Audio-Führung zum Totentanz auf Spreuerbrücke

Ein Gang zwischen Lebenslust und Todesangst

Die Bilder auf der Spreuerbrücke erzählen vom Tod.

(Bild: Daniela Herzog)

Der Tod betrifft alle. Doch er wird häufig zum Tabuthema unserer Gesellschaft degradiert. Dass dies nicht immer so war, zeigt die Bildreihe Totentanz auf der Spreuerbrücke. Ein Audioguide widmet sich dem Gemäldezyklus und führt auf eine historische Reise zurück ins 17. Jahrhundert.

Seit letztem Monat wird er angeboten, der Audioguide zum Totentanz auf der Spreuerbrücke. Höchste Zeit für einen Test also. An einem kalten, bisigen und nebligen Morgen finden wir uns auf der historischen Luzerner Holzbrücke ein und nehmen uns Zeit für einen kulturhistorischen Spaziergang. An der Kasse des Historischen Museums erhalten wir den Audioguide zum Mitnehmen, der uns über die Spreuerbrücke bis zum Mühlenplatz führen soll. Aus den Kopfhörern klingt eine liebliche und melancholische Barockmusik, die uns die vorbeilaufenden vorweihnachtlich gestressten Leute ausblenden lässt. Wir verlassen die hektische Gegenwart und begeben uns auf eine Reise zurück ins 17. Jahrhundert.

Eine weibliche Stimme begrüsst zum «Totentanz» und erläutert die Herkunft und Bedeutung der barocken Bildtafeln, welche die Brücke zieren. Viele Totentanzdarstellungen seien zum ersten Mal in Beinhäusern ausgestellt worden, erzählt uns die Stimme aus dem Audioguide. Sie sollten die Menschen an das Memento Mori erinnern, an das Sterblich-Sein, was ein zentrales Lebensmotiv des Alltags war. Der Tanz mit dem Tod versinnbildlichte dabei die Ambivalenz zwischen Lebenslust und Todesangst.

Der Tod betrifft uns alle

Die freundliche Stimme aus dem Audioguide führt uns zu ausgewählten Bildtafeln auf die Spreuerbrücke. Die ursprünglich 72 Tafeln gehören zu den wichtigsten Werken des Luzerner Malers Caspar Meglinger. Im Jahre 1637 vollendete der Maler die Sammlung des barocken «Totentanzzyklus», welcher bis heute auf eine eindrückliche und zugleich schauerhafte Weise die Allgegenwart des Todes aufzuzeigen vermag. Ob alt oder jung, vermögend oder arm, religiös oder ungläubig; der Tod kann alle gleichermassen zum Tanz bitten. Auf dem einen Bild trifft es die Kaiserin, auf dem nächsten den Propst und auf einem weiteren ein kleines Kind.

So geht’s

Holen Sie sich den Audioguide an der Kasse des Historischen Museums ab. Hören Sie während circa 20 Minuten die Geschichten zu ausgewählten Bildern auf der Spreuerbrücke. Bringen Sie den Audioguide zurück ins Museum.

Mitwirkende

Spiel: Martina Binz, David Gilgen, Manuel Kühne, Roger Pfyl, Franziska Senn und Walter Sigi Arnold
Musik: Till Löffler und Jakob Eisenbach
Gesang: Meret Roth
Tontechnik: Roland Fatzer
Konzept/Regie: Buschi Luginbühl

Kosten

5 Franken (ohne Museumseintritt)
10 Franken (inkl. Museumseintritt)

In der rauen Zeit des Dreissigjährigen Krieges war der Tod zwar allgegenwärtig, jedoch kam er weder dominant noch pompös daher. Ganz im Gegenteil: Er war unauffällig, heimtückisch und im Alltagstreiben der Leute zu Hause. Der Tod, der im Hörspiel auch immer wieder zu Wort kommt, klingt deshalb auch hinterlistig, verführerisch und zynisch.

Lebendige Vielfalt durch Musik, Gesang und Dichtkunst

Unter der konzeptuellen Leitung von Buschi Luginbühl gelang es dem hauseigenen Schauspielensemble, den tanzenden Figuren auf der Spreuerbrücke etwas Leben einzuhauchen. Anhand einer gelungenen Kombination von Erzählung, barocker Musik und Dichtung schafft es der Audioguide, Geschichten und Hintergründe zu den Bildern auf eine kurzweilige und ansprechende Weise zu vermitteln.

Dass dabei nicht auf sämtliche Bilder eingegangen wird, ist der Führung ganz und gar nicht abträglich. Im Gegenteil: Gerade die kurze, knackige, circa 20 Minuten dauernde Führung ermöglicht es, einem breiten Publikum ein Stück Luzerner Geschichte zu vermitteln. Nebst Informationen zum Gemäldezyklus des Totentanzes erfährt man auch einiges über die Geschichte der Spreuerbrücke. Beispielsweise wird erläutert, wie die Brücke zu ihrem Namen kam.

Lebenszeit als «kostbare Ressource»?

Der Audioguide vermittelt nicht nur auf unterhaltsame Weise kunsthistorisches Wissen, sondern bringt den Zuhörenden auch zum Nachdenken und lässt ihn mit vielen existenziellen Fragen zurück. Welche Rolle spielt der Tod in unserem Leben? Wie gehen wir mit Sterben, Tod und Trauer um? Sollte die eigene Lebenszeit wirklich als «kostbare Ressource» betrachtet werden, wie dies die Stimme des Audioguides uns auf den Weg geben möchte?

Ob diese eher ökonomische Betrachtungsweise solchen Fragen gerecht wird, kann bezweifelt werden. Wichtig erscheint jedoch, dass solch existenzielle Fragen gestellt werden dürfen und ihren Platz in unserer Gesellschaft zurückgewinnen. Die Antworten werden vermutlich nie abschliessend gefunden. Und gerade deshalb ist ein Gespräch über die Endlichkeit des Lebens unerlässlich. Inwiefern die Kunst in diesem Gespräch eine bedeutende Rolle spielen kann, zeigt der Totentanz auf der Spreuerbrücke auf eindrückliche Weise.

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