«Wood & Brass» – Albumtaufe im Casino Zug

Hans Kennel findet neue Freunde für seinen Jazz der Seele

Ein Abend in warmen Tönen: Impression von der Albumstaufe von «Wood & Brass» in Zug.

(Bild: mam)

Ethno-Jazz-Altmeister Hans Kennel hat in den jungen Schweizer Musikern Silvan Schmid und Cégiu Voser zwei Seelenverwandte gefunden, die sein musikalisches Vermächtnis weiterführen. Am Freitag stellten sie ihr gemeinsames neues Musik-Projekt vor: ein Spaziergang zwischen den Genres, reif und sphärisch. Futter für Musikwissenschaftler und Nahrung fürs Gemüt.

Der Abend beginnt mit einem Stoss ins Bockshorn: Die vier Musiker von «Wood & Brass» betreten den Festsaal des Casino Zug durch den Haupteingang, marschieren zur Bühne und rufen sich pentatonisch und gegenseitig mit ihren Instrumenten zu.

Hans Kennel, der in Schwyz und Zug aufgewachsene Avantgardist und Jazz-Musiker mit 50-jähriger Bühnenerfahrung, lädt zum Heimspiel. Er stellt sein neustes Musik-Projekt vor, das er zusammen mit seinem langjährigen Musiker-Kollegen, dem Neuseeländer Phil Powell, realisiert.

Entdeckungen an der Trompete und am Cello

Es stellt eine kammermusikalische Synthese seines Schaffens dar. Ein Quartett aus zwei Trompeten, einer Posaune und einem Cello bringt Kompositionen von Kennel selber und aus seinem Jazz-Umfeld zur Aufführung. Es schafft neue musikalische Mythen aus dem Alpenraum und jazzt in verschiedenen Tonarten. Praktischerweise spielen sowohl der Posaunist Phil Powell wie auch der junge Zürcher Trompeter Silvan Schmid neben ihren Blechblasinstrumenten Alphorn – daher auch der Name des Bandprojekts, der Holz und Messing bedeutet.

Vierte im Bund ist die Zuger Cellistin Cégiu – bürgerlich Céline-Giulia Voser. Er habe sie mehrere Male spielen sehen, sagt Kennel und sie dann einfach angesprochen: «Ich möchte unbedingt mit Dir zusammen Musik machen.» Es klingt wie eine Liebeserklärung.

«Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.»

Später wird er Schmid und Voser nochmals separat hochleben lassen. «Silvan und Cégiu – das ist die neue Generation», ruft der 78-jährige Altmeister dem Publikum zu. Die beiden Jungen teilen seine Lust an neuem musikalischen Ausdruck, den sie zwischen Jazz, neuer Musik und Folklore finden. Sie würden auch Kennels Leitspruch – ein Thomas-Morus-Zitat – unterschreiben: «Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.»

 

Wood & Brass sind: Silvan Schmid (links), Cégiu Voser, Hans Kennel und Phil Powell.

Wood & Brass sind: Silvan Schmid (links), Cégiu Voser, Hans Kennel und Phil Powell.

(Bild: zvg)

Programmatisch für «Wood & Brass» ist das Stück «Generation Dance» auf dem zu taufenden Album – eine musikalische Konversation und kollektive Improvisation. Wobei: Das frisch gepresste Album hat es nicht mehr rechtzeitig nach Zug geschafft, Kennel und Gefährten bleibt nichts anderes übrig, als mit ihrer Musik zu begeistern und sie einleuchtend anzukündigen.

Das tut Kennel, indem er immer mal wieder über Polyphonie referiert – oder Quint-Quart-Parallelen, um dann persönliche Anekdoten einzufügen: «In diesem Saal des Casinos Zug habe ich mein erstes Konzert gegeben. Ich war zwölf Jahre alt und sang in einem Chor, dessen Namen ich vergessen habe.»

Der Ruf der Berge

Es folgen neu arrangierte Kompositionen von Mani Pflanzer, Bruno Spoerri, eine Interpretation eines Kurt-Marti-Textes und eine Referenz an Schneewittchen und die sieben Zwerge im Sieben-Viertel-Takt.

Frenetisch beklatscht wird der sphärische Klang von Ethno-Stücken mit Alphorn-Einsatz: ein von der Schweizer Nationalhymne inspiriertes Lied von Hans Kennel, später ein Kuhreigen namens «Ranz». Dazwischen ein Alpruf aus der Innerschweiz, polyphonisch und bitonal umgesetzt und begleitet von Cégius silberner Stimme.

Musik der Seele

Auch in den drei Zugaben wird fleissig ins Horn gestossen. Es ist Jazz mit Instrumenten aus alter Zeit, Hymnen aus den Seelen der Musiker. Dafür ist Kennel in der Vergangenheit bekannt geworden, und damit macht er sich nun wieder neue Freunde – unter den Zuhörern im Saal und den Musikern in seinem Quartett.

Da aktuelle Hörproben von «Wood & Brass» noch nicht verfügbar sind, hier einige andere Schmankerl zum Reinhören.

1. Cégiu am B-Sides Festival 2017 in Luzern:

2. Hans Kennel mit seiner Interpretation eines Hans-Marti-Textes vor zwei Jahren:

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