Neue Attraktion in Luzern

Gletschergarten eröffnet spektakulären Felsenweg

Schildert die statischen Herausforderungen des Projekts: Architekt Quintus Miller am Ende der 30 Meter hohen Treppe oberhalb des unterirdischen Sees. (Bild: bic)

Ein Weg ins Innere des Felsens und eine Reise durch 20 Millionen Jahre Erdgeschichte: Das erwartet dich bei deinem nächsten Besuch im Gletschergarten Luzern. Die neue Attraktion hat ein Ziel: Die Menschen zum Nachdenken über ihr eigenes Handeln zu bewegen.

Der Gletschergarten ist das Luzerner Museum der grossen Zahlen. Dies wurde den Teilnehmern des Medienrundgangs zur Eröffnung des neuen Felsenweges am Donnerstag einmal mehr vor Augen geführt. 20 Millionen Jahre Erdgeschichte können die Besucherinnen in der neuen Attraktion erleben. Dafür haben Stiftungen, grosszügige Donatoren und rund 500 Privatspender sowie das Museum 20 Millionen Franken aufgewendet. Etwa 1'000 Tage nach der ersten von insgesamt 360 Sprengungen wird der Felsenweg am Freitag der Öffentlichkeit übergeben.

«Erdgeschichte und die Natur sind die Kernthemen im Gletschergarten. Diese Aspekte prägen viele grosse Fragen unserer Zeit», sagt Museumsdirektor Andreas Burri vor dem ersten Rundgang. Das verbindende Element in allen Ausstellungsbereichen sei der Begriff «Zeit». Denn überall auf dem Areal habe sie ihre Spuren hinterlassen. «Viele uralt, andere jünger und unverkennbar von uns Menschen gemacht. In Anlehnung an Jules Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde erleben die Besucherinnen und Besucher auf dem Felsenweg eine Reise zum Mittelpunkt der Zeit», so Burri.

Andreas Burri, Direktor des Gletschergartens vor dem Eingang des Felsenweges. (Bild: bic)

Der Fels wird zum Museum

Dass man sich für das teure, aufwendige und gut zwölf Jahre dauernde Projekt entschied, hat laut Corinne Fischer, Stiftungsratspräsidentin des Gletschergartens, auch rein praktische Gründe. «Der Platz auf dem Gelände ist sehr knapp und der Bau eines neuen Museumsteils nicht möglich. Darum haben wir uns entschieden, den Fels zum Museum werden zu lassen.» Neuen Platz gibt es auch oberhalb des Felsenweges, wo ein kleiner Park mit Blick auf den Pilatus geschaffen wurde.

Ursprünglich war eigentlich noch ein Mehrzwecksaal im Innern des Berges vorgesehen. «Aus Kostengründen haben wir letztlich aber darauf verzichtet. Denn für uns war klar, dass wir das Projekt bei 20 Millionen Franken deckeln», so Fischer.

Spiele das Video ab und erhasche einen ersten Blick in den Felsenweg!

Für den Bau war das Architekturbüro Miller & Maranta aus Basel verantwortlich. «Die Attraktion hat wegen des Klimawandels eine besondere Aktualität», hält Mitinhaber Quintus Miller fest. In diesem Sinne erleben die Gäste neben einer Zeitreise auch eine Reise durch verschiedene klimatische Zeitalter. Denn der Stein, in den der Rundgang geschlagen wurde, war vor 20 Millionen Jahren Meeresboden.

Damals herrschten in Luzern tropische Bedingungen, bis vor zwei Millionen Jahren ein Eiszeitalter begann, welches vor 10'000 Jahren endete. Der Besucherin wird also vor Augen geführt, welche Auswirkungen das sich verändernde Klima auf die Erde und das Leben auf ihr hat.

Homo sapiens soll über das eigene Handeln nachdenken

«Das Meer hinterliess besondere Schätze, die im Innern des Felsens sichtbar werden. Zudem werden die gewaltigen Kräfte erlebbar, die zur Alpenfaltung geführt haben», so Miller. Der Gang durch die Jahrmillionen pulverisiere den Zeitbegriff von uns Menschen und solle dazu verleiten, darüber nachzudenken, welchen Beitrag wir zur Erdgeschichte machen wollen. Auf dem Rundgang werden die erdgeschichtlichen Entwicklungen mit visuellen Elementen auf den nackten Betonwänden dargestellt. An verschiedenen Orten erscheinen Eindrücke der zeitspezifischen Flora und Fauna.

Im Sinne der Selbstreflexion gibt es neben den Felsstrukturen und den gigantischen Betonelementen einige weitere von Menschenhand geschaffene Objekte. Zum Beispiel einen Müllhaufen aus Beton mit Industrieprodukten aus den letzten Jahrzehnten. Vielleicht wird am Ende ja dies der Beitrag sein, den Homo sapiens für die Nachwelt und die Erdgeschichte hinterlässt.

Ein Müllhaufen als Beitrag von Homo sapiens zur Erdgeschichte?
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3 Kommentare
  • Profilfoto von hegard
    hegard, 15.07.2021, 22:25 Uhr

    Übrigens die Klima Lobeisten können das Klima der letzen 10’000 Jahren von der Schweitz
    im Gleschergarten in Luzern anschauen.
    Und wenn ihr die Fotos von Luzern am 10 Juni 1910 anschaut kommt euch das sicher bekannt vor.(2005)
    Warscheindlich waren die 2-3 Automobile für die Überschwemmung schuld.
    Oder die Pferde,die ihre Apfel fallen liessen.

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  • Profilfoto von Hanswurst
    Hanswurst, 15.07.2021, 19:48 Uhr

    Dieses 20 Mio. Franken (!) teure Loch im Felsen auf dem Video hat das Sexappeal eines nassen WK 2 Bunkers. Kommen wegen «Burris Bunker» wirklich mehr Besucher in den Gletschergarten? Anfänglich vielleicht ein paar, die noch nie in einem Betonbunker waren, das Bunker-Feeling suchen und die Anlagen in Vitznau oder Kehrsiten nicht kennen? Auch irritiert der viele Beton – wollte man damit ein ein weiteres Denkmal errichten? Oder hätte man das viele Geld vielleicht nicht besser über Jahrzehnte in aktuelle Ausstellungen investieren können?

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    • Profilfoto von colonel_toulouse
      colonel_toulouse, 16.07.2021, 10:31 Uhr

      Lieber Hanswurst, leider vermittelt das Video im ersten Teil wirklich den von dir beschriebenen Eindruck. Es ist nicht einfach, die fantastische Lichtstimmung und die eindrückliche Atmosphäre im Inneren der Felsenwelt einzufangen. Als Kenner von Bunkeranlagen kann ich dir aber versichern, dass du im Gletschergarten ein ganz anderes Erlebnis haben wirst. Geh einfach mal hin, du wirst positiv überrascht sein. LZ und 20min haben es überigens geschafft, aussagekräftigere Bilder vom Felsgang zu machen.

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