Zuger Kino geht in die Breite

Im Seehof ist der Hintern König

Die Unilux lockt ins Kino.

(Bild: pbu)

Das Kino Seehof in Zug erhielt ein Facelifting: Beide Säle wurden mit einer neuen Bestuhlung ausgerüstet. Das bedeutet weniger Sitze, dafür mehr Platz. Mit dieser Komfort-Offensive will man sich für die Zukunft wappnen – denn der Zuger Kinobranche stehen einschneidende Veränderungen bevor.

Ob klein, gross, schmal oder breit – Zuger Hintern haben gut lachen. Nach dreiwöchiger Umbauphase flimmern im Kino Seehof ab Donnerstag wieder Filme über die beiden Leinwände. Nebst dem Foyer im oberen Stock, das nun grosszügiger und neu möbliert daherkommt, erwartet die Besucher ein ausladendes Sitzerlebnis. Denn die beiden Kinosäle im Seehof wurden radikal ausgeweidet und neu bestückt. Total 48 Sitzplätze mussten weichen. Dafür braucht man nun während dem Filmvergnügen mit Sicherheit keine Platzangst zu befürchten.

Tickets werden teurer

Der Umbau im Kino Seehof hat Auswirkungen auf die Ticketpreise. Um 1 Franken steigen diese an. Für die neu geschaffene «Deluxe-Kategorie» – breite Einzelsitze, die mit Tischchen voneinander abgetrennt sind – bezahlt man 2 Franken mehr. «Damit bewegen sich unsere Eintrittspreise zwischen 17 und 19 Franken», fasst Thomas Ulrich zusammen. «Mit der Kinokarte bleiben alle Kategorien aber bei 13 Franken.»

Kino-Killer Fussball

Um die 200’000 Franken habe der Umbau gekostet, sagt Thomas Ulrich, Geschäftsführer der Zuger Kinos. Dabei seien die alten Sitze alles andere als Auslaufmodelle gewesen: «Viele Leute, die gehört haben, dass wir umbauen, konnten das nicht so recht verstehen. Die Stühle seien doch super, haben sie gemeint, was grundsätzlich richtig ist. Aber wir sind der Ansicht, dass das Kino heutzutage vor allem eines sein muss: komfortabel. Deshalb haben wir auf knapp 50 Sitze verzichtet, um dafür einen Komfortgewinn zu erhalten.»

Der Umbau wurde bewusst auf diese Zeitspanne gelegt. «Wegen der Fussball-Europameisterschaft», erklärt Ulrich. «Die Euro und die Weltmeisterschaft sind die grössten Killer der Kinos. Das war schon immer so.» Das Wetter an sich spiele diesbezüglich nicht mehr eine so grosse Rolle. «Es gibt keine Saison mehr im Kino», sagt Ulrich. «Es liegt einzig an den Filmen.»

«Es gibt Leute, für die ist der Sitzplatz wichtiger als der Film an sich.»

Isabelle Boutellier, Zuger Kinos

Die neue «Deluxe-Kategorie»: Breite Sitze, je eigene Armlehnen und kleine Tischchen sollen für ein komfortables Kinoerlebniss sorgen.

Die neue «Deluxe-Kategorie»: Breite Sitze, je eigene Armlehnen und kleine Tischchen sollen für ein komfortables Kinoerlebniss sorgen.

(Bild: pbu)

Das Foyer im oberen Stock kommt nach dem Umbau grosszügiger daher.

Das Foyer im oberen Stock kommt nach dem Umbau grosszügiger daher.

(Bild: pbu)

Der Sitzplatz kommt vor dem Film

Allerdings nicht nur, wie Isabelle Boutellier, Filmwissenschaftlerin und Mitarbeiterin in den Zuger Kinos, betont: «Es ist erstaunlich, wie viele Leute ihren Filmabend auf einen anderen Tag verlegen, wenn die bessere Sitzkategorie bereits komplett belegt ist. Es gibt Leute, für die ist der Sitzplatz wichtiger als der Film an sich. Man könnte fast sagen, dass diese Leute wegen dem Sitz ins Kino kommen.»

