theater, Cabaret und Brauchtum», erklärt Gemeindeschreiber Guido Wetli. «Es besteht eine gemeindliche Kulturgruppe, die jährlich vier bis fünf Anlässe organisiert.» Daneben werden jährlich Förder- und Anerkennungspreise verliehen.

«Für uns ist die fünfte Jahreszeit ein kultureller Höhepunkt.»

Guido Wetli, Gemeindeschreiber Hünenberg

Der jährliche Beitrag an die Kulturgruppe beträgt 12’000 Franken, für kantonale Institutionen werden rund 40’000 Franken aufgewendet und für diverse gemeindliche Projekte nochmals etwa 25’000 Franken. In der Summe ergibt das ein jährliches Kulturbudget von gut 77’000 Franken.

In der Gemeinde Hünenberg ist man sich einig: Fasnacht ist Kultur. «Für uns ist die fünfte Jahreszeit mit Inthronisation, Schnitzelbänken, Bällen und grossem Fasnachtsumzug ganz klar ein kultureller Höhepunkt im Jahresablauf», sagt denn auch Gemeindeschreiber Wetli.

Unterägeri (8500 Einwohner) – Kultur als Gesellschaftskitt

(Bild: Andreas Busslinger)

Mit Patric Ricklin hat Unterägeri seit 2009 einen professionellen Kulturbeauftragten. Dieser wird durch den Kulturrat unterstützt, ein Gremium aus Freiwilligen, das sechs Personen mit Wohnsitz in der Gemeinde umfasst. Für Ricklin erfüllt Kultur eine wichtige gesellschaftliche Funktion: «Sie ist der Kitt zwischen den unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen, die heute immer mehr auseinanderdriften. Die Auseinandersetzung mit Kultur, mit Werten, die nicht nur auf Gewinnstreben und Maximierung des Outputs zielen, ist wichtig für eine gesunde Gesellschaft», sagt er.

«Nur schon das Zeichen, dass man Kultur professionell organisiert, zeugt von einem modernen Verständnis.»

Patric Ricklin, Kulturbeauftragter Unterägeri

Kultur habe eine subversive Kraft und helfe, das kritische Denken zu entwickeln. Sie hinterfragt und zeigt, dass es unterschiedliche Meinungen und damit nicht nur eine, sondern ganz viele Wahrheiten gibt. «Sich dessen bewusst zu sein, ist für die Fortentwicklung einer Gesellschaft von nicht zu unterschätzender Wichtigkeit», betont Ricklin. Ob eine Gemeinde einen Kulturbeauftragten braucht, hänge letztlich davon ab, welchen Wert man dem Kulturgeschehen beimesse. Für Ricklin ist allerdings klar: «Nur schon das Zeichen, dass man Kultur professionell organisiert, zeugt von einem modernen Verständnis, dass Kultur einen sehr hohen Wert in unserer Gesellschaft hat.»

Gesuchssteller in Unterägeri haben die besten Aussichten auf einen positiven Bescheid, wenn ihr Projekt einen Bezug zur Gemeinde aufweist. Natürlich muss dabei auch der Inhalt stimmen: «Das Gesuch soll aufzeigen, dass da professionell oder ideell überzeugend gearbeitet wird», so Ricklin. Sowieso unterstützt werden gemeindliche Vereine. Der Unterägerer Kulturbeauftragte möchte sich allerdings nicht auf einen jährlichen Unterstützungsbetrag festlegen. «Dieser kann variieren. Einerseits spielt die Zusammenstellung des Jahresprogramms eine Rolle, andererseits kommen allfällige Beitragsgesuche und Vereinsunterstützungen dazu.» Das letzte Wort in der Vergabe von Geldern hat der Gemeinderat.

Ricklin plane cirka zwölf bis vierzehn Anlässe pro Jahr. Generell sei es sein Bestreben, jene Projekte zu fördern, welche in Unterägeri auf möglichst grosses Interesse stossen. Weniger unterstützt werden Anlässe, die ihr Publikum auch ohne sein Zutun finden. «Die ganz grossen Zugpferde habe ich meist nicht in meinem Angebot», sagt er. Diese werden von der «Aegerihalle» in der Regel direkt angegangen.

