Söhne Mannheims

«Die Zentralschweiz ist immer sperrig – aber selten aus den falschen Gründen»

Zwei Söhne Mannheims: Sänger Henning Wehland (rechts) mit Bandkollege Tino Oac. (Bild: Anja Hanisch)

Wer die Söhne Mannheims einmal live gesehen hat, kehrt spätestens bei der nächsten Tour zurück. Am Blue Balls Festival spielen die Deutschen zum zweiten Mal in Folge vor ausverkauften Rängen. Sänger Henning Wehland (41), auch Frontmann und Gründer von H-Blockx, gab zentral+ im Vorfeld ein langes Interview. Lesen Sie, was ihn an Luzern so fasziniert, warum er Xavier Naidoo vermisst und wie die Band ihren letztjährigen Gig am Donnerstag übertrumpfen will.

zentral+: Henning Wehland, euer Konzert am Blue Balls war erneut innert Kürze ausverkauft. Entsteht da ein besonderer Druck?

Henning Wehland: Nein! Der Druck hätte beim letzten Mal nicht grösser sein können. Wir hatten die erste Show ohne Xavier Naidoo und Michael Herberger. Ausgerechnet bei einem solch renommierten Festival – und dann auch noch unplugged. Es war der Anfang einer neuen Zeitrechnung.

zentral+: Was ist dir vom letztjährigen Konzert besonders in Erinnerung geblieben?

Wehland: Es war eine emotionale Fontäne. Luzern – und speziell das Blue Balls – ist ein Erlebnis. Der letztjährige Auftritt hatte trotz Druck ein wirklich schönes Ende genommen. Selbst wenn wir nicht eine Topleistung gebracht haben, spürten wir, dass das Publikum unseren Auftritt goutiert. Dass wir den Zuspruch der Zuschauer gewinnen konnten, gibt uns das nötige Adrenalin, um dieses Mal noch besser zu sein.

zentral+: Habt ihr eine spezielle Beziehung zur Zentralschweiz?

Wehland: Na ja, ich glaube, die Zentralschweiz ist eine aussergewöhnliche Region. Immer sperrig, aber selten aus den falschen Gründen. Hierfür gibt es zahlreiche politische, gesellschaftliche, religiöse und auch kulturelle Beispiele. Das ist uns in Mannheim – und speziell den Söhnen – sehr sympathisch. Luzern als Zentrum dieser Region ist wunderschön und verbindet Feingeist, Kultur, Tradition und Aufbruch spannend miteinander.

zentral+: Bleibt ihr eine Nacht in der Stadt?

Wehland: Wir bleiben auf jeden Fall eine Nacht in der Stadt. Wir wissen aber noch nicht, ob vor oder nach dem Tag des Konzertes.

«Der letztjährige Auftritt war eine emotionale Fontäne.»

zentral+:  Kennst du die Schweizer Musikszene gut? Sind dir Musiker aus Luzern bekannt?

Wehland: Da müsste ich lügen. Ich kenne einige Schweizer Bands. Zum Beispiel Lovebugs, Stress oder Baschi. Aber ob einer von ihnen aus Luzern kommt, weiss ich leider nicht.

zentral+: Hast du ein besonderes «Schweizer Erlebnis»?

Wehland: Oh Gott! Da gibt es einige. Nacktbaden im Zürichsee. Oder Nägel in einen Baumstamm hauen im ehemaligen LUV-Club in Zürich. Ins Detail möchte ich lieber nicht gehen.

zentral+: Bei dreizehn Bandmitgliedern ist eine gute Organisation rund um die Konzerte immens wichtig. Wie muss man sich einen Ablauf vor dem Auftritt vorstellen?

Wehland: Soviel Zeit haben wir hier in Luzern nicht. Aber unsere Crew ist 1a! Die Band könnte ohne sie gar nicht existieren. Insgesamt sind wir mit über 30 Menschen unterwegs. Die meisten sind lange vor Türöffnung im Saal und kommen erst kurz vor Morgengrauen ins Bett. Das ist ein Knochenjob und wäre wahrscheinlich nichts für mich. Wir sind dankbar, dass wir eine Crew haben, die so hinter uns steht.