Natürlich spiele der Film eine Rolle, aber die Rahmenbedingungen – sei es das Essens- oder das Platzangebot – würden zunehmend schwerer gewichtet, so Boutellier. Aus gutem Grund: «Schlussendlich sitzt man während der Filmvorführung gut zwei Stunden im Sessel, da sollte dieser auf jeden Fall bequem sein. Ein unbequemes Kino ist ein No-Go, denn das bleibt den Leuten in Erinnerung.» Und wenn diese schlecht ist, dann kommen sie nicht wieder. Während ein Bildausfall oder sonstige technische Störungen zwar vorkommen, aber in der Regel Ausnahmefälle darstellen, wird ein unbequemer Sitz auch beim nächsten Mal unbequem sein.

«Das Seehof wird immer seine Berechtigung haben.»

Thomas Ulrich, Geschäftsführer Zuger Kinos

Thomas Ulrich und Isabelle Boutellier von den Zuger Kinos haben es sich im Seehof 1 bequem gemacht und prüfen die Sicht auf die Leinwand.

Thomas Ulrich und Isabelle Boutellier von den Zuger Kinos haben es sich im Seehof 1 bequem gemacht und prüfen die Sicht auf die Leinwand.

(Bild: pbu)

Keine Angst vor dem Multiplex

Weitere Umbauarbeiten seien vorerst nicht geplant. Die technische Aufrüstung wurde bereits im Frühling letzten Jahres vorgenommen. In der Zuger Kinobranche ist dennoch etwas in Bewegung. Seit längerer Zeit schon plant die Zuger Kino Hürlimann AG, der auch das Seehof gehört, im Unterfeld zwischen Zug und Baar ein Multiplex zu realisieren (zentralplus berichtete exklusiv über das geplante Projekt). Ein Schnitt ins eigene Fleisch? Wäre das nicht der Tod für die Zuger Stadtkinos? «Für das Seehof sicher nicht», meint Thomas Ulrich. «Die Kinos Gotthard und Lux haben es mittelfristig ohnehin sehr schwer, weil es sich dabei um 1-Saal-Kinos handelt. Dieses Modell ist Schnee von gestern. Aber das Seehof wird immer seine Berechtigung haben.»

Das liege nicht nur an der guten Lage und den vielen Stammgästen, sondern auch daran, dass es in Zug viele Expats gebe. Falls tatsächlich ein Multiplex-Kino an der Gemeindegrenze zu Baar entstehen sollte, dann würde sich das Kino Seehof in ein alternatives Kino wandeln. «Mit angepasstem Filmangebot oder mit Kommerzfilmen in Originalfassung», präzisiert Ulrich, der keinen Hehl daraus macht, dass sein Herz für Arthouse-Filme schlägt. «In Zug gibt es Potential für Originalversionen, weil wir hier verhältnismässig viele Expats haben», sagt der Cineast.

«Mit einem Multiplex können wir eigentlich nur gewinnen.»

Isabelle Boutellier, Zuger Kinos

Seine Kollegin Isabelle Boutellier würde es zwar bedauern, wenn das Gotthard und das Lux dicht machen müssten. «Mit einem Multiplex können wir aber eigentlich nur gewinnen. Es gäbe in Zug dann trotzdem mehr Säle. Und während im Unterfeld das Mainstream-Angebot abgedeckt würde, könnten wir uns auf die Alternative fokussieren.»

Noch handelt es sich dabei um Zukunftsmusik. Für Ulrich ist aber klar, dass auch in Zug schon bald ein Kinotempel entstehen wird. «Der Trend zeigt eindeutig in Richtung Multiplex. Die kleinen Kinosäle sterben aus.» Deshalb will man sich im Seehof vorzeitig wappnen – für den Anfang mit einer Charmeoffensive, die direkt auf die Allerwertesten der Zuger Bevölkerung zielt. Damit sollte man auch die verbleibenden EM-Spiele ohne grossen Schaden überstehen.

Das Seehof 1. Ab Donnerstag laufen wieder Filme über die Leinwand.

Das Seehof 1. Ab Donnerstag laufen wieder Filme über die Leinwand.

(Bild: pbu)

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