Heidi Happy tritt mit Geschwistern auf die Bühne

«Du warst so eine Rampensau und hast es voll durchgezogen»

Irgendwann treten sie als Duo auf: Anet (links) und Priska Zemp.

(Bild: jwy)

Sie sind Schwestern, Sängerinnen und haben die Musik im Blut: Anet und Priska Zemp. Am Samstag gibt’s ein seltenes Ereignis: Sie stehen gemeinsam mit ihren zwei Brüdern auf der Bühne. Vier Zemps – wie kam es dazu?

Wild, rebellisch, modisch gewagt: Die 80er haben es Anet Zemp angetan. Die 45-jährige Luzerner Musikerin und Sängerin, die inzwischen in Zürich zuhause ist, hat ihrem Chor deshalb prägende 80er-Songs auf den Leib geschrieben. Nach Zürich und Bern kommt ihr Programm «Freie Sicht aufs Mittelmeer» am Samstag nach Luzern (siehe Box).

Als Gäste mit dabei sind bekannte Namen aus der Schweizer Musikszene – so auch Priska Zemp alias Heidi Happy. Die 38-Jährige ist die jüngere Schwester von Anet. Zudem stehen ihre Brüder Claudio und Marius Zemp auf der Bühne.

Vier Zemps auf einer Bühne, zu diesem seltenen Anlass haben wir die Luzerner Musikschwestern zum Gespräch über die 80er-Jahre, ihre musikalische Kindheit und Lieblingssongs getroffen.

zentralplus: Ihr seid in den 80ern gross geworden. Hat euch dieses Jahrzehnt geprägt?

Anet Zemp: Mich schon, Priska war noch zu klein, als Baby ist der Stil ja noch nicht so entscheidend.

Priska Zemp: Mich hat es schwer beeindruckt, wie Anet angezogen war (beide lachen laut). Sie hat den 80er-Stil voll ausgelebt.

Anet: Verwaschene Jeans mit Streifen und Achselpolster: schrecklich! Aber weisse Adi-Color-Schuhe mag ich auch heute noch.

zentralplus: Viele rümpfen ja die Nase über die 80er.

Anet: Die 80er waren einfach wahnsinnig farbig, das gefällt mir. Es war eine trashige Phase, die Leute haben extrem lustig und kreativ kombiniert. Danach sind wir graue Mäuse geworden. Einzig die Föhnfrisuren fand ich recht daneben.

«Wir sind mega unkompliziert musikalisch aufgewachsen. Das schätze ich bis heute.»

Anet Zemp

zentralplus: Welche Musik habt ihr gehört?

Anet: Madonna: «Like a Virgin» oder «La Isla Bonita». Und ich war natürlich Prince-Fan.

Priska: Ich hab von den Brüdern 80er-Mixtapes bekommen. Whitesnake, Guns ’n’ Roses oder Queen. Ich war ein Riesenfan von Queen.

zentralplus: Haben euch die 80er auch musikalisch geprägt?

Priska: Für mich waren es eher viel ältere Sachen.

Anet: Die 80er sind ja fast schon geschmacklos aus heutiger Sicht. Alles war schrill und grell, und dann diese Synthies. Aber wenn du das Material schrumpfst auf die Essenzen, sind es schöne Songs. «True Colors» oder «Time after Time» haben sich gehalten und mich schon auch geprägt. Solche Songs habe ich für «Freie Sicht aufs Mittelmeer» gewählt.

 

zentralplus: Nicht nur ihr, sondern auch eure Brüder sind musikalisch. Woher kommt das?

Anet: Wir haben oft zusammen gefreestylt und gesungen, etwa beim Abwaschen haben wir irgendwelche Songs entworfen. Es war recht laut bei uns zuhause. Wir sind mega unkompliziert musikalisch aufgewachsen. Das schätze ich bis heute.

Priska: Das hat bei allen Kindern einfach dazugehört in unserer Familie. Das ganze Haus war voller Instrumente. Wir mussten zur «Strafe» auch ins Klavierzimmer, wenn wir etwas Blödes gemacht haben.

Anet: Und wir mussten gleich viel üben wie fernsehen. Für mich war das nicht schlimm, sondern eine Belohnung. Wenn ich «Wetten, dass …» schauen wollte, habe ich halt drei Stunden geübt. Ich habe dann auch angefangen, die «Kuschelrock»-Songs herauszuhören (lacht).

«Hast du dich nicht fremdgeschämt?»

Priska Zemp

zentralplus: Jetzt steht ihr und eure beiden Brüder zu viert auf der Neubad-Bühne (siehe Box). Gab’s das schon mal?

Priska: Ja, unser Bruder Claudio hat mal gefunden, dass wir ein Ensemble machen sollten, also haben wir a cappella und völlig frei und abstrakt gesungen.

Anet: Das war bei der «Versuchung» im Kleintheater, wir gingen völlig unvorbereitet auf die Bühne und fertig. Und in den 90ern sind wir einmal im Kulturwerk118 in Sursee alle vier aufgetreten: Ich mit meiner damaligen Band Moë, Priska mit Protonic, Marius mit Pagare Insieme und Claudio hat die Ansagen gemacht.

