Umbaupläne konkretisieren sich

Hoffnungsschimmer für das Zuger Arthouse-Kino «Gotthard»

Im Zuger Kino Gotthard sollen auch in Zukunft Arthouse-Filme gezeigt werden. (Bild: Beat Holdener)

Die Räumlichkeiten des «Cinéma Gotthard» in Zug werden umgebaut und besser genutzt. Trotzdem planen die Besitzer, den Kinobetrieb unverändert weiterzuführen. Längerfristig hoffen sie auf Unterstützung durch die öffentliche Hand. Ob und wie Kinos gefördert werden sollen, wird auf kantonaler Ebene geprüft.

Die Kinobranche steht im Moment von vielen Seiten unter Druck. Durch die Konkurrenz von Netflix und Co. haben sich die Sehgewohnheiten verändert. Streaming-Plattformen machen den Lichtspieltheatern Blockbuster-Streifen streitig.

Mit Filmvorführungen können zudem die maximalen Renditeerwartungen der Immobilienbesitzer nicht erfüllt werden. Vorbei sind die Zeiten der grossen Kinosäle, der Trend geht hin zu kleinen Vorführräumen und Multiplex-Kinos.

Wie sich die Situation nach der Aufhebung des Corona-Lockdowns entwickelt und ob das Publikum überhaupt zurückkommt, steht in den Sternen.

Verkleinerung des Kinoraums

Die Kinobetreiber müssen sich deshalb Gedanken über die Zukunft machen. Beim Zuger Kino Gotthard hat man sich entschieden, die Räumlichkeiten besser zu nutzen, um wenigstens eine minimale Rendite zu erzielen. Dazu wurden bei einem bekannten Zuger Architekten entsprechende Studien in Auftrag gegeben (zentralplus berichtete).

Jetzt ist man einen Schritt weiter. Das bestätigt Adrian Hürlimann, zusammen mit seinem Bruder Alban Eigentümer des Kinos Gotthard : «Es gibt inzwischen konkrete Vorprojekte, die sich unter anderem auf eine Zweitnutzung innerhalb des Kinoraumvolumens beziehen.» Auch wenn im Gotthard teilweise Räumlichkeiten für Geschäfte oder Dienstleistungen eingebaut werden, sollen dort in Zukunft Filme auf Grossleinwand gezeigt werden. «Der Betrieb ist bis auf Weiteres unverändert vorgesehen», sagt Adrian Hürlimann.

Die Kino Hürlimann AG betreibt in Zug und Baar insgesamt vier Kinosäle. 2023 kann das cineastische Pionierunternehmen sein 100-jähriges Bestehen feiern.

«Lebendige Kinos und eine innovative Filmkultur beleben die Zuger Kulturlandschaft zweifellos.»

Iris Weder, Leiterin Abteilung Kultur Stadt Zug

Das Kino Gotthard stammt in seiner Grundstruktur aus der Gründerzeit und gehört zu den schützenswerten Bauten. «Diese Inventarisierung verunmöglicht uns einige Konzepte», bedauert Adrian Hürlimann, «mit der Denkmalpflege diskutieren wir schon seit vier Jahren darüber.»

Einen Zeitplan bis zur Baueingabe für den Umbau des Kinos Gotthard gibt es aus diesen Gründen noch nicht. Im Amt für Denkmalpflege und Archäologie ist laut Denkmalpflegerin Franziska Kaiser bisher kein Antrag zur Abklärung der Schutzwürdigkeit des Gebäudes eingegangen.

Umstrittener Arkaden-Einbau

Die Stadt hätte theoretisch die Möglichkeit, die Arkade im benachbarten Gebäude der Gebrüder Speck, Gotthardstrasse 16, durchs Kinogebäude weiterzuführen. Dies würde ein gerades Passieren vom neuen Personendurchgang unter dem Bahnviadukt bis zur Konditorei Speck ermöglichen. Tangiert würde dadurch jedoch nicht nur fast das ganze Kinofoyer, sondern auch das bestehende Strassencafé.

Im Moment liegen die städtischen Pläne auf Eis. «Die Arkade wäre für die Stadt nur im Falle eines Totalumbaus der Immobilie durchsetzbar», so Adrian Hürlimann. Seiner Ansicht nach würde sie dem Gewerbe einigen Schaden bringen. Fussgängerinnen hätten jedoch wenig davon, weil die Arkade im Bereich zwischen Baarerstrasse und Alpenstrasse von unüberdachten Strassen und Zufahrten durchbrochen wird.

Subventionen und neue Businessmodelle

Definitive bauliche Entscheide sind beim «Gotthard» noch nicht gefallen. Für das Überleben des Kinos sind laut Adrian Hürlimann andere Voraussetzungen nötig. «Die langfristige Zukunft hängt auch von einer Beteiligung der öffentlichen Hand ab», prognostiziert er. Zug und Baar müssten ein Interesse am Weiterbestehen der Kinos haben, sind diese doch ein wichtiger Faktor für die Attraktivität der Innenstädte von Zug und Baar. Darüber herrsche unter deren Vertretern und auch in der Kulturdirektion ein grundlegender Konsens.

«Die langfristige Zukunft hängt auch von einer Beteiligung der öffentlichen Hand ab.»

Adrian Hürlimann, Kino-Eigentümer

Damit Kinos auch in Zukunft ihren Platz im Kulturangebot der Stadt Zug halten können, braucht es Veränderungen in ihren Businessmodellen. Zu diesem Schluss kommt die Leiterin der städtischen Abteilung Kultur Iris Weder.

Dazu sieht sie konkrete Möglichkeiten: «Neue digitale Formate, vermehrte Teilhabe und Vermittlung als Programmansage sowie Bestrebungen, eine Kino-Community nachhaltig aufzubauen, diese Herausforderungen werden künftig immer mehr im Zentrum stehen.» Die Rolle der öffentlichen Förderung ist nach Iris Weders Ansicht vertieft zu diskutieren. Sie hofft, dass die Kinos in der Stadt Zug gestärkt aus dieser Krise finden.

Der Leiter des Amtes für Kultur Aldo Caviezel bestätigt, dass die Diskussion betreffend Kino-Förderung durch den Kanton Zug lanciert ist. Konkrete Aussagen dazu sind zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich.

Kino-Betreiber Hürlimann ist jedoch optimistisch: «Die für ein umfassendes Angebot entscheidende Pflege der auf Quersubventionierung angewiesenen Arthouse-Sparte dürfte mit einer breiten Unterstützung rechnen können.»

Der historische Saal des Kino Gotthard ist seit 1936 mit einem mehrstöckigen Gebäude überbaut (Bild: Amt für Denkmalpflege und Archäologie)
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