Musiker Gustav im Luzerner Konzerthaus Schüür

«Fucking Trump» – Gustavs Piratenschiff geht nicht unter

Gustav und seine vierköpfige Band bedienten sich aus dem reichen Song-Repertoire.

(Bild: Olivera Sakota)

Das freiburgische Multitalent Gustav sorgte diesen Freitagabend für einen heiteren Konzertabend in der Schüür. Mit seinem Repertoire aus Folk, Country, Rock und Chanson verbreitete er im Publikum Lebensfreude – auch wenn das Konzert keine Überraschungen bot und Gustav nur langsam in Flirtlaune kam.

Im Publikum in der Schüür standen diesen Freitag Junge neben Alten, Heavy-Metal-Zeitgenossen neben gestandenen Rockern: Alle warteten gespannt auf Gustavs Auftritt. Der Freiburger Musiker betrat die Bühne mit seinen vier Bandmitgliedern entspannt. Die Stimmung wirkte beinahe familiär. Gustav bestätigte diesen Eindruck: Er sei vor zwei Jahren in der Schüür aufgetreten und erkenne einige Gesichter in den vordersten Reihen wieder.

Auch musikalisch wusste Gustav das Publikum abzuholen. Bereits nach dem zweiten Lied mit dem Titel «easy» klatschte die Menge zum Takt, wippte mit den Füssen und sang mit. Gustavs Musik riecht nach Sehnsucht und nach der Suche nach dem kleinen und grossen Glück; sie erinnert an leichte französische Chansons und bei einzelnen Songs an deutschen Punkrock à la Tote Hosen.

Dabei geht es oft um Liebe und Herzschmerz. Aber auch darum, sich mal gehen zu lassen oder dem eigenen Unmut Luft zu verschaffen. In Gustav steckt ein Weltverbesserer – zumindest versucht er, dem Publikum etwas Gutes mitzugeben in den ungewissen und unruhigen Zeiten. In Zeiten Trumps, des Brexit, in Zeiten von Fanatikern und Extremisten.

Mit dem Älterwerden mache er sich immer öfters Gedanken über die Religion und ihre Auswirkung auf die Gesellschaft, erklärte Gustav zwischen zwei Songs. Viel Unheil geschehe im Namen des Glaubens – ein Gedanke, von dem auch sein Song «La Prière» (das Gebet) handelte.

Gustav taut nur langsam auf

Ansonsten ist die Kommunikation zwischen Gustav und dem Publikum an diesem Abend aber eher spärlich. Üblicherweise weicht er nicht von der Bühne, bis auch die letzte Person im Saal infiziert ist mit dem Gute-Laune-Fieber und bis alle Frauen im Saal ein Kind von ihm haben wollen – wie er schmunzelnd mal in einem Interview erwähnte.

Ein bisschen Rebellion muss sein: Gustav liess es sich nicht nehmen, seinen Unmut über Donald Trump auszudrücken.

Ein bisschen Rebellion muss sein: Gustav liess es sich nicht nehmen, seinen Unmut über Donald Trump auszudrücken.

(Bild: Olivera Sakota)

Doch nicht so in der Schüür. Er sei nicht so «spurig», meinte er. Es gebe solche Tage, an denen man nicht gerne rede. Das habe auch damit zu tun, dass er vor Kurzem auf einer Tour in Bern, Basel, Zürich und im Aargau an Schulen gespielt hat. Mit einem Augenzwinkern meinte er, es sei nicht einfach, vor einem Haufen Kinder aufzutreten, die einem nicht zuhören.

Umso mehr freue er sich, in der Schüür zu spielen, sagte er und spielte den Song «Je ne veux pas me lever» (ich will nicht aufstehen). Ein Protest gegen die Fremdbestimmung, die äusseren Zwänge, die Vorgaben des Systems. Ein bisschen Rebellion muss sein.

Ansteckende Lebensfreude

Die Bandmitglieder wechselten ihre Instrumente rege und je nach Interpretation kam die Trompete, die Harmonika, die elektrische Gitarre oder der Bass stärker zum Einsatz. Gustavs Repertoire ist vielfältig. Er komponiert, textet und orchestriert seine über 250 Lieder selbst; er spielt Gitarre, Klavier, Schlagzeug, Bass und Trompete. An diesem Abend hatte er seine Gitarren dabei.

Viele liessen sich von der Lebensfreude der Songs anstecken. Bei seinen ruhigen, melancholischen Stücken schaukelte das Publikum hingegen wie ein Seemann auf einem schwankenden Schiff in einer stürmischen Nacht. Anfänglich verlief das Konzert tatsächlich in Wellen – auf ein sanftes Lied folgte ein energiegeladenes Stück, auf Französisch folgte Deutsch (oder sogar Senslerdeutsch).

Und am Ende gibt’s doch noch einen Flirt

Für die Zugabe liess Gustav seine Fans nicht lange warten. Nach fünf Minuten stand er wieder auf der Bühne und stimmte ein neues Lied an, irgendwo zwischen den Zeilen hörte man ihn «Fucking Trump» sagen. Ein Signal: Sein Piratenschiff der Lebensfreude wird nicht untergehen – auch nicht in Zeiten von Donald Trump. Das Publikum jubelte.

Der Konzertabend war vorhersehbar – und doch liess Gustav ein euphorisches Publikum zurück.

Der Konzertabend war vorhersehbar – und doch liess Gustav ein euphorisches Publikum zurück.

(Bild: Olivera Sakota)

Seine Perlen – wie das Lied «Hau ab» – hatte er bewusst bis zum Schluss aufgespart. Der offizielle EM-Song 2016 «Tous Ensemble», den er für das Schweizer Fernsehen geschrieben hat, liess die Energie im Saal nochmals steigen. Inzwischen war auch Gustav aufgetaut, machte Spässe und flirtete mit dem Publikum.

Am Ende trank er auf der Bühne noch ein «Güschteli», ein eigens für ihn produziertes Bier einer freiburgischen Brauerei. Er war mit dem gelungenen Konzertabend zufrieden – und auch das Publikum. Obwohl der Ablauf vorhersehbar war und Gustav sowie seine soliden Musiker keine aufgeregten Riffs oder Soli spielten, die einen aus den Socken hauten: Die Band entliess nach 1¾ Stunden ein euphorisches Publikum auf den Heimweg oder an die Bar – vielleicht auf ein «Güschteli», wer weiss.

 

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