Fusion der Museen rückt näher

Gesucht: Standort für neues Luzerner Museum

Der Kanton Luzern will das Naturmuseum und das historische Museum fusionieren. (Bild: ber)

Luzern erhält ein neues Museum für Natur, Geschichte und Gesellschaft: Die Regierung treibt die Fusion der beiden bisherigen Institutionen an der Reuss voran. Wo es angesiedelt wird, ist allerdings offener denn je.

Was mit den Luzerner Museen passiert, interessiert die Bevölkerung. Nicht weniger als 448 Privatpersonen haben sich in der Vernehmlassung zur geplanten Fusion von Natur- und Historischem Museum geäussert. Und: der überwältigend grosse Teil von ihnen ist skeptisch.

«Viele Privatpersonen haben den Eindruck, dass die Gerichte die beiden Museen von ihren heutigen Standorten verdrängen, die Museen vom Kanton stiefmütterlich behandelt und an einen Standort von höchstens zweiter Wahl verschoben werden sollen», hält die Kantonsregierung in ihrer aktuellen Botschaft zum Geschäft fest. Pro Jahr besuchen zwischen 80'000 und 90'000 Personen die beiden Institutionen an der Reuss – im Durchschnitt über 200 pro Tag.

Umstrittener Standort Zeughaus

Der Widerstand dürfte viel mit dem Standort zu tun haben. Der Regierungsrat schlägt bekanntlich vor, das neue Luzerner Museum ins Zeughaus zu übersiedeln. Das kommt bei vielen nicht gut an. «Dem Standortentscheid schlägt fast ausschliesslich Kritik entgegen», hält jetzt auch die Regierung fest. Die häufigsten Kritikpunkte betreffen die Lage, die Fläche, die Erreichbarkeit, die Kosten und einen möglichen Besucherverlust.

«Das Parlament hat der Regierung die rote Karte gezeigt, der Standort Zeughaus ist damit definitiv vom Tisch», sagt SP-Kantonsrat Urban Sager stellvertretend für diesen Tenor. Inzwischen hat sie auf den massiven politischen Druck reagiert: Sie ist bereit, den Fächer nochmals zu öffnen und alternative Standorte zu evaluieren, sofern der Kantonsrat dies will (zentralplus berichtete).

Museumskonzept kommt mehrheitlich gut an

Klar ist aber bereits jetzt: Luzern soll ein neues Museum erhalten. Aus dem Historischen und dem Naturmuseum entsteht das «Luzerner Museum für Natur, Geschichte und Gesellschaft». Die Fusion der beiden kantonalen Museen hänge nicht von einem bestimmten Standort ab, betont die Kantonsregierung. Das heisst: Ja zu Zusammenlegung bedeutet keineswegs Ja zum Zeughaus.

Von der Fusion erhofft sich die Regierung viele Synergien. «Der Zusammenschluss bietet die grosse Chance, ein innovatives Museum für Luzern zu schaffen», streicht die Regierung die positiven Aspekte hervor. Das neue Haus solle eine Vorreiterrolle in der Schweiz übernehmen. «Mit dem neuen Konzept können die beliebten Museen weiterentwickelt und in eine gemeinsame Zukunft geführt werden.»

Obwohl es auch zu diesem Projekt kritische Stimmen gibt, legt die Regierung dem Kantonsrat jetzt die Botschaft zur dazu nötigen Gesetzesänderung vor. In der Vernehmlassung letzten Frühling zeigte sich: Vier der sechs grossen Parteien sowie fast alle Gemeinden und Behörden befürworten den Zusammenschluss. Dagegen äusserte sich eine Mehrheit der Organisationen, Vereine und Verbände sowie praktisch alle Privatpersonen. Hauptkritikpunkt war, dass ein ausgearbeitetes Konzept vorliegen müsse, um die Fusion beurteilen zu können.

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Das Zeughaus ob der Luzerner Altstadt kommt als Museumsstandort nicht gut an. (Bild: bic)

Ein solches hat die Regierung dann nachgeliefert. Das neue Museum verbindet Wissenswertes zu den Themen Natur, Umwelt, Geschichte und Gesellschaft. Die Dauerausstellung wird in mehreren «Erzählwegen» vermittelt. Nebst Sonderausstellungen zu aktuellen Themen ist unter anderem ein mobiles Museum vorgesehen, das durch verschiedene Gemeinden tourt (zentralplus berichtete).

Das neue Museumskonzept stiess im Spätsommer auf mehrheitlich positive Resonanz. Kritik gab es unter anderem an den fehlenden Angaben zu Kosten, Räumen, Personalbestand und Kulturgüterzentrum (zentralplus berichtete).

Auch das Finanzielle sorgte für Ablehnung. Denn der Kanton wollte mit der Museums-Fusion ursprünglich Geld sparen. Von mehreren Seiten gab es deshalb Kritik am «Spargeist». Namentlich die Stadt Luzern sprach von einer «Sparübung», aufgrund der die Museen an Attraktivität verlören. Inzwischen ist allerdings klar, dass der Betrieb des fusionierten Museums nicht weniger, sondern mehr Geld beanspruchen wird als die beiden heute bestehenden Museen. Die jährlichen Betriebskosten steigen von aktuell 4,6 auf rund 6,4 Millionen Franken.

Kantonsrat entscheidet im Juni

Ob aus den zwei Museen in Zukunft eins wird, diskutiert der Kantonsrat in zwei Lesungen im Juni und im September. Sofern er zustimmt, tritt die Gesetzesänderung auf Anfang Dezember in Kraft.

Dann dürfte auch der Standort erneut zum grossen Thema werden. Die Umsetzung des Zusammenschlusses der beiden Museen und das neue Museumskonzept bilden gemäss Regierung die Basis, um für das «Luzerner Museum für Natur, Geschichte und Gesellschaft» einen geeigneten Platz zu finden.

Zur Diskussion stehen unter anderem das Verkehrshaus, das die FDP ins Gespräch brachte. Ebenso die Variante, dass die Museen am Kasernenplatz bleiben und dafür das Kantonsgericht einen neuen Standort erhält, beispielsweise das Gebäude der Fachmittelschule an Hirschengraben. Der Kantonsrat wird voraussichtlich eine Spezialkommission einsetzen, welche diese Suche begleitet.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 07.03.2022, 15:13 Uhr

    Da die Stadtverwaltung in den Seetalplatz zügelt gibt’s sicher andere Möglichkeiten für das Gericht.

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    • Profilfoto von Samuel Kneubuehler
      Samuel Kneubuehler, 07.03.2022, 17:35 Uhr

      Eh, nein. Die zügelt nicht. Aber einige Dienstellen des Kantons.

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