«Der Zauber ist und bleibt, dass man den Zusammenhalt in der Band nicht herbeireden kann.»

zentral+: Gibt es denn auf der Tour diesen verschworenen Zusammenhalt?

Wehland: Das ist immer unser Ziel. Und wir haben es schon oft erreicht. Der Zauber ist und bleibt aber, dass man den Zusammenhalt nicht herbeireden kann.

zentral+: Und wie geht man mit Uneinigkeiten untereinander um?

Wehland: Wir streiten viel und gerne. Aber immer mit der Perspektive, dass es eine Lösung gibt, mit der alle zufrieden sind.

zentral+: Wer ist denn der Chef in der Band?

Wehland: Das weiss nur der Chef.

zentral+: Geht ihr privat auch mal alle zusammen essen?

Wehland: Ja, das kommt regelmässig vor.

zentral+: Ihr bekennt euch immer wieder zu eurem Glauben. Wird vor den Auftritten gebetet?

Wehland: Oft. Wir haben ein halbe Stunde vor Auftritt immer ein sogenanntes «Get together», bei dem wir regelmässig ein Gebet sprechen.

zentral+: Wie wichtig ist dir persönlich ein Liveauftritt im Gegensatz zu den Tagen im Studio?

Wehland: Ich brauche den direkten Austausch. Im Studio weiss ich nie genau, wie gut ich bin. Beim Liveauftritt kommt zudem noch der visuelle Aspekt dazu. Das liebe ich.

«Ich vermisse Xavier und Michael als Menschen, mit denen ich mich austauschen kann und die ich gerne um mich habe.»

zentral+: Welcher Song ist dein persönlicher Lieblingssong?

Wehland: Der Song «Geh davon aus».

zentral+: Wie spielt es sich mit den neuen Mitgliedern Jonny König  und Edward Maclean?

Wehland: Ich habe schon fast das Gefühl, dass ich sie seit Jahren kenne. Sie haben die richtige Mischung aus Vorsicht und Selbstbewusstsein. Dass sie tolle Musiker sind, vergesse ich dabei natürlich nicht.

zentral+: Vermisst ihr Xavier Naidoo und Michael Herberger? Könnt ihr ihre Abwesenheit kompensieren?

Wehland: Ich vermisse Xavier und Michael als Menschen, mit denen ich mich austauschen kann und die ich gerne um mich habe. Aber als ich Musiker geworden bin, da wusste ich von beiden noch nichts. Auch nicht von den Söhnen Mannheims. Und es hat trotzdem geklappt. Unsere Band hat den Vorteil, dass sie den Mut hat, sich nicht von Einzelpersonen abhängig zu machen. Das ist sich jeder in der Band bewusst. Ein weiteres ausverkauftes Konzert in Luzern ist doch Kompensation genug ­– finde ich.

zentral+: Seit einigen Tagen singt Dominic Sanz bei euch mit. Ist er in Luzern auch dabei?

Wehland: Das hoff ich doch sehr.

zentral+:  Und wann kommt das neue Album raus?

Wehland: Wir befinden uns derzeit oft im Studio und ich gehe davon aus, dass wir das Album im Herbst veröffentlichen können. Es wird also September oder Oktober.

zentral+: Gibts die Söhne Mannheims im Jahr 2023 noch?

Wehland: Das ist eine Frage, auf die ich nur eine Antwort mit zu vielen Variablen geben könnte. Ich würde mich freuen, wenn die Welt in zehn Jahren ein besserer Ort ist als jetzt. Mit den Söhnen werden wir alles dafür tun. Ich weiss auf jeden Fall, dass es uns 2014 noch geben wird. Dann spielen wir nämlich unsere nächste Clubtour.

Weltstars am Blue Balls: Wir verlosen für den 27. Juli 2013 Tickets.

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon