«There are worse Bands» hat's besser gemacht

Es gibt schlechtere Musikfestivals in Luzern

Stehen hinter dem «There are worse bands»-Festival: Stefan Stangl (links), Nicolas Sigrist (Mitte) und Claude Bachmann (rechts) (Bild: zvg)

Das Luzerner Musikfestival «There are worse bands» ist diesen Herbst wieder zurück auf die hiesige Kulturlandkarte gekommen – mit altem Konzept, aber neuer Spielzeit. Dies, nachdem 2019 mit massiven Verlusten endete und man für das Corona-Jahr 2020 bewusst schon im Vornherein auf eine Durchführung verzichtete.

Der Luzerner Verein Lumberjack macht es sich zum Ziel, nonprofitmässig «tolle Bands zu anständigen Preisen auf die Bühne zu bringen». Dazu organisieren die drei Mitglieder Claude Bachmann, Stefan Stangl und Nicolas Sigrist seit 2014 das Musik Festival «There are worse bands» (Englisch: «Es gibt schlechtere Musikgruppen»). Dabei spielen diverse gitarrenbetonte Bands auf unterschiedlichen Bühnen in verschiedenen Bars und Kellern der Stadt Luzern. Das Format des Festivals variierte über die Jahre hinweg. Es gab immer wieder Experimente am Konzept und auch finanziell musste man immer wieder kreativ werden.

Zunächst dauerte das Festival zwei Wochen, bis es in der fünften Ausgabe 2018 nur noch ein «Worse Bands Weekend» gab. Im Jahr darauf sollte alles grösser werden – das Setup, die Bands, die Locations. Doch es ging so krachend schief, dass die Zukunft des Festivals infrage gestellt wurde. Nach einem Jahr Pause startete Lumberjack diesen Herbst einen neuen Versuch. Vom 18. bis 30. Oktober spielten von Punks über Rocker bis hin zu Singer-Songwritern 34 verschiedene Bands in 13 Lokalitäten der Stadt Luzern – dieses Mal mit vollem Erfolg.

Bruch mit Traditionen

«Als wir mit dem Festival anfingen, machten wir es mit dem System, dass alle Besuchende so viel Geld geben können, wie sie möchten», erzählt Claude Bachmann gegenüber zentralplus. «Dementsprechend erhielten alle Künstlerinnen und Künstler das als Gage, was als Kollekte gegeben wurde.» Denn lange gab es keine fixen Gagen für die Bands am «There are worse bands» (TAWB), die neben den klassischen Konzerträumen der Jazzkantine oder dem Sedel während des Festivals ansonsten eher kleine Lokale bespielen.

2019 rührte Lumberjack mit der grossen Kelle an und brach mit Traditionen. Der Verein buchte grössere Bands für grössere Konzerthäuser, zahlte vereinbarte Gagen und verlangte fixe Eintrittspreise. «Dieser Schuss ist hinten raus», schmunzelt Bachmann. «Dadurch haben wir einen ziemlich grossen Verlust gemacht.» Das Veranstaltertrio hinterfragte seine Entscheidungen hinterher sehr selbstkritisch und die Zweifel nagten an ihrer Motivation. «Wir dachten uns: Vielleicht ist es gut, ein Jahr Pause zu machen.»

Prophetische Entscheidungen

Die Erkenntnis, dass man so nicht weitermachen könne, brachte den Verein Lumberjack dazu, das Festival für 2020 bewusst auszusetzen. «Wir brauchten diese Zeit, um wieder kreativ zu werden und Lust zu haben.» Im Rückblick lacht Bachmann: «Das war quasi prophetisch, denn es wäre sowieso nicht gegangen». Bis dahin fand das Festival jeweils im April statt. Durch die Pandemie ergab sich das nächste Zeitfenster für ein TAWB erst wieder diesen Herbst. Doch diese Terminverschiebung erwies sich letztlich als Glücksgriff.

«Die Leute können einfach das geben, was ihnen der Abend wert ist.»

