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Die Stimmung am Finale der Sprungfeder 2016 war von Anfang an grossartig. (Bild: pze)
In der Schüür fand am Samstag das Sprungfeder-Finale statt. Es war ein eher einseitiger Abend mit röhrenden Gitarren, Coversongs und Fingergesten. Einer tanzte aus der Reihe – und räumte prompt ab: der Zuger Hip-Hopper Weibello. Ein Manko auch: Keine einzige Frau stand an diesem Abend auf der Bühne.
Weibello heisst er, der Gewinner der Sprungfeder 2016. Der junge Rapper aus Zug (zentralplus traf ihn bei der Probe im Zug) setzte sich im Finale am Samstagabend gegen vier weitere Nachwuchsbands aus der Zentralschweiz durch. Jede von ihnen hatte bereits eine Vorausscheidung in ihrer Region für sich entschieden, um an diesem Abend in der Schüür mit dabei sein zu können. Der Sieger der Sprungfeder wird zum einen durch ein Publikumsvoting, zum anderen durch einen Juryentscheid erkoren (hier geht’s zur detaillierten Erklärung).
Weibello erhält nun einen Gutschein im Wert von 6000 Franken für die Aufnahme von drei Songs im Krienser Soundfarm-Studio. Zusätzlich kriegt der junge Künstler Auftritte in der Schüür, am Rock the Docks Festival in Zug und am Glücklich Open Air in Luzern.
Die Rückkehr zum 90er-Rock
Die Endausscheidung war stilistisch leider sehr einseitig. Die ersten zwei Bands, namentlich Down Side Up und Sir Donkey’s Revenge, spielten einen Crossover-Mix, der stark an Rage Against the Machine oder Red Hot Chili Peppers erinnerte. Und diese Assoziationen waren nicht sehr schwierig herzustellen: Sowohl Down Side Up (Red Hot Chili Peppers) wie auch Sir Donkey’s Revenge (Rage Against The Machine) zeigten durch einen Coversong, woher ihre musikalische Inspiration kommt.
Der dritte Act, Unidentify aus Hochdorf, war eine Metalcore-Band. Mit dem Beginn ihres Konzerts nahm die Zuschauermenge direkt vor der Bühne merklich ab. Die verbliebenen oder extra für die Band aufgetauchten Zuschauer nutzten aber den frei werdenden Raum zum Moshen und Headbangen.
Rümbold schliesslich, die vierte Band des Abends und ebenfalls aus Hochdorf, trat vor einem wieder gefüllten Konzertraum mit weisser Gesichtsbemalung auf, was natürlich als Kiss-Referenz die Rückkehr zur Rockmusik der 90er-Jahre vervollständigte.
Fazit der ersten vier Bands: Es wird etwas zu genau hingeschaut bei den eigenen Vorbildern. Da ist noch etwas viel kopiert, die Bands sind noch zu nahe bei ihren Vorbildern. Doch man spürte das grosse Potenzial. Offensichtlich sind laute Rockgitarren wieder angesagt – ebenso das Hardrock-Fingerzeichen: Keine der Bands wurde müde, es in die Menge zu strecken.
Der etwas andere Sieger
Erst mit dem letzten Künstler wurde noch eine Sparte jenseits des Rock- und Metalgenres bedient. Weibello macht das, was momentan vielen jungen Hörern gefällt: Hip-Hop auf Schweizerdeutsch.
Und das tönte in der Schüür so:
Der Sieg war durchaus verdient, Weibello überzeugte mit einer tadellosen Liveband, gutem Flow, intelligenten Texten mit einer Aussage und eingehenden Refrains. Der Nachwuchskünstler wirkt schon jetzt wie ein gestandener Musiker, seine Songs sind längst bühnenreif. Der Sound ist gefestigt und eigenständig, die Show während dieser halben Stunde durchkoordiniert. Alles wirkt sehr sorgfältig einstudiert und geprobt.
