Neuer Verkaufschef im Luzerner KKL

Dieser Mann will den Musentempel KKL fürs Volk öffnen

In Wirtschaft und Kultur zu Hause: Andreas Brunner, neuer KKL-Verkäufer. (Bild: zvg)

Das Luzerner KKL gilt als edler Klassikleuchtturm, vor dem viele Menschen immer noch Schwellenangst haben. Wieso das mächtige Nouvel-Gebäude nicht vermehrt fürs Volk öffnen? Der Luzerner Andreas Brunner will das ab März tun. Der 38-Jährige kennt KKL und Klientel bestens, auch von Blind Dates im Haus.

zentralplus: Andreas Brunner, Sie haben am 1. März den Posten als Chief Sales and Marketing Officer des KKL Luzern angetreten. Weshalb haben viele Menschen aus der Region 22 Jahre nach Eröffnung immer noch Schwellenangst vor dem Musentempel der hehren Künste?

Andreas Brunner: Ich glaube, weil der wundervolle Bau von Jean Nouvel eine gewisse Extravaganz ausstrahlt, die gewisse Menschen mit exquisiten und eben extravaganten Anlässen verbinden. Dabei gibt es bereits heute Anlässe für Jedermann und -frau, wie beispielsweise die Film-Konzerte oder die kostenlosen Blind Dates in der Seebar und im Café im Kunstmuseum. 

zentralplus: Die Öffnung findet schleichend statt. Nebst Jazz-, Pop- und Rockkonzerten wie anlässlich des Blue-Balls-Festivals finden zusehends mehr Anlässe von Grossfirmen – erstaunlich oft aus der Region Zürich – im KKL Luzern statt. Können Sie das noch pushen?

Brunner: Dies sind zwei unterschiedliche Themen. Eine Öffnung für andere Musikrichtungen neben der Klassik ist ja nichts Neues. Hier möchte ich gerne schauen, welche Stilrichtungen gut funktionieren, um darauf aufzubauen. Bei den Anlässen von Grossfirmen kenne ich die Details noch nicht, kann mir aber vorstellen, dass es hier – auch für Firmen aus der Region – noch Potenzial gibt.

zentralplus: Sie sind Quereinsteiger aus der Luxusgüter- und Modebranche. Sie haben unter anderem bei Marc Rich & Co, beim Juwelier Embassy und einem Zentralschweizer Modeunternehmen gearbeitet. Welche Erfahrungen nehmen Sie da mit?

Brunner: Sie müssen sich vorstellen, dass es beim Verkauf von Uhren oder von Mode nicht einzig um das Produkt geht, sondern um Erlebnisse, die man heute der Kundschaft bieten muss. Hier habe ich in der Vergangenheit viel unternommen, um Kunden zu gewinnen und an die jeweiligen Unternehmen zu binden.

«Das KKL Luzern hat eine Strahlkraft weit über die Zentralschweiz hinaus und zieht bereits Gäste von weither an.»

Für mich war die Zeit bei Marc Richs Tradingbüro sehr interessant, da ich als Trainee einen Einblick in weltumspannende Handelsbeziehungen hatte. Bei Embassy lernte ich vieles über die Pflege und den Verkauf an eine anspruchsvolle Kundschaft, die Organisation von Events zusammen mit renommierten Marken und den Umbau neuer Stores.

KKL: Viele Menschen haben auch 22 Jahre nach Eröffnung immer noch Schwellenangst. (Bild: zvg)

zentralplus: Sie kennen die Modeszene hervorragend: Sie waren in Zürich Assistent für den Denner-Erben und ehemaligen Navyboot-, Fogal- und JetSet-Besitzer Philippe Gaydoul sowie als Salesmanager für Fabric Frontline von «Seidenkönig» Andi Stutz tätig. Soll sich das KKL Luzern noch mehr für das wohlhabende Publikum aus der Limmatstadt öffnen?

Brunner: Das KKL Luzern hat eine Strahlkraft weit über die Zentralschweiz hinaus und zieht bereits Gäste von weither an. Die optimale Erreichbarkeit spielt hier ebenfalls eine Rolle. Es geht aber mehr darum, ein kulturell interessiertes Publikum für dieses schöne Haus und unvergessliche Erlebnisse zu gewinnen. Und dieses darf gerne aus der ganzen Schweiz oder auch aus dem Ausland nach Luzern kommen.

zentralplus: Bei Ihrer früheren Tätigkeit beim Juwelier Embassy hatten Sie auch mit reichen Touristen vorwiegend aus Asien, den USA und arabischen Staaten zu tun. Will man die vermehrt auch locken?

Brunner: Oft ist das Programm dieser Touristen sehr dicht und die Zeit entsprechend knapp. Was ich mir hier vorstellen kann, ist, dass man dem kulturell interessierten Teil dieser Touristen die Möglichkeit aufzeigt, beispielsweise eine Führung durch das KKL Luzern zu buchen. Natürlich ist auch unsere Gastronomie interessant für dieses Publikum.

