Daniel Sommer – Luzerner Sound-Designer

«Ich spiele Drumcomputer und Synthesizer»

Daniel Sommer zu Hause in seinem Studio in Emmenbrücke. (Bild: cha)

Er kann keine Noten lesen und spielt kein handelsübliches Instrument. Trotzdem dreht sich Daniel Sommers Leben um die Musik. Ob Videospiel, Film oder Werbetrailer: Der Luzerner Sound-Designer vertont, wo Bilder allein langweilen würden.

Bei Filmen oder Videospielen spielt insbesondere das Visuelle eine tragende Rolle. Das ist jedenfalls die gängige Auffassung. «Dabei ist die Akustik mindestens genauso wichtig», weiss der Sound-Designer Daniel Sommer.

Der 31-jährige Luzerner tüftelt mit Tönen und Umweltgeräuschen, verändert und kombiniert diese so, dass eine den Bildern entsprechende Geräuschkulisse entsteht. So etwa für Spiel- und Kurzfilme oder für Videospiele. Sommer produziert aber auch Auftragskompositionen oder Sound-Designs für Werbetrailers und audiovisuelle Projekte.

Zwei Wochen Arbeit für 15 Minuten Film

Vor kurzem hat er die Vertonung für einen Kurzfilm einer Londoner Studentin fertig gestellt. «Ich mache das Sound-Design und übernehme das Arrangieren und Mischen. Ausserdem habe ich den Soundtrack geschrieben», erklärt Daniel Sommer. Wie viel Zeit die Akustik eines solchen Projekts in Anspruch nimmt, wird angesichts der vielschichtigen Arbeiten deutlich. «Vorerst steht die Aufbereitung des aufgenommenen Tonmaterials an. Falls diese qualitativ schlecht sind, muss man diese nachvertonen oder gar neu aufnehmen», so Sommer. Anschliessend komponiere er den Soundtrack und folglich sei er für die «Ambience» zuständig, die «man rüberbringen muss. Alles in allem nahmen die akustischen Arbeiten für diesen 15-minütigen Kurzfilm zwei Wochen in Anspruch.»

Auszeichnung an den Swiss App Awards 2013

Zu seinen grössten Erfolgen gehört die Auszeichnung der App «bye bye Moskito» von World Vision als beste Applikation im Bereich «Promotion and Advertising» an den Swiss App Awards 2013. Daniel Sommer hat für das für Smartphones ausgelegte Videospiel das Sound-Design gemacht.

Weiter hat Daniel Sommer das Sound-Design für die App «Cupido» oder auch die Coop-Applikation «Sternenflug 2» produziert.

«Dass die Arbeiten, die eine visuelle Produktion akustisch tragen, viel Zeit beanspruchen, ist den Auftraggebern manchmal nicht bewusst.» Es gehe auch bei diesen ums Geld, weshalb er nicht selten unter Zeitdruck stehe. Aus diesem Grund sei es laut Sommer wichtig, Kompromisse einzugehen. «Für mich als Künstler ist es aber schon so, dass es anstrengend und teilweise unbefriedigend ist, wenn ich merke, dass die Zeit für die akustische Umsetzung zu knapp berechnet ist.»

Eine weitere Herausforderung seiner Arbeit sei, dass die Vorstellungen der Auftraggeber nicht immer ganz klar seien. Daniel Sommer präzisiert: «Es ist allgemein schwierig, über Musik zu reden. Besonders für eine Person, die nicht in der Musik tätig ist und die Arbeitsschritte eines Sound-Designers nicht kennt, ist es herausfordernd, explizit Wünsche rüberzubringen.»

