«Unterwegs» im Museum Sankturbanhof Sursee

Die vielen Gesichter der Migration erleben

Jeder der 20 Koffer erzählt die Migrationsgeschichte eines Menschen. (Bild: Bild: Joke Lustenberger)

«Unterwegs. Vom Aufbrechen, Ankommen und Weiterziehen» heisst die Ausstellung im Museum Sankturbanhof in Sursee, die am Samstagabend eröffnet wurde. Im Zentrum der Ausstellung stehen 25 Personen und ihre Migrationsgeschichte.

Das Thema Migration ist heute aktueller denn je. Das brennende Flüchtlingslager in Moria hat uns vor Augen geführt, was es bedeutet, die Heimat verlassen zu müssen und sich auf eine ungewisse Reise an einen fremden Ort zu begeben.

Krieg und Flucht prägen heute den Begriff Migration. Doch Migration ist nicht nur ein Phänomen der Gegenwart. Auch in der Vergangenheit haben Menschen sich auf die Reise von einem Ort zum anderen gemacht. Migration hat viele Gesichter, und genau diese Gesichter werden in der Ausstellung im Museum Sankturbanhof gezeigt.

Nur das Wichtigste kommt mit

Stiftungspräsident Markus Wietlisbach begrüsst die Besucherinnen und Besucher der Vernissage mit einigen Worten zum Museum Sankturbanhof und dem gerade erst vollzogenen Personalwechsel. Danach erklärt die Kuratorin Sibille Arnold, wie die Idee für die Ausstellung entstanden ist und wie sich das Konzept entwickelt hat. Bis zu dem, was die Besucherinnen und Besucher heute betrachten dürfen.

Die Ausstellung ist auf fünf verschiedene Räume verteilt. Die Reise beginnt im Raum zum Thema Aufbruch. Darin stehen 20 hölzerne Koffer. Jeder Koffer erzählt die Migrationsgeschichte einer anderen Person. Im Kofferdeckel steht beschrieben, warum die Porträtierten ihre Heimat verlassen haben. Im Koffer befinden sich Gegenstände, welche die Migrantinnen und Migranten auf ihre Reise mitgenommen haben: ein Fotoalbum, ein Notizbuch, eine Gitarre, Schmuck – oder, weil es die beschwerliche Reise nicht erlaubt hat, gar nichts.

Ankommen als langer Prozess

Danach geht es weiter mit einem Raum zum Thema Reise. In Audioaufnahmen erfährt man, auf welchem Weg die Heimat verlassen wurde und welche Gefahren auf der Reise lauerten. Zu Fuss, mit der Kutsche, dem Schiff, dem Zug, dem Flugzeug oder dem Auto sind die Menschen in ihrer Heimat aufgebrochen. Manche Reisen dauerten knapp einen Tag, andere mehrere Monate.

Allen Reisen gleich ist, dass sie irgendwo ein Ende haben – die Ankunft. Das ist das Thema des dritten Raums. Ankunft ist jedoch vorerst mal ein physischer Zustand. Das Ankommen an einem neuen Ort, der zur Heimat werden soll, ist ein langer Prozess. Welche Gefühle diesen Prozess prägen, ist auf Sprechblasen geschrieben, die den Raum zieren: Einsamkeit, Heimweh oder Freiheit.

Was von der Heimat bleibt, sind Erinnerungen

Der vierte Raum trägt den Namen Heimweh und ist, wenn auch alle Räume Emotionen auslösen, der berührendste Raum. Die mit Texten bestickten Taschentücher, die im Raum schweben, lösen beim Betreten des Raums eine Melancholie aus.

In wenigen Worten steht auf den Taschentüchern geschrieben, wie die Menschen nach ihrer Reise an ihre Heimat denken, was ihnen fehlt und wie sehr sie sich danach sehnen, zurückzukehren. Die Trennung vom Ort ihrer Herkunft fällt den Menschen unterschiedlich schwer. Die Texte auf den Taschentüchern beschreiben nicht nur Leid und Sehnsucht, sondern auch Hoffnung, Freiheit und Geborgenheit in der neuen Heimat.

Bewegende Ausstellung

Im letzten Raum, dem Forum, erhalten die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, ihre eigenen Gedanken zum Thema Migration in Form von Figuren aus Knetmasse festzuhalten. Wer sich da hinsetzt und zurück an die durch die Ausstellung gewonnenen Eindrücke denkt, wird sich bewusst, wie vielfältig und komplex Migration ist.

Jede Geschichte ist einzigartig und soll ihren Platz bekommen, um gehört zu werden. Das veranschaulicht die Ausstellung auf sehr zugängliche und berührende Weise. Vielfältig visualisiert und verschiedene Sinne ansprechend bekommen die Besucherinnen und Besucher durch die Ausstellung eine Ahnung davon, was Migration bedeutet. Doch wirklich nachvollziehen, wie es sich anfühlt, die Heimat verlassen zu müssen, können nur jene Menschen, die selbst eine Migrationsgeschichte erzählen können.

Die Ausstellung im Museum Sankturbanhof in Sursee ist bis zum 28. Februar 2021 zugänglich. Neben der Sonderausstellung lohnt sich auch ein Besuch der Dauerausstellung.

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