13. Ausgabe des Musikfestivals

«Funk am See» in Luzern: Ein Partymuffel wagt sich raus

Nach vier Jahren Pause fand heuer die 13. Ausgabe des «Funk am See»-Festivals statt. Wir waren vor Ort.

Ein Geständnis vorneweg. Ich bin ein Partymuffel. Grosse Menschenansammlungen, lautes Stimmengewirr und simultane Musikbeschallung sind mir ein Graus. Da muss mich was schon ziemlich interessieren, dass ich mir das antue. Zuletzt waren das «Rammstein» in Zürich. Ganz so wild wirds beim «Funk am See» am Vierwaldstättersee wohl nicht werden.

Trotzdem bin ich eigentlich die komplett falsche Person, um einen Anlass wie das Luzerner Gratis-Openair zu besuchen. Aber wie heisst es so schön? «Öfter mal was Neues». Ausserdem bin ich ein neugieriges Kerlchen.

Das Wetter macht nicht mit

Also habe ich mich mit einer Begleitung aufgemacht, die 13. Ausgabe des Musikfestivals auf der Luzerner Lidowiese zu besuchen. Ein Blick aus dem Fenster zeigt: Das Wetter hat keinen Bock. Statt sommerliche Festival-Vibes gibts herbstliches Regenwetter. Perfekt für einen ruhigen Netflix-Abend auf'm Sofa, aber nicht zwingend für eine Party unter freiem Himmel. Egal, Armeestiefel montiert (die einzigen vermeintlich wasserdichten Schuhe in meinem Repertoire) und losgelaufen.

Auf dem Festivalgelände angekommen stellen wir fest: Die Stimmung auf dem Gelände ist trotz tristem Himmel gut. Kein Wunder, Luzern hat lange genug auf die 13. Ausgabe des Funk am See gewartet. Pandemie sei Dank. Die letzte Ausgabe fand 2018 statt. Gestartet ist der Anlass schon gestern und brauchte seitens der Organisatoren bereits spontanes Umorganisieren (zentralplus berichtete).

Die Indie-Bands machen Laune

Auf der Zeltbühne spielt der erste Act des zweiten – und letzten – Tages: «Dachs» heisst die Band und spielt melancholischen Pop. Angenehm friedlich, passt zur ruhigen und entspannten Stimmung. Generell fühlt sich der Anlass eher wie eine gemütliche Grillparty unter Freunden an, als wie ein aufgedonnertes Mega-Spektakel.

Trotz dunklen Wolken war die Stimmung heiter. (Bild: Jira Andriamisalalao)

Zumindest jetzt noch bei Tageslicht. Musik gibt es bis Mitternacht. Im Stundentakt wechseln die Bands und auch die Bühnen. Deren gibt es zwei, die Zeltbühne, wo «Dachs» gerade spielt und die Hauptbühne etwas abseits, wo sich der Berner Rapper «Cobee» auf seinen Gig einstimmt.

Ab zu den Fressständen!

Meine Begleitung und ich haben Hunger, also steuern wir einen der Foodstände an. Wir bunkern uns eine Ladung tibetanische Momos. Günstig ist das Essen zwar nicht – typische Festivalpreise – aber deswegen zu motzen ist komplett unangebracht. Schliesslich ist der ganze Anlass gratis. Cashless lautet übrigens die Devise des diesjährigen «Funk am See». Stört uns nicht, wir sind Kartenmenschen. Und das nicht erst seit der Pandemie.

Andere dürften damit vielleicht ihre Mühe haben. Wäre nicht das erste Mal. Das Luzerner Stadtfest wollte heuer ebenfalls auf Bargeld verzichten. Kam semi-gut an (zentralplus berichtete). Beim «Funk am See» gabs diesbezüglich noch keine Reklamationen. Zumindest nicht bei der Dame, die uns am Getränkestand mit Cola und Schorle versorgt.