Claude Bachmann, Festival-Organisator

In den relativ kleinen Konzertlokalen sehe es mit 20 bis 30 Leuten schon ziemlich voll aus, sagt Bachmann, dadurch könne eine gute Konzertatmosphäre entstehen. Mit der neuen Spielzeit wurden auch vergangene Konzepte wieder aufgefrischt. «Wir wollten zum alten System zurück, wieder während zwei Wochen in verschiedenen Locations spielen.» Dafür müsse die Programmgestaltung vielfältig und divers sein, damit es zu keiner Übersättigung komme. Das zeichne das TAWB-Festival auch aus, findet Bachmann. «Es war also nicht so, dass am Anfang viele Leute kamen und gegen Ende genug hatten.»

Rückbesinnung auf die Wurzeln

Bei der Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln hat das TAWB-Festival auch wieder das Kollektensystem eingeführt. «Die Besuchenden sollen das geben können, was sie geben möchten und die Bands das erhalten, was dadurch zusammenkommt.» Damit könne der Verein als ehrenamtlicher Veranstalter kostendeckend arbeiten. «Es ist kein Gratisfestival», stellt Claude Bachmann klar. «Die Leute können einfach das geben, was ihnen der Abend wert ist.» Die letzten zwei Wochen hätten gezeigt, dass es funktioniere.

«Wenn die Bands zu diesen Konditionen kommen, gibt es Klarheit und es ist auch nicht so, dass die Leute gar nichts geben würden.» Bisher habe man praktisch jedes Festival mit Kollekten kostendeckend abschliessen können. Dieses Mal gab es für die Bands noch einen weiteren Zustupf. Eine Stiftung sprach Geld, das zweckgebunden und zusätzlich zur variablen Kollekte als fixe Gage an die Bands fliesst. Zudem wurde dieses Mal auch die Festivalorganisation mit privaten Stiftungsgeldern unterstützt.

Motivation für die Zukunft

Für den Verein ist die Unterstützung durch Private sehr wichtig – nicht nur finanziell. «Von Locations hören wir immer wieder, dass sie gerne Teil des Festivals sind oder sein möchten», freut sich Mitorganisator Bachmann, «von Besuchenden, dass ihnen das Konzept und die Bands gefallen und von den Bands, dass sie sehr gerne kommen und uns schätzen.» Aufgrund dessen könne man «ein sehr gutes und schönes Fazit ziehen», sagt Bachmann. «Das motiviert für die Zukunft.»

Nach der erfolgreichen Rückkehr dieses Jahr hat sich der Verein dazu entschlossen, auch 2022 wieder ein TAWB-Festival durchzuführen. Der Herbst wird als Veranstaltungszeit beibehalten und auch sonst sieht man bei Lumberjack keine Gründe, gross etwas am Format zu ändern. «Wir können keine Kosten für die Miete oder das Personal übernehmen», erklärt Claude Bachmann. Aber was man bieten könne, «sind coole Bands, die ohne Buchungskosten auftreten und Leute, die sonst vielleicht nicht die Location besuchen würden».

Bedürfnis nach Musik

Die Veranstalter spürten, «dass ein Bedürfnis da ist nach Livemusik, nach der Möglichkeit, sich zu treffen und nach Kultur». Freudig erzählt Bachmann von einem Abend im «Hinicht», als vier Leute da waren, die am Anfang gar nicht wussten, dass ein Festival stattfindet, «und am Ende total begeistert davon waren». Es sei auch die Idee von Lumberjack, «dass man sich innerhalb der Musikszene in Luzern vernetzt und Konzerte und Kontakte entstehen, die über das Festival hinaus gepflegt werden können.» Mit der erneuten Durchführung des «There are worse bands» ist der Verein seinem Ideal also wieder näher gekommen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von R.M.
    R.M., 05.11.2021, 12:16 Uhr

    Sehr tolles Festival und nach der schwierige Corona-Zeit um so wichtiger. Ich freue mich auf nächsten Herbst ;)! Danke für den interessanten Artikel.

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