Broadway-Variété gastiert mit «La Rakete» in Zug

Eine Rakete kreuzt im Universum aus Akrobatik, Humor und Musik

So sieht eine Kaffepause bei Astronauten aus.

(Bild: Mischa Scherrer)

Das Broadway-Variété gastiert den ganzen Juni im Zuger Yachthafen und verspricht galaktischen Spass. Sind Landung und Erstkontakt mit dem Publikum geglückt? Von den bereisten Galaxien vermochten unter dem Strich fast alle zu begeistern.

Für welchen Landeort würde man sich entscheiden, wenn man das ganze Universum zur Verfügung hätte? Für das Broadway-Variété heisst die Antwort seit dem 1. Juni: der Yachthafen von Zug. Einen Monat lang werden von hier aus Missionen in den Dimensionen Musik, Tanz, Akrobatik und Humor gestartet. Zu Gast bei der Premiere war gestern ein buntes Publikum von Jung und Alt, das die Reisepauschale von 120 Franken mitbrachte. 3,5 Stunden Showprogramm und ein 3-Gänge-Menü lagen beim Start auf der Route von «La Rakete».

Vielseitig begabte Kosmonauten

Wie hat man sich die Einstellungsvoraussetzungen für die Zuger Variété-Kosmonauten vorzustellen? Ein einziges Talent reicht nicht, um sich für die Multiversums-Mission zu qualifizieren. Können Sie gut tanzen? Bassklarinette spielen? Beherrschen Sie Akrobatik, Singen und Rollschuhfahren? Das ist nicht das Anforderungsprofil für das Ensemble als Ganzes, sondern an nur eine Person. Ein Fähigkeitstest für eine Reise zum Mond könnte nicht schwerer sein. Erstaunlicherweise findet die Kompanie immer wieder junge Leute, die auf sich mehr Talente vereinigen, als vorstellbar ist. In dem Sinne: Bühne frei.

So wurde die Show von «La Rakete» eröffnet.

So wurde die Show von «La Rakete» eröffnet.

(Bild: Mischa Scherrer)

Reichlich Abwechslung für die Sinne

Die Überforderung der Sinne ist von Anfang an Teil der Show. Auf die englische Begrüssung folgt eine deutsche «Raumsimulation» mit italienischen Versatzstücken. Das Menü wird auf Französisch erläutert. Comedysegmente reihen sich nahtlos an Showeinlagen, konzentrierte Akrobatik folgt auf Slapstick – alles in intergalaktischem Stil. Auf einem besonders abgelegenen Planeten traf die Crew eine Zopfhang-Artistin an. Das in ihre Haare verwobene Seil sicherte sie an der Decke und erlaubte eine ungesehene Bewegungsfreiheit und tänzerischen Ausdruck.

Auch die Musik spielte eine grosse Rolle. Vom Weltraum aus gesehen sind die menschlichen Grenzen klein: So gab die Live-Band mit ihrem Sammelsurium von Instrumenten deutschen 80er-Jahre-Pop, selbst geschriebene Rocknummern, Improvisationen und Begleitmusik zum Menü zum Besten. Völlig unerwartet wurde die Luftkugel-Akrobatin von Sibelius’ d-Moll-Violinkonzert – live gespielt – in Szene gesetzt, was eine schöne Komposition ergab.

Diese Nummer nennt sich «Adam-TV.»

Diese Nummer nennt sich «Adam-TV».

(Bild: Mischa Scherrer)

Stets wechselten laute und leise Abschnitte. Momente grösster Konzentration waren die Jongliereinlagen mit Ringen und Kegeln – scheinbar hatte das Raumschiff zwischendurch an einem Planeten mit Gravitation angelegt.

Kein Astronauten-Futter

Spacefood wurde zwar versprochen, aber das Essen richtete sich zur Erleichterung der Gäste nach vollkommen irdischen Massstäben. Entree und Nachspeise waren lecker, der Hauptgang okay. Show, Kulisse und Kostüme waren einfallsreich mit allerlei Anleihen aus Weltraumfilmen und Popkultur gefüttert. Die Atmosphäre war unentwegt locker, obwohl die Artisten viel Wachsamkeit für ihre körperlich anspruchsvollen Showeinlagen und die minutiös synchronisierte Küche aufbringen mussten.

«La Rakete» kreuzt ein Universum aus Akrobatik, Humor und Musik. Bei der Breite und Vielfalt der Darbietung sind kurze Abstecher in weniger geschmackvolle Felder – wie eine arg flache «politische» Comedyeinlage – leider nicht ganz ausgeschlossen. Und welchen Beitrag die Charaktereigenschaft der Lüsternheit zur Figur des Flugkapitäns leistete, wurde auch nicht klar. Von den bereisten Galaxien vermochten aber unter dem Strich fast alle zu begeistern. Bei der Variété-Crew ist man in guten Händen.

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