Priska: Stimmt, das war so ein Zemp-Abend. Aber nicht gemeinsam auf der Bühne, sondern nacheinander. Aber als Kinder waren wir natürlich oft zu viert im Chor oder Orchester involviert. Unsere Mutter hat in Dagmersellen den Kinder- und Jugendchor und das Instrumental-Ensemble geleitet, wir waren überall dabei.

zentralplus: Aber später hat sich nie ein gemeinsames Projekt ergeben?

Anet: Marius und ich haben Backings für Heidi Happy gesungen. Als ich das erste Mal schwanger war, das war mega schön.

Priska: Ja, bei «Back together», dem Debüt von 2007, bei der CD-Taufe in der Schüür.

zentralplus: Gab’s nie ein Duo mit euch zwei?

Anet: Bisher nicht, aber das machen wir dann mal.

Priska: Wir reden öfters darüber, auch mit den Brüdern.

zentralplus: Seht ihr euch heute oft zu viert? Ihr seid ja in Luzern, Bern und Zürich zuhause.

Priska: Bisher immer an Weihnachten. Aber da es mittlerweile schon zehn Grosskinder sind, feiern wir dieses Jahr in zwei Etappen. Aber wir mögen uns alle mega gut.

Prominente Gäste und alle vier Zemps

Ein Chor aus «freigeistigen Mitte-Vierzigern» widmet sich ganz den 80ern: «Freie Sicht aufs Mittelmeer» heisst das Projekt, benannt nach der 80er-Parole. Prägende Songs wie «Vicious Games» (Yello), «Eisbär» (Grauzone) oder «Time after Time» (Cyndi Lauper) kommen auf die Neubad-Bühne: Samstag 15. Dezember, 21 Uhr, Pool.

Der «Stammchor» unter der Leitung von Anet Zemp wartet mit bekannten Gästen auf: die «Bestatter»-Kommissarin Barbara Terpoorten singt ebenso wie «King Pepe» Simon Hari oder Dani Hobi (The Legendary Lightness). Zudem ist Anet Zemps Schwester Priska dabei – besser bekannt als Heidi Happy – sowie ihre beiden Brüder Claudio und Marius Zemp.

zentralplus: Und wie hat sich jetzt die Zusammenarbeit im Neubad ergeben?

Anet: Ich wollte schon immer einmal etwas für die vier Geschwister machen. Marius ist als Gastsänger dabei und Claudio singt im Stammchor. Priska hatte eigentlich keine Zeit, weil sie vor sechs Monaten ihre Tochter bekommen hat. Nun ist sie in Luzern für Daniela Sarda eingestiegen. Es ist also etwas Zufall, dass es dazu kam.

Priska: Es ist schon speziell, dass es wieder dazu kommt.

zentralplus: Wie bist du auf die Idee für «Freie Sicht aufs Mittelmeer» gekommen?

Anet: Der Stammchor ist ein wilder Haufen, alle sind so freigeistige Mittvierziger und dynamische Leute. Es entstehen spannende Synergien, gute Gespräche und es brodelt. Also hab ich Arrangements von Songs geschrieben, die ich cool finde und zu ihnen passen. Die 80er waren eine rebellische Zeit. Obwohl ich das ehrlich gesagt als Dagmersellerin nicht so miterlebt habe.

zentralplus: Welche singst du, Priska?

Priska: «Time after Time» von Cyndi Lauper, «The Race» von Yello, «Reality» von Richard Sanderson und «Ella, elle l’a» von France Gall.

 

zentralplus: Die anderen Gäste sind Freunde von dir?

Anet: Ich mag alle sehr gut, sind tolle Leute! Jetzt ist noch die Schauspielerin Barbara Terpoorten eingestiegen, weil jemand kurzfristig ausgestiegen ist. Sie wohnt in meinem Quartier, wir haben zusammen die Plattform Rampe10 gegründet, wo wir Kurse in Theater und Musik anbieten.

zentralplus: Gibt es etwas, das ihr gegenseitig bewundert?

Priska: (lacht) Sie ist ja meine ältere Schwester, darum habe ich sie früher mega bewundert. Bei allem, was du gemacht hast, habe ich zu dir hochgesehen. Ich wollte auch mal so werden. Und jetzt finde ich schön, dass du mit deinem Chor mega aufgehst und du dich voll loslassen kannst.

Anet: Bei dir? (lacht) Ich habe dich für deine ersten Bands bewundert, Funktasy zum Beispiel. Du warst so eine Rampensau und hast es voll durchgezogen. Es hat mich stolz gemacht, deine Schwester sein zu dürfen …

Priska: Hast du dich nicht fremdgeschämt?

Anet: Gar nicht, obwohl du manchmal Zeugs durchgegeben hast …  (beide lachen laut)

Anet und Priska Zemp über Geschwister bei SRF:

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