«Ich inspiriere mich mit Umweltgeräuschen»

Wie jeder Künstler erfährt auch Daniel Sommer ab und zu Arbeitsblockaden. «Es gibt natürlich machmal ‹downs›, während denen ich nicht so inspiriert bin.» Wenn er an einen solchen Punkt komme, widme er sich Umweltgeräuschen. Er erklärt: «Ich fahre dann beispielsweise mit dem Zug, ausgerüstet mit einem Field Recorder. Dieser nimmt die Geräusche auf und verstärkt sie.» Das erlaube ihm, Geräusche zu hören, die man sonst eher unterbewusst wahrnehme. Und diese lässt der Luzerner auch gleich in seine Projekte einfliessen. «Bei fast allen meiner Arbeiten hat es Klänge und Geräusche drin, die ich im Alltag aufgenommen habe. In erster Linie sind diese für den Endkonsumenten nicht hörbar. Sie sind in den Tracks so verbaut, dass diese nur den wenigsten auffallen.»

«Einfach nur Platten aufzulegen ist mir zu eintönig geworden»

Daniel Sommer, Sound-Designer

Auf die Frage, wie man denn zu einem solch unkonventionellen Beruf kommt, sagt Sommer: «Früher wollte ich DJ werden. Vor 15 Jahren hat es mich so richtig gepackt und so fing ich an, für meine ersten Turntables zu sparen.» Einfach nur Platten aufzulegen sei ihm dann wortwörtlich zu «eintönig» geworden. «Ich entwickelte mich weiter und befasste mich mehr mit den technischen Aspekten des DJings und der Musikproduktion. Das war der Startschuss für eigene, hobbymässige Produktionen.»

Schliesslich habe ihn sein Kollege für das Sound-Design von Games weiterempfohlen. «Ich habe angefangen, Geräusche selbst zu erzeugen und Auftragskompositionen zu machen. Da ich mit Gameboys und deren Tönen arbeite, bin ich auch im 8-bit-Genre zu Hause.» Das habe für das damalige Projekt gut gepasst, worauf er schliesslich als Sound-Designer zu arbeiten begann. «Seither kamen weitere Anfragen, die ich unter anderem auch dank Mund-zu-Mund-Propaganda erhielt», so der 31-Jährige.

«Ich habe mal Blockflöte gespielt»

Notenlesen? «Kann ich nicht. Ich lerne es zwar momentan während meines Studiums», so der Luzerner. Er arbeite jedoch insbesondere mit Geräuschen und deren Modulation – also eher nach Gefühl. «Bei der Zusammenarbeit mit Bands wäre es schon von Vorteil, Noten lesen zu können. Aber für meine Arbeit – beispielsweise als Mischer – ist es nicht zwingend.» Sommer selbst spielt kein handelsübliches Instrument. «Ich habe mal Blockflöte gespielt. Wer hat das schon nicht? Heute spiele ich Drumcomputer und Synthesizer», fügt er schmunzelnd an.

Dass Musik seither nicht nur in seiner Arbeit eine grosse Rolle spielt, sondern auch fester Bestandteil seiner Freizeitgestaltung ist, zeigt sein vielschichtiges Engagement in der hiesigen Kulturszene. Als «Somtek» und «Schnauz» hat Daniel Sommer bereits diverse Tracks und Remixes veröffentlicht. Und unter diesen Pseudonymen hat er in ganz Europa an Festivals und Events gespielt.

«Wir wollen den Leuten die Musik vorstellen. Einfach schmackhaft machen»

Daniel Sommer

Das Luzerner Künstler-Kollektiv

Sommer ist auch Mitbegründer des «Korsett Kollektivs». Das Kollektiv besteht aus 16 Künstlern aus Sparten wie Graffiti, Visuals, Grafik, Promoting oder eben Sound-Design. «Zu Beginn waren wir eine Truppe, die einfach Musik machte. Seinerzeit noch hauptsächlich im Hip-Hop unterwegs, entwickelte sich die Musik immer mehr in Richtung Electronica, IDM (Intelligent Dance Music) und anderer Dunstbereiche elektronischer Musik. Irgendwann haben wir gemerkt, dass es den Sound, den wir fühlen, in Luzern nicht gibt.» So habe das Kollektiv das Bedürfnis gehabt, dieser Musik in Luzern eine Plattform zu bieten. «Wir wollen den Leuten die Musik vorstellen. Einfach schmackhaft machen. Auch mit dem Anspruch, etwas Neues an die Besucher heranzutragen und die Vielfältigkeit der elektronischen Musik zu präsentieren.»

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