Patent Ochsner im KKL Luzern

Ein amtliches MTV Unplugged mit Patent Ochsner

Patent Ochsner beim MTV-Unplugged-Konzert im KKL. (Bild: Marco Masiello)

Die Kultband Patent Ochsner hat am Dienstag ihr zweites Unplugged-Konzert im KKL gespielt. Die Luzerner waren heiss drauf, die Band um Büne Huber ohne Strom zu hören. Es wurde vor ausverkauften Rängen performt. Wir durften zuhören.

Was für ein Setting. Mittig liegt das legendäre MTV Unplugged Logo. Dieses ist seit über 30 Jahren ein musikalisch hochwertiges Prädikat. Egal ob Aerosmith, Nirvana, Alicia Keys oder Jay-Z. Die Liste ist lang. Auch im deutschsprachigen Raum durfte Herbert Grönemeyer bereits 1994 den Auftakt machen. Anno 2000 dann die Stuttgarter Rapper Die fantastischen Vier und darauf viele weitere mitteleuropäische Künstler.

Letztes Jahr im Oktober erhielt eben Patent Ochsner im Casino Bern als erste Schweizer Band überhaupt dieses Prädikat. Das ist definitiv Musikgeschichte, die da geschrieben wurde.

 Berner Band schreibt Musikgeschichte

Das Bühnenbild wirkt vertraut, wenn man sich mit der Konzertreihe auskennt. Alles ist bestuhlt, was beim MTV Unplugged ein Muss ist. Denn bei der Serie sollen mindestens 80 Prozent der Songs im Sitzen gespielt werden. So war damals die Auflage des Intendanten beim kultigen Musiksender. Im Hintergrund sehen wir acht separierte Leinwandelemente, die zu jedem Song die passende Lichtkulisse bilden. Teppiche dürfen natürlich auch nicht fehlen. Das hat immer schon für einen ganz besonderen Flair von Proberaumatmosphäre gesorgt.

Eine Ehre, auch Teil des Unplugged-Reigens zu sein

Pünktlich um 20 Uhr geht das Spektakel los. Die Band betritt genauso sanft wie die ersten Töne, die darauf folgen, die Bühne. Mit sphärischen Klängen und Mondscheinbildern im Hintergrund wird der Konzertsaal plötzlich ganz leise. Alle schauen fokussiert auf die Bühne, zack tritt Büne Huber in die Mitte und wird mit lautem Applaus begrüsst. Das alles mit einem beatboxenden Background-Sänger, von dem wir im Laufe des Abends noch mehr hören werden.

Zwei Nächte hintereinander ausverkauft

Ready – Set – Go – begrüssen kann man später. Dies wird natürlich auch herzlich nach dem ersten Song gemacht. Sänger, Band und Publikum sind sich einig, dass es was ganz Besonderes ist, in diesen Tagen auftreten zu können. Wider alle gesellschaftlichen Umstände. Gepackt werden die Gäste beim Song «Ludmilla» und es wird gegroovt und mitgesungen. Generell bleibt es im Saal auch den ganzen Abend über dabei. Was aber auch zum Spirit der Unplugged-Vibes passt.

Auch ins Bild passt da die Weinflasche, die der Sänger stilecht mit Stielglas den Abend über befüllt. Wie ein cooler Conférencier erzählt er nach den Songs fortlaufend Anekdoten. Sowohl jene von der Aufnahme in Bern als auch von seinen Bühnengästen. Die, familiär wie es eben bei den Ochsners so zugeht, gleich als Freunde und nicht als Gäste angesehen werden. Immer wieder erfreuen wir uns am wechselnden Stimmungsbild. So entsteht eine entspannte und nie wirklich langweilige Atmosphäre.

Magisch, was Musik mit Menschen macht

Beeindruckt sind wir auch davon, dass alle anwesenden Künstler diverse Instrumente spielen. Da wird sowohl instrumental durchgewechselt, als auch genauso munter mitgesungen. Wirklich einzigartig, kennt man dies doch oftmals ganz anders. Unter den Gästen befindet sich auch Hintergrundsänger und Beatboxakrobat Andreas Schaerer. Dieser wird mit seinem Solo in der Mitte des Konzerts gefeiert. Genauso wird auch von Huber selbst die Luzernerin Heidi Happy zelebriert. Sie steht in einigen Songs ganz im Vordergrund. Was bei «Guet Nacht, Elisabeth» eindrücklich funktioniert.

Generell gefällt uns dieser Song und der «Gummiboum» am besten. Hier ist auch eine ausgelassene Stimmung im Publikum zu spüren. Schön, in so viele lächelnde Gesichter gleichzeitig zu blicken. Da stuhltänzelt der Papi mit seiner dreissigjährigen Tochter und der Mittvierziger schliesst die Augen und schwelgt in Erinnerungen. Magisch, was Musik doch mit Menschen machen kann. Einerseits ist es angenehm, ein Konzert ohne Handys in der Luft zu sehen. Andererseits leider auch ohne Hände in der Luft. Dennoch sind die Luzerner mehr als glücklich und textsicher. Wenn auch nicht jeder Song so gut ankommt, wie vermutlich angedacht.

Von «Novämber» bis «Jänner»

Interessant fanden wir auch, dass der «Novämber» besungen wurde. Ein Song, der auf dem Album «Trybguet» im Jahre 2003 erschienen ist. Kein anderer Monat wurde in der Musikgeschichte so oft erwähnt oder gar tituliert – mal melancholisch oder gar tief traurig, ähnlich wie die Fassung von Patent Ochsner. Was wiederum etwas ironisch wirkt, da wir nach emotionalen zwei Stunden mit dem «Jänner» verabschiedet werden.

Als Zugabe wird die ganze Crew gebührend vorgestellt und gefeiert. Büne Huber appelliert nochmals, bitte friedlich und mit Nächstenliebe in die Nacht und die Zukunft zu gehen.

Wir schauen in die besinnlich-strahlenden Gesichter, welche in wirklich allen Alters- und Gesellschaftsgruppen präsent waren. Zwischen Garderobe und Ausgang hört man einige Male ein «schee isch es gsi». Dem haben auch wir nichts entgegenzubringen.

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