Oberägeri (6000 Einwohner) – gut vernetzt

(Bild: Andreas Busslinger)

Die Einwohnergemeinde Oberägeri verfügt nicht nur über eine Kulturbeauftragte, sondern auch über die Fachgruppe Kultur. Diese ist ein operativ tätiges Gremium unter der Leitung des Gemeinderates. Die Fachgruppe tritt als Veranstalterin von Kulturanlässen auf, beispielsweise in den Bereichen Volkskulturgut, Konzerte oder Ausstellungen.

«Der Budgetrahmen ist noch nicht festgelegt.»

Claudia Häusler, Kulturbeauftragte Oberägeri

Die Kulturbeauftragte Claudia Häusler koordiniert und organisiert im Teilpensum zusammen mit der Fachgruppe Kultur die gemeindeeigenen Veranstaltungen. «In meiner Funktion bin ich gut vernetzt über die Gemeindegrenzen hinaus gut vernetzt. Und das kulturelle Leben innerhalb von Oberägeri ist mir bestens vertraut», sagt sie. Häusler amtet zudem als Ansprechperson für externe Veranstalter.

Oberägeri pflegt eine enge Zusammenarbeit mit Unterägeri. Gemeinsam nutze man Synergien in der Produktion diverser Kommunikationsmittel. Zahlen zum Kulturbudget könne man keine kommunizieren: «Aktuell läuft die Überarbeitung des Budgets 2016. Der Budgetrahmen ist noch nicht festgelegt», sagt Häusler.

Menzingen (4400 Einwohner) – ideelle Unterstützung

(Bild: Andreas Busslinger)

«Die Idee eines Menzinger Kulturbeauftragten hatte nie Chancen, und 2009 wurde gar die Kulturkommission abgeschafft», bedauert Gemeinderätin Barbara Beck-Iselin. «Eine richtige Stelle für Kulturbelange wäre wünschenswert, ist zurzeit aber eher illusorisch.» Seither ist die Gemeinde selbst verantwortlich für kulturelle Belange. Zudem gibt es eine Kommission namens «MänzigeHell», die sich für den Tourismus und auch ein wenig für die Kultur einsetzt. «Sie können dies aber nicht in einer Tiefe machen, wie es ein Kulturbeauftragter tun könnte», so Beck. Deshalb würde die Gemeinderätin die beiden Bereiche Tourismus und Kultur lieber trennen.

«Kultur wird als etwas Lebendiges in der Bevölkerung verstanden.»

Barbara Beck-Iselin, Gemeinderätin Menzingen

Unterstützt werden vor allem Vereine, die viel zur kulturellen Vielfalt in der Gemeinde beitragen. Musik, Unterhaltung und traditionelle Kultur wie Trachten, Jodeln und Sport. Zudem werden über die Musikschule und die Bibliothek Anlässe angeboten. Kultur sei oftmals nicht etwas von aussen oder nur von Künstlern Angebotenes. «Es wurde in den letzten Jahren in der Bevölkerung eher als etwas Lebendiges verstanden», sagt Beck. «Unterstützung gibt es in erster Linie ideeller und praktischer Art.»

Das meiste Geld werde von Privaten gesprochen. Daneben gibt es kleine Beträge der Gemeinde für Anlässe wie Konzerte, Umzüge und Feste. Und über das ordentliche Budget gibt es Beiträge an Vereine. Etwa 55’000 Franken werden jährlich gesprochen. «Pro Jahr werden damit ungefähr 15 Veranstaltungen unterstützt», so Beck. «Der grössere und wichtigere Anteil an der Unterstützung ist das Zur-Verfügung-Stellen von Räumlichkeiten und Infrastruktur.» Support durch Fachkräfte und die kostenlose Abfallentsorgung gehörten da auch dazu.

In Menzingen wird vor allem das Vereinsleben grossgeschrieben. So etwa die Dorfkultur, traditionelle Vereine, Lesungen und Musikveranstaltungen. Eher selten werden andere Angebote gezeigt. Bilderausstellungen gibt’s beispielsweise durchschnittlich etwa einmal im Jahr.