«Im Zentrum des Restaurants Lucide steht ein grosser Tisch mit Blick in die offene Küche.»

zentralplus: A propos: Mit zwei neuen Restaurants versucht das KKL Luzern sich einen neuen Anstrich zu geben: Was ist von den derzeit entstehenden Lokalen zu erwarten?

Brunner: Auch hier entsteht eine Öffnung des Hauses. Einerseits durch den neuen Eingang in Richtung Schifflände, andererseits durch die eigenständige Positionierung der beiden Restaurants. Das «Le Piaf» wird der unkomplizierte Treffpunkt für jede Tageszeit und jede Gelegenheit. Beim Angebot wird viel Wert auf Herkunft und Handwerk gelegt. Die Inneneinrichtung bietet verschiedene Zonen für genau diese verschiedenen Gelegenheiten und versprüht viel Wärme und Gemütlichkeit.

zentralplus: Und das «Lucide»?

Brunner: Das «Lucide» wird die Gäste in eine eigene Welt entführen. Im Zentrum steht ein grosser Tisch mit Blick in die offene Küche. Es bietet sogenanntes Casual Fine Dining, ist ein gehobenes Restaurant ohne Barrieren zum Gast. Die mit 15 Gault-Millau-Punkten ausgezeichneten Gerichte von Küchenchefin Michèle Meier und ihrem Team sind ausbalanciert und harmonisch; sie erhalten so das perfekte Ambiente für ein unvergessliches Erlebnis. 

«Es geht darum, die Kunden da abzuholen, wo sie sich informationsmässig bewegen. Sprich: Auch auf mobilen Geräten.»

zentralplus: Danke für den Werbespot – Sie reden wie der perfekte Marketingmann. Nebst dem Verkauf und der Vermarktung sind Sie auch noch für Digitalisierung und Branding zuständig. Was gibt es da noch zu verbessern?

Brunner: Das KKL Luzern hat erst gerade ein Re-Branding erfolgreich hinter sich gebracht. Bezüglich Digitalisierung geht es darum, die Kunden da abzuholen, wo sie sich informationsmässig bewegen. Sprich: Auch auf mobilen Geräten. Wir wollen generell ein sehr kundenfreundliches Erlebnis bieten. 

zentralplus: Wie sieht es mit der Auslastung des KKL Luzern aus: am Tag und an den Abenden? Haben Sie da Zielvorgaben?

Brunner: Dazu kann ich noch nichts sagen, jedoch wird dies sicher bald nach meinem Jobantritt ein Thema sein.

zentralplus: Sie sind Nachfolger von Sebastian Maiss, der neu die Stelle als COO des Luzerner Sinfonieorchesters, dem Residenzorchester des KKL Luzern, antritt. Wie wird die Übergabe vonstatten gehen?

Brunner: Die Übergabe hat bereits stattgefunden und die weitere Einarbeitung wird intern organisiert.

Kennt das KKL auch von Blind Dates: Andreas Brunner. (Bild: zvg)

zentralplus: Sie sind Vater von zwei Kindern und Mann einer stadtbekannten Coiffeuse: Was zeigen Sie Ihrer Familie im KKL Luzern bei einem Rundgang besonders gerne?

Brunner: Das Nächste wird sicherlich mein neuer Arbeitsplatz sein. Sowie die Räumlichkeiten hinter den Kulissen, die kennen sie noch nicht. 

zentralplus: Wie vertraut ist Ihnen das KKL Luzern: Welches sind Ihre unvergesslichen Erlebnisse im Nouvel-Haus?

Brunner: Das geht dann schon weit zurück, da ich bereits um die Jahrtausendwende im KKL Luzern als Teilzeitkraft im Service gearbeitet hatte. Einige mögen sich bestimmt noch erinnern, das war die Zeit der Glass-House Partys in der Seebar unter Mark Wyss. In jüngerer Zeit war ich mehrmals im Café im Kunstmuseum an den Blind Dates. Dies ist mein Tipp für alle, die mal gratis Klassikluft schnuppern möchten, wenn Solistinnen und Solisten des Luzerner Sinfonieorchesters ihre Lieblingsstücke spielen.

zentralplus: Es ist also für Sie auch eine Rückkehr. Wieso haben Sie sich für diese Stelle beworben?

Brunner: Weil mich das KKL Luzern seit jeher als Ort der Kultur, der Musik und der Kunst fasziniert. Und ich in dieser Funktion die Chance sah, einen Beitrag für ein kulturell vielfältiges Luzern zu leisten. Zudem reizt mich die Vielfalt der Aufgaben als Verantwortlicher für Sales, Marketing und die Veranstaltungsorganisation.

Hinweis: Dieses Interview wurde geführt, bevor der Bund bekannt gab, dass bis zum 15. März wegen des Corona-Virus keine grösseren Veranstaltungen stattfinden dürfen.

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