Nur für Genesene, Geimpfte oder Getestete

«Endlich richtig Publikum»: So lief die erste Zuger Pilotveranstaltung

Ein Theatererlebnis fast wie früher: Die Musicalgruppe Voicesteps im gut besetzten Lorzensaal. (Bild: Beat Holdener)

Im Lorzensaal Cham hat die erste Grossveranstaltung nach den Corona-Beschränkungen stattgefunden. Die Juniorgruppe der Musicalschule Voicesteps spielte vor 200 Leuten, 380 wären möglich gewesen. Trotzdem ziehen die Verantwortlichen eine positive Bilanz. Das aufwändige Schutzkonzept erwies sich als praktikabel.

Empfangen werden die Gäste der Pilotveranstaltung am Eingang des Lorzensaals von zwei adretten Herren im Frack. Sie verlangen nach einem Personalausweis und erkundigen sich, ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist. Nur wer in diese Kategorien fällt, darf die Aufführung besuchen. Alle anderen haben die Möglichkeit, in einem Zelt vor dem Saal für den Zutritt einen Schnelltest zu machen. Freundlich wird die Notwendigkeit der Massnahmen erklärt. Sie sollen dafür sorgen, dass Kulturveranstaltungen nicht schon bald wieder wegen Restriktionen abgesagt werden müssen.

Die Empfangsherren machen ihren Job mit viel Charme und Humor, schiesslich sind beide normalerweise als Zirkusclowns tätig. Für Produktionsleiter Guido Simmen ein wichtiger Teil des Konzepts: «Wir wollen trotz strikten Auflagen die Leute in lockerer Stimmung empfangen und ihnen die Angst vor der ungewohnten Situation nehmen.»

Testzelt stark frequentiert

Die Testmöglichkeit, organisiert von der Drogerie Moll in Steinhausen, wird von zahlreichen Leuten in Anspruch genommen, zeitweise bildet sich eine beachtliche Schlange vor dem Zelt. Durchgeführt werden die Schnelltests von erfahrenen Fachfrauen, von denen einige Mitglied im Verein Voicesteps sind. Abgerechnet wird wie üblich über die Krankenkasse, und der Bund bezahlt.

Die Veranstalter haben zwar einen personellen und organisatorischen Mehraufwand, sie werden aber nicht zusätzlich finanziell belastet. Allerdings haben nicht alle Testwilligen die erforderliche Krankenkassenkarte dabei. «Der Informationsfluss hat noch nicht ganz geklappt», sagt Nadine Hasler von der Drogerie Moll. «Aber wir haben für alle rasch eine Lösung gefunden.» Akute Infektionen werden keine festgestellt.

Vorstellung beginnt trotz strikter Kontrollen pünktlich

Von den rund 200 Besuchern wird etwa ein Dutzend als genesen registriert, beim restlichen Publikum hält sich die Zahl der Getesteten und Geimpften die Waage. Nur wenige der Gäste waren sich nicht bewusst, dass sie an einer Testveranstaltung mit besonderen Vorschriften zu Gange waren. Trotz Registrationspflicht und Überprüfung der Test- und Impfunterlagen verläuft der Einlass speditiv.

Während im Eingangsbereich das Einlassprozedere läuft, bereiten sich die jugendlichen Mitwirkenden hinter der Bühne konzentriert auf ihren Auftritt vor. Die aufwändigen, bunten Kostüme werden montiert, da kunstvoll Schminke aufgetragen, dort ein künstlicher Schnauz angeklebt. Die künstlerische Leiterin gibt ein paar Hinweise, was man im Spiel nach der letzten Vorstellung noch verbessern könnte. Die Solistinnen erhalten ihre Funkmikrofone montiert – mit geladenen Batterien versteht sich – und nach dem Soundcheck probt Chorleiter Guido Simmen ein paar Ensemblenummern, um die Stimmen startklar zu machen.

Darstellerinnen und Darsteller bleiben cool

Abgesehen von den Masken der erwachsenen Helferinnen müssen backstage nur wenige spezielle Massnahmen eingehalten werden. Allerdings dürfen die Kinder in der Pause nicht zum Publikum ins Foyer und nach der Vorstellung nur mit Masken. Von Lampenfieber ist wenig zu spüren, hat die Musicaltruppe doch schon zwei Aufführungen hinter sich, neben der Premiere spielte sie einmal für Schulkinder. Auch die Show vor grossem Publikum beginnt pünktlich und läuft wie am Schnürchen. Rund 60 Kinder stehen auf der Bühne und geben sängerisch, tänzerisch und spielerisch alles.

