Südpol und Treibhaus mit ungewisser Zukunft

Die Lage spitzt sich zu

Der Südpol (links) soll seine Position stärken, das Treibhaus (rechts) bekommt neue Nachbarn. Wie geht es weiter mit den Kulturhäusern? (Bild: Fotomontage; zvg)

Es wird ernst für zwei Luzerner Kulturhäuser: Mitte November handelt der Südpol mit der Stadt einen neuen Leistungsauftrag aus. Die Bürgerlichen wollen Kulturgelder sparen. Währenddessen bekommt das Jugendhaus Treibhaus neue Nachbarn. Diese müssen den Lärm des Jugendhauses dulden. Es wurde viel getan, um die Nachbarn auf das lebhafte Quartier zu sensibilisieren.

Es sind zwei komplett verschiedene Kulturhäuser an jeweils anderen Enden der Stadt. Doch sie haben etwas gemeinsam: Südpol und Treibhaus stehen wichtige Wochen und Monate bevor.

Der Südpol hat sich in der Luzerner Kulturszene etabliert. In den letzten fünf Jahren hat er vier Mal schwarze Zahlen geschrieben. Das Konzept funktioniert also. Es besteht jedoch Optimierungsbedarf. Darum stellt die Stadt, die den Südpol jährlich mit 640’000 Franken finanziell unterstützt, neue Anforderungen. «Wir sollen in Zukunft mehr Eigenproduktionen machen und diese auch hinaustragen, zum Beispiel nach Zürich, Basel oder Bern», erklärt Marco Liembd, der Öffentlichkeitsbeauftragte des Südpols. 

Um die höheren Anforderungen zu erfüllen, braucht der Südpol mehr Geld. Die Stadt hat die entsprechenden Mittel gesprochen. Der Südpol bekommt von ihr zur Zeit 640’000 Franken pro Jahr. Im nächsten sollen es 950’000 sein, 2016 sogar eine Million Franken. Diese Erhöhung ist möglich, weil der Kanton Luzern im Frühling seinen Beitrag an die Kulturförderung erhöht hat. Damit wird die Stadt Luzern um eine Million Franken pro Jahr entlastet. Es wurde abgemacht, dass dieses Geld in die Kultur reinvestiert werden muss. Davon soll unter anderem der Südpol profitieren (siehe Box). 

Die komplizierten Subventionsbeiträge

Der Südpol bekommt von der Stadt zur Zeit jährlich 600'000 Franken. Hinzu kommen 40'000 Franken aus dem Kulturföderungs-Fonds «FUKA». Diesen Frühling gab der Kanton Luzern bekannt, dass er die städtische Kultur stärker unterstützten will. Dadurch wird bei der Stadt eine Million Franken an Kulturgeldern frei. Diese Million muss in die Kultur reinvestiert werden. Das haben Kanton und Stadt so vereinbart. Von dieser Million will die Stadt dem Südpol nächstes Jahr 350'000 Franken geben, 2016 sogar 400'000. Die 40'000 Franken aus dem FUKA-Fonds fallen dann jedoch weg. Der Südol erhält 2015 also 950'000 und 2016 eine Million Franken. 

«Mehreinnahmen generieren und Sparen»

«Mit dieser Erhöhung sollen wir weiterhin das Haus der Freien Szene sein und diese bei uns noch stärker etablieren», meint Liembd. Nicht alle sind damit einverstanden. Sonja Döbeli Stirnemann, Fraktionschefin der FDP im Grossen Stadtrat, will die zusätzlichen Gelder lieber sparen: «Der Kulturkuchen bekommt in Zeiten des Sparens eine Million mehr. Das macht wenig Sinn.»

Döbeli Stirnemann schlägt dem Südpol andere Wege vor. Auf der einen Seite solle der Südpol selber mehr Geld erwirtschaften: «Die Leute vom Südpol sollten doch kreativ genug sein, um auf anderen Wegen an Geld zu kommen.» Und auf der anderen Seite sparen: «Wenn weniger ausgegeben wird für die Fixkosten, bleibt mehr übrig für Produktionen». 

