Wer am Luzerner Strassenmusik-Festival begeistert

Drinnen spielt die Klassik, draussen spielt die Welt

Lebensfreude pur: Das Talika Trio aus Madagaskar spielte farbig und feurig.

(Bild: hae)

Und die Altstadt lebt doch. Zumindest während den nächsten sechs Tagen beim Strassenmusik-Festival. zentralplus liefert den Überblick, welche Bands des Gratis-Musikreigens für welche Stilvorlieben taugen. Und bei wem Tanzfreudige ideal das Bein schwingen können …

Vom Volk fürs Volk, aus der weiten Welt für die Region: Das Rahmenfestival des «Lucerne Festivals» auf vier Plätzen der Stadt vereint bis am Sonntag wieder eine bunte Schar von rund 30 Musikern, die sich ganz hautnah erleben lassen. Und die Reaktionen waren mannigfaltig schon beim Auftakt: zuhören und klatschen, mitsingen oder gar tanzen.

Luzerns Plätze sind atmosphärische Bühnen

Martin Merki sagte es poetisch bei seinen Grussworten von Seiten der Stadtregierung: «Plätze sind für diese Musikanten atmosphärische Bühnen, und damit sind wir reich gesegnet in Luzern.» Die Stadt unterstützt das Festival, und zwar mit gutem Grund: «In den Strassen» entstand aus einem Protest gegen die «elitäre Kultur» (zentralplus berichtete).

«Es kann Ihnen so gehen wie mir, dass Sie sich für Stile begeistern, die Sie zuvor gar nicht kannten.»

Martin Merki, begeisterter Stadtrat

Umso schöner, wenn einer der Stadtväter wie Merki für die Strasse bekennen kann: «Gehen Sie auch an den folgenden Abenden hin. Denn dann kann es Ihnen so gehen wie mir, dass Sie sich für Stile begeistern, die Sie zuvor gar nicht kannten.»

Musik mit dem direktesten Feedback: Gratis-Musik im Rahmen des Lucerne Festival, hier vor dem KKL. 

Musik mit dem direktesten Feedback: Gratis-Musik im Rahmen des Lucerne Festival, hier vor dem KKL. 

(Bild: Patrick Hürlimann / zvg)

Und der Stile sind viele – aus der ganzen Welt. Das beklatscht auch Michael Haefliger, Intendant des Lucerne Festival: «Es werden sich bei Ihnen neue Welten erschliessen. Drinnen spielt die Klassik, draussen spielt die Welt!»

Für den Wüstenblues sorgt mit Anewal eine bunte Truppe aus Niger, die traditionelle afrikanische Klänge mit aktuellen Sounds verbinden.

«Drinnen spielt die Klassik, draussen spielt die Welt!»

Michael Haefliger, Intendant des Lucerne Festival

Auch die Schweiz ist vertreten, gleich zweimal. Einerseits mit Blechtanzmusik: Bläsersounds waren in der Ostschweiz vor rund 100 Jahren ganz gross der Hit. Die Schänner Blech-Füfermusik fegt dermassen heiss, dass «Swiss Made»-Liebhaberinnen sich die guten Stehplätze vor dem Auftritt um 18 Uhr am Kornmarkt sichern müssen. Nicht weniger temperamentvoll klingt die lüpfige Roma-Musik von Ssassa, einem Multikulti-Projekt aus Balkanmusikern, die in der Schweiz leben.

Diesmal nur Gutes aus der Türkei

Allerweltspop dröhnt bereits durch die Gassen von Istanbul, dabei hat die Türkei eine grosse Tradition von Volksweisen. Diese bringt Alzaymir aus der Versenkung – betörender Klagegesang zu alten Instrumenten. Unser Favorit wurde von Veranstalter Hugo Faas folgendermassen angesagt: «Diese Musik überzeugt, auch wenn man sonst derzeit nicht viel Gutes aus der Türkei hört.» In der Tat, das Orchester legte fetzig und rhythmusbetont los, sodass die rund 500 Erschienenen gleich tüchtig mitklatschten und -wippten.

Auch die Gruppe Meduoteran hat ihre Wurzeln in der Türkei, zusammengefunden haben sich die Musiker an der Zürcher Musikhochschule: Sie spielen Perkussion, Quetschkommode und Saiteninstrumente. Jazzig und tanzbar war das, es wurden musikalisch Osteuropa und Vorderorient vereint.

Hier darf auch gerne getanzt werden: das Weltmusik-Festival gastiert auf dem Jesuitenplatz.

Hier darf auch gerne getanzt werden: das Weltmusik-Festival gastiert auf dem Jesuitenplatz.

(Bild: Manuela Jans / zvg)

Exotisch auch das Talike Trio aus Madagaskar. Die Band um die namengebende Sängerin ist schon das dritte Mal «In den Gassen». So farbig und tropisch und würzig wie die Insel zeigte sich auch der französisch angehauchte Sound.

Melancholisch-elegisch und ebenfalls sehr berührend war die Instrumental-Band Wooonta aus Taiwan, Frankreich und Japan. Hier zeigte sich wunderbar, was Hugo Faas meint, wenn er sagt: «Musik ist Universalsprache der Seele, dabei kommt die Welt zusammen!»

Den krönenden Abschluss bildeten Italiener, die in den zwölf Jahren die meisten Formationen ans Festival schicken durften: Unavantaluna aus Sizilien spielten mit Dudelsack und alten Gitarren unglaublich euphorisierend.  

Lebensfreude, die beschwingt und verzaubert

Und die Bands werden diese Tage bestens motiviert auftreten. Hugo Faas sagte: «Strassenmusik ist die ehrlichste Sache der Welt. Denn die Musiker bekommen hier das direkteste Feedback: Die Leute gehen gleich weiter, wenn es nicht gefällt!»

Beim ersten Schaulaufen unter dem KKL-Dach blieben jedenfalls viele Passanten stehen. Sie genossen die Lebensfreude an diesem sommerlichen Abend. Und es ging wohl allen gleich: Nach solchen Klängen ist man beschwingt und verzaubert. Und tanzt vielleicht für eine laue Nacht oder gleich gar durchs Leben …

Das Multikulti-Programm in der Übersicht.

Das Multikulti-Programm in der Übersicht.

(Bild: zvg)

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