Ein bisschen Kunst muss sein

Wir nehmen uns auch die Zeit, das weitläufige und doch nicht überfüllte Gelände unter die Lupe zu nehmen. Die Stoff-Liegen hat's leider verregnet, da setzt sich niemand rein. Die Leute sitzen auf Partybänken oder stehen in Grüppchen zusammen. Dafür finden sich beim «Tiny Art Mobil» neben der Zeltbühne allerhand Leute. Gibt auch was Skurriles zu sehen. Gemäss Flyer ein «bewegtes, interaktives Kunsterlebnis».

Die kreativen aus Spielzeug, Krimskrams und Lämpchen zusammengebauten Maschinen kommen vor allem bei Kindern und junggebliebenen Erwachsenen gut an. Wer will, kann auch aus bereitgestelltem Tinnef selbst etwas bauen. «Ich finde es toll, dass es hier etwas für Erwachsene und Kinder gibt», sagt uns denn auch eine Mutter, deren Tochter gerade einen alten Rasierapparat begutachtet.

Das Publikum zeigt sich eine Spur zu gelassen

Mittlerweile ballert «Cobee» seine elektronisch verzerrte Stimme und seine Beats von der Hauptbühne. Das gefällt auch Petrus. Nachdem er noch einen kurzen Schauer über das Gelände genieselt hat, strahlt jetzt die Sonne. «Scho geil do», sagt ein Konzertbesucher und wippt im Takt der Musik mit, der halbleere Bierbecher in der Hand.

Der Rapper «Cobee» musste dem Publikum stimmungstechnisch noch etwas Starthilfe geben. (Bild: cbu)

Das restliche Publikum zeigt sich hingegen noch etwas hüftsteif. Nach etwas Stimmungsmache seitens «Cobee» setzen sich die Gäste aber in Bewegung. Ich auch – in Richtung Seeufer, weil ich da etwas in den Bäumen glitzern sehe. Es sind aufgehängte CDs. Ist das Kunst oder Abschreckung für Insekten? Man weiss es nicht, spielt auch keine Rolle, sieht so oder so hübsch aus.

Die Party geht noch bis Mitternacht

Nach anfänglicher Skepsis muss ich gestehen: Wäre ich nicht dienstlich unterwegs, hätte ich es durchaus noch länger ausgehalten und mir weitere Bands wie «Naomi Lareine», «Crème Solaire» oder «HGich.t» reingezogen. Bis zum Ende irgendwann nach Mitternacht hätte ich es dann wohl doch nicht geschafft. Dafür ist das Sofa zu verlockend – und die Aussicht auf trockene Socken. Verdammte Armeestiefel.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Sepp
    Sepp, 21.08.2022, 18:52 Uhr

    Ich war vor paar Jahren am BlueBalls. Niemand, aber wirklich niemand tanzte, ausser mir. Und ich wurde komisch angeschaut. Sogar die Band musste ansagen sich etwas zu bewegen. So eine peinliche und lächerliche Stadt in ganz vielem. Ich wohne 5 minuten weg, aber meide die stadt wo es nur geht und sage das auch meine ausländische Freunden. Geht besser nach italien, frankreich oder so. Die schweiz ist an langeweile nicht zu überbieten.

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    • Profilfoto von RoliiloR
      RoliiloR, 21.08.2022, 20:25 Uhr

      Dein Kommentar ist aber nicht ernsthaft gemeint oder? Du scherst eine ganze Stadt inkl. Bevölkerung über den gleichen Kamm? Scheinbar hat da jemand etwas zu wenig Zuneigung und Zuspruch im Leben bekommen. Es gibt Leute die lieben die Stadt und die Menschen in Luzern. Eine Stadt in welcher man auch akzeptiert wird wenn man anders ist. Luzernerinnen und Luzerner sind von einem robusten Schlag und unsere Kultur lebt. Warum wohnst du denn so nahe bei der Stadt? Zieh doch weg und mach Platz für Leute, die Luzern mögen und schätzen, was sie an der Leuchtenstadt haben. Danke!

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