Diese Kritik gefällt Liembd nicht: «Der Südpol weist einen Eigenfinanzierungsgrad von 70 Prozent aus. Angedacht waren 40 Prozent. Ich denke, mit dieser Eigenleistung haben wir unsere Kreativität bereits bewiesen.» Ausserdem gebe es eine Absichtserklärung: «Wenn der Kanton die Stadt entlastet, muss dieses Geld wieder zurück in die Kultur fliessen und kann nicht einfach gespart werden.» 

Wichtige Verhandlungen

Mitte November wird der Südpol mit der Stadt Luzern einen neuen Leistungsauftrag aushandeln. Für die Zukunft des des Kulturhauses sind diese Verhandlungen von grosser Bedeutung. Die Ziele sind bereits klar: Unter anderem soll die Rolle des Südpol als Produzent in der Freien Szene gestärkt werden. Die Details müssen noch verhandelt werden. Wird das zusätzliche Geld nicht gesprochen, könnten die von der Stadt gestellten Anforderungen nicht erfüllt werden.

«Wir haben unsere Kreativität bereits bewiesen.»

Marco Liembd, Öffentlichkeitsbeauftragter Südpol

Erste Käufer ziehen ein

Schauplatzwechsel zur ehemaligen Emmi Butterzentrale am Alpenquai, auf dessen Areal vier Gebäude entstehen. Unmittelbar daneben: Das Jugendhaus Treibhaus, das ebenfalls beschränkte Ressourcen hat. Mehr Kopfzerbrechen als die Finanzen dürfte den Verantwortlichen die neuen Nachbarn bereiten.

In unmittelbarer Nähe des Jugendhauses ziehen die ersten Käufer in ihre neuen Wohnungen ein. Vor drei Jahren bekam die Emmi die Baubewilligung. Im Februar 2012 gab die Emmi den Verkauf des gesamten Areals inklusive Baubewilligungen an die Frutiger AG in Thun bekannt. Vier Gebäude mit Wohnungen und Büroräumlichkeiten werden gebaut und sind nun teilweise fertiggestellt. 

«Käufer wissen vom lebhaften Quartier»

Elisabeth Saurer von der Frutiger AG, Bauherrin der Immobilien, versichert zentral+ aber, dass «alle Käufer sehr genau informiert wurden, sowohl mündlich wie auch schriftlich». Die Käufer kennen also den Dienstbarkeitsvertrag, der unter anderem von der Stadt Luzern als Standortgemeinde und Eigentümerin des Treibhaus und der Emmi, als ehemalige Landbesitzerin, ausgehandelt wurde. 

Der Dienstbarkeitsvertrag regelt, dass im Grundbuch die «Duldung von Lärmimmissionen von Kultur- und Gastronomieeinrichtungen zu Gunsten Treibhaus und Spielleute-Pavillon» verankert ist. Somit ist gewährleistet, dass alle Käufer erfahren, dass sie in einem lebhaften Quartier wohnen werden, weil bei der Beurkundung der Notar sämtliche Dienstbarkeiten vorzulesen und zu erklären hat.

Weitere Massnahmen

Neben dem Dienstbarkeitsvertrag gibt es unter anderem einen Fonds für bauliche Lärmschutzmassnahmen in der Höhe von 250’000 Franken und eine Schlichtungsstelle für Lärmklagen der Bewohner.

Das Jugendhaus Treibhaus plant gemäss dem Leiter, Fabian Fuchs, mit den Luzerner Spielleute noch in diesem Jahr «einen ersten Welcome-Event für unsere neuen Nachbarn». «Nachbarn, die die Situation», laut Elisabeth Saurer, «als nicht kritisch betrachten». «Der Zukunft», so Fabian Fuchs, «sehen auch wir positiv entgegen».

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