Theater von jungen Menschen für alle Altersgruppen. Wie geht das nach zwei Jahren Pandemie? Wir haben den gestrigen Abend im Südpol verbracht und erzählen euch, wie die Premiere der Tankstellen Crew war.
Es ist der letzte Freitag im April. Wir lassen uns auf ein gemeinsames Theaterprojekt ein. Die Gestalterinnen und Darsteller fordern uns heraus. Frisches, selbst-gestaltetes Theater erwartet uns.
Herzhaft ist nicht nur die Gemüsesuppe zum Beginn, sondern auch die Einführung in den Abend. Vor dem Auftritt gibt es von den Initiantinnen eine herzliche Einführung. Sie erklären dem Publikum, wer hinter dem Projekt Tankstelle steht und wie lange die Reise gedauert hat.
Die Tankstelle Bühne ist eine Zentralschweizer Nachwuchsplattform, die in enger Zusammenarbeit mit dem Kleintheater Luzern, dem Südpol Luzern und dem Chäslager Stans junge Künstler unterstützt. Endlich ist es wieder so weit. Kreative dürfen sich sowohl vor als auch hinter den Zuschauerinnen austoben. Die Südpolbühne ist gefüllt.
Der kleine Prinz tanzt
Von den Veranstalterinnen – darunter Chantal Herger – wird uns erzählt, wie es zur Konstellation und Kombination gekommen ist. Charmant werden wir aus dem Foyer in den Saal begleitet. Die Darstellerinnen sind schon anwesend. Zum gedimmten Licht bewegen sich die Zuschauer auf ihre Plätze. Stille. Stille und Konzentriertheit macht sich breit. Man kann sein Nebenan atmen hören, so leise ist es. Die ersten Schritte der Tänzerinnen sind deutlich im Raum zu vernehmen.
Wenig Sprache, aber viel Tanz
Im ersten Teil des Abends werden wir Teilhaber eines tanzenden Trios. Die Damen werfen einerseits Fragen auf, anderseits geraten diese wieder in Vergessenheit. Zu einnehmend sind die Pirouetten und Tänze, die wir präsentiert bekommen.
Weiterhin völlig gebannte Stille im Publikum. Alle sind fasziniert von dem, was geschieht und welche Protagonistin als Nächste agiert. Das Team hat sich in wochenlanger Arbeit grosse Mühe gemacht. Dies erkennt man sofort.
Selbiges gilt für die darauffolgenden Artistinnen. Den begehrten Platz zu bekommen und auftreten zu können, schafften lediglich drei der über 15 Einsendungen.
Nicht leicht fiel es den Juroren, da ein passendes Ensemble zu finden. Dieses muss ja auch noch in der Reihenfolge stimmen. Es kommt darauf an, ein ausgewogenes Verhältnis des kontemporären Theaters zu zeigen. Dies wird uns im Nachgespräch erklärt.
Subtile Erotik im Krienser Südpol
Aber weiter im Effekt. Die drei Damen tanzen und spielen sich verrückt. Eine Verrücktheit, welche sich in einer positiven Weise ausdrückt. Die Atmung der Darstellerinnen ist teils so eindrücklich zu hören, wie das Klackern der Gerätschaften im Hintergrund.
Die ausgefeilten Choreografien vermitteln eine subtile Erotik mittels legeren Kleidern der Darstellerinnen, aber auch den Bewegungen. Jegliche wörtlich beschriebenen Bilder werden tänzerisch erarbeitet. Dies gefällt und es wird heftig applaudiert.
Internationales Theater vor internationalen Gästen
Ein kurzer Szenenwechsel – eine kleine Schwatz- und Verschnaufpause wird genehmigt. Die eben noch Stillen werden zu Gesprächigen. Sofort wird klar, ein international-studentisches Publikum ist präsent. Wortfetzen des Schweizerdeutschen mischen sich mit Englischem und Spanischen.
Mit Timbaland Beats zum Meeresgrund
Der zweite Teil ist geprägt von einer Soloperformance. Ein nautisches Bühnenbild wird aufgebaut. Am auffälligsten ist der Hintergrund, der uns wie in einem Aquarium auf die Wand glotzen lässt. Schöne Details wie ein Meeresgrundzelt, eine Leinwand vor der Leinwand und kleine Korallen erstrahlen.
Inhaltlich geht es um das Gendern und das Internet. Dieses verdammte Internet, welches die Performende nicht verlassen kann. Sinnbildlich ist sie in einem muschelförmigen Kokon eingehüllt. Via «Smartphone» versucht sie über die Hotline eines Internetriesen aus der Situation zu gelangen.
Wie aber ist dies für eine non-binäre Person? Welche Fragen stellt sie? Und welche Antworten gibt es aus dem Internet-Automaten, der nur Englisch spricht. Interessant dargestellt. Ein Gedankengang, den man so nicht kennt; der wohl auch noch nie so dargestellt wurde. Stark! Dies spiegelt sich im Applaus wider.
Und dann lag ein Foto auf dem Stuhl
Nach der Pause ist alles anders. Die Bühne strahlt uns mit diversen, zu Bäumen geflochtenen Bildern entgegen. Auf dem Boden liegen die gleichförmig gebildeten Fotos, die uns auch vor und auf unseren Sitzen erwarten. Alles in der Form eines Vogels.
Genauso wie die Bäumchen auf der Bühne, die um einen grossen Lichtzirkel gebaut sind. Ironisch wirkt es als wir auf unseren Sitz zurückkehren, das Foto in die Hand nehmen und auf der Rückseite Darkness lesen, während das Saallicht erlischt.
Arianna Berton betritt die Bühne. Auch sie spricht Englisch. Für uns kein Problem, da wir die Italienerin in ihrer Muttersprache wohl nicht verstanden hätten. Dennoch sollten Besucherinnen dies bedenken, da sonst nur die Hälfte des Abends hängen bleibt. Sie tanzt, monologisiert und fasziniert zwischen den zig Fotografien. Dabei lässt sie ein Leben in Retrospektive erscheinen.
Es ist ein gelungener Abend – die Freude an der Diversität und Kreativität des jungen Theaters ist weiterzuempfehlen.
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Berti, 05.05.2022, 10:02 Uhr Ein schrecklich geschriebener Artikel voller Fehler.
👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterRedaktion zentralplus, 05.05.2022, 10:44 Uhr Tatsächlich ging hier das Korrektorat vergessen, Asche auf unser Haupt. Wir haben das nachgeholt.
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