Die Maskenpflicht im Saal empfinden viele Zuschauende als ungewohnt und unangenehm, trotzdem machen sie bei den mitreissenden Musicalmelodien begeistert mit und spenden auch zwischendurch frenetischen Applaus. Das Publikum wird von den Akteurinnen immer wieder einbezogen, vor allem Kinder reagieren spontan und verfolgen die Handlung des Stücks gebannt mit.

Theaterbar ist wieder offen

In der Pause ist die Bar im Foyer geöffnet und bietet Snacks und Getränke an. Konsumiert werden darf gemäss den Veranstaltungsauflagen sitzend im Saal. Dies lässt sich allerdings nur bedingt durchsetzen, zu verlockend ist das schöne Wetter. Viele Gäste nehmen deshalb Getränke und Verpflegung mit nach draussen und geniessen sie am Ufer der Lorze. Überhaupt Pausengetränk zu sich nehmen zu können, verleiht dem Abend ein bisschen Normalität und gehört für viele mit zu einem Theaterabend. Die Konsumationsmöglichkeit ist allerdings der Grund, dass die Kontaktdaten der Gäste erhoben werden müssen.

Allseits positive Bilanz

Wie nicht anders zu erwarten, lässt sich das Publikum nach dem Finale nicht auf den Sitzen halten. Die Musicaltruppe Voicesteps erhält ihre verdiente Standing Ovation. Wie die Reaktionen im Video zeigen, brauchte niemand sein Kommen zu bereuen. Die vorgeschriebenen Schutzmassnahmen sind zwar etwas ungewohnt, schränken aber den Theatergenuss nur minimal ein.

Für die Verantwortlichen der Musicalschule Voicesteps hat sich der Aufwand gelohnt. Guido Simmen äusserte sich am Schluss der ersten Piloveranstaltung happy, dass eine Show in diesem Rahmen wieder möglich sei. «Für die Kinder ist es megalässig, wieder vor Publikum spielen zu können und dessen Reaktionen zu erleben», sagt der Schulleiter, «da kommt gleich Freude und Energie auf. Auch ich selber habe das sehr genossen.»

Ein Wermutstropfen bleibt

Nicht ganz den Erwartungen entspricht allerdings der Publikumsaufmarsch. Normalerweise spielen die Voicesteps fünfmal vor ausverkauftem Saal. Jetzt wird die erlaubte Saalkapazität von 380 Personen jeweils etwas mehr als die Hälfte ausgeschöpft. «Offenbar bestehen bei den Leuten noch immer gewisse Hemmschwellen und Vorbehalte, an solche Anlässe zu kommen.» Die Aufführungen waren zuerst nur für 100 Personen vorgesehen. Nachdem mehr Plätze aber mit den besonderen Schutzmassnahmen zur Verfügung gestellt wurden, gaben einige Leute ihre Tickets zurück. Offenbar hatten sie Angst oder wurden abgehalten wegen der Pflicht, einen Test machen zu müssen.

Die Voicesteps führen das «Seussical: Horton hört ein Hu» nochmals am Samstag und am Sonntag auf. Für die farbenfrohe, extravagante Show gibt es also noch Plätze und das Testcenter ist wieder geöffnet. Am Sonntag wird auch das Stadtorchester Zug sein Konzert mit «Nordischen Klängen» im Theater-Casino Zug als Testveranstaltung mit grösserer Publikumskapazität durchführen.

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1 Kommentar
  • Profilfoto von mebinger
    mebinger, 19.06.2021, 12:00 Uhr

    Ich werde mich weder impfen, testen oder sonst wie verfassungswidrig meiner Grundrechten beraube lasse. Hört endlich mit diesem Theater auf und akzeptiert die Realität, dass wir seit abertausenden von Jahren Respirationsviren haben, die für einige wenige tödlich sein können. Das ist das Leben und rechtfertigt keine unserer barbarische Einschränkungen

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