Das Musical «Natürlich Blond» in Zug

Die Hauptdarstellerin lächelt wie festgeklebt

VoiceSteps führt in Zug das Musical «Natürlich Blond» auf.

(Bild: Thomas P. Krähenbühl [email protected])

Die VoiceSteps Company zeigt in Zug das Musical «Natürlich Blond». Die jungen Darsteller zeigen ein temporeiches Stück mit vielen Songs. Wobei das Talent der Schauspieler beinahe zu einem Nachteil werden könnte.

«Natürlich Blond», präsentiert von der VoiceSteps Company in Zug, ist ein leichtes Wohlfühlmusical und gute Unterhaltung. Basierend auf dem gleichnamigen Hollywood-Film bringen die jungen Darsteller Elle Woods’ pinke Glitzerwelt auf die Bühne der Curlinghalle Zug. Das Lächeln auf dem Gesicht der Hauptdarstellerin scheint wie festgeklebt, während sie sich von einem pinken Glitzerkostüm ins nächste wirft und die ausverkaufte Halle mit jedem Song etwas mehr für sich gewinnt.

Zu Beginn kann man als Zuschauer angesichts der hysterisch-kitschigen Elle Woods lediglich den Kopf schütteln und ist vielleicht sogar ein bisschen genervt von dieser in allen Belangen so masslos übertriebenen Persönlichkeit. Doch schnell gewinnt das gar nicht so dumme Blondchen die Herzen der Zuschauer genauso für sich wie die Herzen der anderen Charaktere. Schlussendlich verdreht sie mit ihrem Charme und Scharfsinn allen Anwesenden den Kopf und löst sogar als Anwaltspraktikantin mit etwas unkonventionellen Methoden einen Mordfall vor Gericht.

Stark nach der Hollywood-Vorlage

Das Regie-Debut von Lukas Hobi orientiert sich dabei stark an der gleichnamigen Filmvorlage aus Hollywood. Es ist eine Freude, der Hauptdarstellerin Kim Fölmli auf der Bühne zuzusehen, die Elle Woods perfekt verkörpert. Sie legt eine unglaubliche Leistung hin, ist sie doch fast permanent auf der Bühne und singt einen Song nach dem anderen mit ihrer ausdrucksstarken Stimme.

Das ist auch die Stärke des Musicals: die vielen handlungsvorantreibenden Songs (Musik: Laurence O’Keefe / Nell Benjamin; Deutsche Songtexte: Heiko Wohlgemuth), die fast keinen Platz für langgezogene Sprechszenen dazwischen lassen. Dadurch erscheint das Musical temporeich und etwaige Längen werden schnell verziehen.

Eine starke Stimme, die andere flach wirken lässt

Kim Fölmli hat eine wunderbare Stimme, der man die professionelle Ausbildung anhört. Ein kleiner Wermutstropfen dabei: Zwar kann vor allem Melina Rüeger als Coiffeuse Paulette mit der starken Stimme mithalten. Doch der Unterschied zu einigen anderen Darstellern wird an mancher Stelle allzu deutlich und deren Stimmen fallen im Vergleich leider fast schon etwas flach aus.

Solche kleinen Unstimmigkeiten macht der fast 40 Frau starke Cast (die Männer sind hier deutlich in der Unterzahl) allerdings mit viel Talent und Charme wieder wett. Die Chorstücke haben viel Dynamik (Musikalische Leitung: Simone Baumann), die Tanzeinlagen sitzen und sind voller Energie (Choreographie: Zoltan Farago) und der Bühnenumbau funktioniert tadellos und schafft fliessende Übergänge. Mit einfachen Mitteln verwandelt sich das Bühnenbild auf schnellste Weise von einem Hörsaal in Harvard über Elles Zimmer, einen Schönheitssalon und dem Studentenwohnheim bis hin zu einem Gerichtssaal. Auch die Kostüme passen und sind liebevoll ausgesucht. Die Explosion an Pink auf der Bühne legt die Vermutung nahe, dass die Kostümverantwortlichen jedes pinke Teil im Umkreis von 300 Kilometern aufgekauft haben.

«Natürlich Blond» ist tolle Unterhaltung und die Leistung der Jugendlichen auf der Bühne beträchtlich. Die reingesteckte Arbeit lässt sich dabei nur erahnen. Man kann deshalb den Darstellern nur eine ebenso erfolgreiche und steile Karriere im Musicalbusiness wünschen, wie sie Elle Woods in den zwei Stunden auf der Bühne als angehende Anwältin hinlegt.

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3 Kommentare
  • Profilfoto von serainafaessler
    serainafaessler, 12.06.2017, 18:39 Uhr

    Sie erwähnen hier Kritikfähigkeit. Ich würde behaupten, dass wir sehr wohl kritikfähig sind. Nun kommt es manchmal aber auch auf die Art und Weise an, wie man etwas schreibt. Mag sein, dass ich etwas sensibel auf diese Kritik reagiert habe, das bestreite ich nicht. Ich habe schlicht mein Empfinden bezüglich des Textes äussern wollen und Sie keineswegs angreifen, so viel Kritik sollten Sie ja auch verkraften können.

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  • Profilfoto von serainafaessler
    serainafaessler, 11.06.2017, 16:25 Uhr

    Liebe Frau Bossart
    Als Mitglied der Voicesteps Company und demnach auch Mitwirkende beim diesjährigen Projekt Natürlich Blond muss ich sagen, dass ich zwar einerseits erfreut war, einen Artikel über unser Projekt lesen zu können, andererseits aber gewisse Anmerkungen gegenüber unserer Company als etwas grenzwertig empfunden habe. Die Musicalschule Voicesteps ist eine Gruppe von jungen Leuten, Schülern, bzw. Laien. Demnach finde ich, sollten unsere Fähigkeiten auch nicht auf professionellem Niveau gemessen werden. Die sogenannten «flach ausfallenden Stimmen» lässt den Rest unserer Company meiner Meinung nach etwas blöd dastehen, wobei diese jedoch genau die Einzigartigkeit unserer Musicalschule ausmachen. Es sollen auch jene die Chance haben, Teil einer solchen Musicalproduktion sein zu können, die keine professionelle Musicalausbildung haben. Dies einfach so als Anmerkung. Vielen Dank.

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    • Profilfoto von Manuela Bossart
      Manuela Bossart, 12.06.2017, 16:10 Uhr

      Liebe Frau Fässler Die Produktion ist auf einem sehr hohen Niveau und hat mir und dem restlichen Publikum sehr gefallen, was in meiner Kritik auch zum Ausdruck gekommen sein dürfte. Nun handelt es sich hierbei, wie das Wort schon sagt, um eine Kritik. Ich hatte keinesfalls die Absicht, jemanden blöd dastehen zu lassen und habe auch die enorme Leistung der ganzen Company betont. Ich habe jedoch erwartet, dass auch junge Laiendarsteller und gerade auf solch hohem Niveau etwas konstruktive Kritik vertragen können, auch im Hinblick auf die Zukunft, die laut der Website von VoiceSteps für einige der Darsteller eine professionelle Musicalkarriere bereithält. Dass dies nicht für alle der angestrebte Weg ist und viele der Darsteller das Musical als Hobby ausüben, dürfte allen klar sein. Aber gerade wenn ein Laienmusical auf solch hohem Niveau produziert wird, sollte meines Erachtens auch der Anspruch vorhanden sein, auf ebenso hohem Niveau kritisiert zu werden.

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