Es wird Zeit, dass der Name Weibello in der Schweizer Musiklandschaft umhergeht. Der Sieg an der Sprungfeder wird ihm sicher dabei helfen.
Die Dankesrede und ein Rockgitarrist
Weibello dankte in einer hastig angerissenen Rede noch den anderen Bands, er sei auf viel gegenseitigen Respekt gestossen, das habe ihn etwas überrascht und sehr gefreut. Weiter erklärt er mit verschmitztem Lächeln: «Viele Leute fragen mich immer: ‹Hey, Weibello, gibt es irgendwo Songs von dir, die man sich anhören kann?› Bisher gab’s noch nichts, aber jetzt muss ich ja fast etwas machen!»
Ein kleines Detail, das ebenfalls überraschte: Weibellos Gitarrist, Dino Sabanovic, hat die Sprungfeder bereits zum zweiten Mal gewonnen. Er ist nämlich Frontmann der Band Stuck in Traffic, die 2012 überraschend den Sieg holten. Und mit welchem Musikstil? Natürlich: Rock.
«Wir hatten heute Abend keine einzige Frau auf der Bühne.»
Marco Liembd, Geschäftsführer Schüür
Ein spontaner Trostpreis und eine Bitte an die Frauen
Ein kleines Trostpflaster gab es für die zweitplatzierte Band Rümbold. Marco Liembd, Geschäftsführer der Schüür und Kopf der Sprungfederjury, trat bei der Nennung des zweiten Rangs ans Mikrofon. Liembd meinte: «Ich habe von Sound- und Lichttechnik sehr gute Rückmeldungen erhalten über die Qualität des Sounds, weiter habt ihr ein Superkonzert abgeliefert.» Zwar sei nur ein Schüür-Konzert für den Sieger vorgesehen gewesen, aber er versichere der Band, dass auch Rümbold im 2017 auf der Bühne des Konzerthauses stehen werde.
Dann schweifte Liembd, wenn er schon Mal ein Mikrofon in der Hand halten darf, noch kurz ab: «Wir hatten heute Abend keine einzige Frau auf der Bühne.» Er ermutigte die Frauen im Saal, nächstes Jahr ebenfalls teilzunehmen.
Tipps für Songwriting und Radio-Airplay
Eröffnet hatte den Abend übrigens der Moderator Dominique Marcel Iten, er ist selber Musiker und Musikredaktor bei SRF3. Er verriet den jungen Bands in einem kurzen Panel Tipps und Tricks, um einen guten Song zu schreiben. Doch auch Iten sagt: «Die erste Regel ist, es gibt keine Regeln.» Trotzdem könne man, zumindest wenn es darum geht, im Radio gespielt zu werden, gewisse Dinge beachten, so Iten.
Schon beim Panel fielen vor allem die beiden später bestplatzierten Bands auf: Weibello wie auch André Trochsler, Sänger und Gitarrist von Rümbold, diskutierten angeregt mit Iten über die Probleme einer jungen Band: Wie schaffe ich’s ins Radio? Wie schafft es meine Band auf Spotify? Brauche ich ein Label?
Die Sprungfeder wird ihrem Image der Förderung junger Bands gerecht: Für die fünf Gruppen dieses Jahr war es sicher ein lehrreicher Abend – und Spass gemacht hat es wohl sowieso.
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Die Bühne in der Schüür wurde am Samstag Abend zum Schauplatz des Sprungfeder-Finals 2016.
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Quentin Heinzer, Sänger und Posaunist von «Down Side Up»
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Kaan Marty, Gitarrist von «Down Side Up»
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Die Sprungfeder hatte ein lautstarkes Publikum.
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Toni Küng von «Sir Donkey's Revenge»
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Remo Menia, Gitarrist bei «Sir Donkey's Revenge»
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Dominik Keller, Sänger von «Unidentify».
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«Unidentify» trat mit zwei Sängern auf, im Bild Jovan Matovic.
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André Trochsler von Rümbold.
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Patrick Siegfried, Gitarrist von Rümbold.
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