Walchwil (3600 Einwohner) – «Kultur lebt von Vereinen»

(Bild: zvg)

Auch Walchwil hat keinen Kulturbeauftragten. Die Verantwortung für kulturelle Belange unterliegt in Walchwil direkt dem Gemeinderat. Genauer: dem Vorsteher für Bildung und Kultur, Stefan Hermann. Er ist zugleich Präsident der Kulturkommission, die ebenfalls zuständig für die kulturelle Unterstützung und Förderung ist. «In Walchwil braucht es keinen Kulturbeauftragten», sagt Hermann. «Dafür ist unsere Gemeinde zu klein.»

«Zur Kultur gehört alles, was das Dorfleben fördert.»

Stefan Hermann, Gemeinderat Walchwil

Zur Walchwiler Kultur gehört für Hermann alles, was das Dorfleben fördert. In der Gemeinde gibt es nur selten individuelle Kulturprojekte, vielleicht zweimal im Jahr. Unterstützt werden dafür alle Dorfvereine, immerhin über fünfzig an der Zahl. Daneben auch Organisationen der Gemeinde und des Kantons. Den Zuger Märlisunntig, das Museum Burg Zug, die Walchwiler Musikgesellschaft und die Fasnacht nennt Hermann als Beispiele. Dafür steht ein jährlicher Betrag von cirka 120’000 Franken zur Verfügung. Gut dreissig Projekte werden damit jährlich unterstützt – mehrheitlich mit fixen Basisbeträgen.

Ein grosszügiger Betrag. Im Vergleich mit ähnlich grossen Gemeinden scheint man in Walchwil kulturell äusserst freigiebig zu sein. «Wenn ein Verein etwas an das kulturelle Dorfleben beiträgt, dann sind wir grosszügig», bestätigt Hermann. Grundsätzlich gelte: Den Walchwiler Vereinen und Kulturschaffenden stehen die gemeindlichen Räumlichkeiten und der neue Dorfplatz für Anlässe und Events kostenlos zur Verfügung.

Neuheim (2000 Einwohner) – Kultur ist Tradition

(Bild: zvg)

Die kleinste Gemeinde im Kanton hat zwar keinen Kulturbeauftragten, aber auch dort gibt es eine Kulturkommission. Neben dem Gemeinderat zeichnet sich diese verantwortlich für kulturelle Belange. Ähnlich wie in Menzingen, werden auch in Neuheim insbesondere traditionelle Dorffeste wie das Dorfplatzfest, die Chilbi oder der Weihnachtsmarkt gefördert. «Zusätzlich gibt es noch individuelle Projekte, zum Beispiel Kunstausstellungen, Lichterwege und Lesungen», sagt Gemeindepräsident Roger Bosshart.

«Neuheim lebt vom Dorfcharakter.»

Roger Bosshart, Gemeindepräsident Neuheim

Kultur sei wichtig, betont er. «Neuheim lebt vom Dorfcharakter. Das Vereinsleben muss gefördert werden. Dabei hilft die Kulturkommission.» Der Kommission stehe dafür ein Budget von knapp 20’000 Franken jährlich zur Verfügung. «Da wir eine so kleine Gemeinde sind, erhalten wir sehr wenig Anfragen», sagt Bosshart. Über die letzten fünf Jahre liessen sich diese an einer Hand abzählen.

Fazit

Mit Zug, Baar, Ober– und Unterägeri haben vier von elf Zuger Gemeinden einen professionellen Kulturbeauftragten. Die restlichen Gemeinden, namentlich Walchwil, Hünenberg, Steinhausen, Cham, Neuheim, Menzingen und Risch, sind entweder per Kulturgruppen organisiert oder haben keine offizielle Ansprechperson für Kulturfragen. Gesuchsteller haben sich dort in der Regel direkt an die Gemeindeverwaltung oder an die Kulturkommission zu wenden.

Auch ohne offizielle Kulturperson werden Beiträge prinzipiell dann gesprochen, wenn das Projekt von Bedeutung für die jeweilige Gemeinde ist. Gute Karten haben insbesondere gemeindliche Vereine. Weil überall unterschiedlich gerechnet wird, sind die Angaben über jährliche Kulturgelder mit Vorsicht zu geniessen – zumal nicht alle genannten Budgets die Beiträge an den Kanton oder die wiederkehrenden Gelder an Kulturhäuser miteinbeziehen. Nichtsdestotrotz reicht das Spektrum von 20’000 in Neuheim bis 3,7 Millionen Franken in der Stadt Zug.

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