Das neue Luzerner Theater wird einmal mehr zum Politikum. Es soll möglich sein, die lokale Kulturszene im geplanten Grossbauprojekt stärker zu integrieren, fordern die Linken.
Im neuen Luzerner Theater soll – einem offenen Haus gleich – Kultur für alle entstehen. So steht es im Betriebskonzept zum Projekt «Überall». Eine rotgrüne Koalition der Luzerner Stadtpolitik liest in diesem Konzept aber auch Widersprüche und sieht die Offenheit und Niederschwelligkeit des geplanten Zentralschweizer Kulturorts in Gefahr. Deswegen lancieren sie einen Vorstoss im Stadtparlament.
Hier steht das neue Luzerner Theater momentan
Nach einem Jahrzehnt der Debatte, einem Architekturwettbewerb, einem umstrittenen Siegerprojekt und einer Überarbeitung des Entwurfs «Überall» der Ilg Santer Architekten aus Zürich erreichte das neue Luzerner Theater Ende November einen Meilenstein.
Ohne Gegenstimmen nahm das Stadtparlament einen Bericht und Antrag des Stadtrats an. Darin beantragte die Regierung dem Parlament einen Projektierungskredit von 13,8 Millionen Franken für ein Vor- und Bauprojekt. Obwohl ein solcher erst ab 15 Millionen Franken vors Volk muss, sollen die Luzerner trotzdem an die Urne kommen.
«Wir sind der Meinung, das Projekt, der Standort und die Auswirkungen rechtfertigen eine Volksabstimmung», begründete Stadtpräsident Beat Züsli die Entscheidung. Die Abstimmung soll im Februar 2025 stattfinden. Der Bau des neuen Theaters dürfte rund 130 Millionen kosten. 2030 soll es eröffnet werden (zentralplus berichtete).
Das geplante Kulturzentrum präsentiere sich als Plattform für unterschiedliche Formen der Zusammenarbeit mit vielen denkbaren Akteuren der Zentralschweizer Kulturszene, heisst es im Postulat. Sozusagen als offener Begegnungsort für kulturinteressierte Luzerner und Zentralschweizerinnen. Liessen Spiel- und Probeplan dies zu, sei es für Dritte möglich, die Räumlichkeiten des Kulturpalasts an der Reuss zu mieten.
Offener und niederschwelliger Zugang bloss «Lippenbekenntnis»?
Einziger Haken hierbei: Eine Mieterschaft müsste die vollen Kosten tragen. Für die Postulanten habe dies nicht viel mit einem offenen Haus zu tun, zu welchem alle Kulturakteurinnen einen niederschwelligen Zugang geniessen. Gerade Vereinen, nichtkommerziellen Veranstaltungen oder gar professionellen Produktionen mit einem bescheidenen Budget bliebe der Zugang – ohne Unterstützung der öffentlichen Hand – verwehrt.
Die Postulantinnen fordern von der Stadtregierung die Prüfung von Massnahmen, durch die das Ziel eines offenen und niederschwellig zugänglichen Luzerner Theaters nicht bloss ein «Lippenbekenntnis» bleibe. Insofern zielführend, solle die Regierung entsprechende Massnahmen verbindlich in Leistungsvereinbarungen oder im Betriebskonzept festhalten.
Eine Investition von 130 Millionen Franken sowie die gleichzeitige Erhöhung des Betriebsbeitrags rechtfertige die Forderung nach einer angemessenen Beteiligung dritter Luzerner Kulturakteuren, heisst es im Vorstoss.
Stadtrat soll konkrete Massnahmen prüfen
Konkret wollen die Postulanten erfahren, ob eine ganzjährige Nutzung der geplanten Infrastruktur und Räumlichkeiten zu attraktiven Zeiten durch Dritte möglich wäre. Den Vorstösserinnen schwebe beispielsweise eine klar definierte Anzahl von Veranstaltungen durch Dritte vor, um dies zu ermöglichen.
Weiter solle der Luzerner Stadtrat prüfen, ob ein klar definiertes Budget für Koproduktionen oder Raummietung festgesetzt werden kann. Zudem sorge sich die rotgrüne Koalition um alternative, erschwingliche Kulturräume und will von der Stadtregierung wissen, wie diese erhalten werden können.
Zu guter Letzt wünschen sich die Postulanten eine Nutzungsrechtskommission, die für die Vergabe der Räumlichkeiten an lokale Kulturakteurinnen verantwortlich ist. Dieser soll es ausserdem möglich sein, lokale Produktionen durch substanzielle Vergünstigungen zu fördern.
- Postulat zur Offenheit und Niederschwelligkeit im neuen Luzerner Theater
- Medienarchiv zentralplus