Kunstprojekt auf dem Luzerner Theaterplatz

Die «Café-Bar Güllen» macht die Vielfältigkeit der Stadt sichtbar

Die Café-Bar Güllen ist seit diesem Wochende offen. (Bild: ber)

Das Luzerner Theater inszeniert nicht nur Stücke, sondern setzt auch den öffentlichen Raum neu in Szene. Mit der «Café-Bar Güllen» macht die Kulturinstitution einen Schritt auf die Bevölkerung zu – und setzt damit deren geballte Kreativität frei.

«Der Besuch der alten Dame» von Friedrich Dürrenmatt ist ein Lehrstück dafür, wie gruppendynamische Prozesse im sozialen Netz einer kleinen Stadt ablaufen. Wie die Geschichte endet, ist bekannt: in einer Katastrophe. Nämlich dem Mord an einem der Bewohner der fiktiven Stadt Güllen.

Das Luzerner Theater führt das Stück in einer neuen Inszenierung auf. Parallel dazu startet ein Kunstexperiment, das es in dieser Form in Luzern noch nicht gegeben hat.

Schauplatz dieses «Stücks» ist die Box auf dem Theaterplatz. In den nächsten drei Wochen wird diese zu einer Plattform, auf der sich die Stadt Luzern in einer besonderen Weise präsentiert. Zahlreiche Vereine und Einzelpersonen arbeiten an der Inszenierung mit. Unterschiedlichste Gruppierungen bespielen den Raum jeweils für ein paar Stunden. Die «Café-Bar Güllen» ist immer von 17 bis 22 Uhr offen – auch für spontane Besucher, die sich überraschen lassen wollen. Eintritt wird nicht verlangt.

Die Macher gehen der Frage nach, ob die erwähnten gruppendynamischen Prozesse auch positiv genutzt werden könnten. «Das Projekt ist ein utopischer Gegenentwurf zum Besuch der alten Dame», erklärt Sandra Küpper, stellvertretende Intendantin des Luzerner Theaters.

«Das Programm ist extrem vielfältig geworden», freut sich Produktionsdramaturg Nikolai Ulbricht. «Es reicht von einer offenen Probe des Jodlerclubs Pilatus über ein Kampfsport-Mitmachtraining der Aikido-Kids bis hin zu einer Lesung über Racial Profiling.» Dazu kommen Konzerte, Vorträge, Filmabende und sogar ein Bingo-Abend.

Das macht sich auch in der Gestaltung der Räume bemerkbar.

Das Theater wird zum Begegnungsort

Das Vorhaben hat sich in den letzten Wochen zu einem regelrechten Selbstläufer entwickelt. «Am Anfang haben wir Vereine direkt angeschrieben und gefragt, ob sie Lust haben mitzumachen», erzählt Ulbricht. Bald aber sei das Projekt zum Stadtgespräch geworden. Im Moment hat es kaum mehr Lücken im Programm. «Glücklicherweise kommt es von der Menge her ungefähr hin, wir mussten bislang niemandem absagen.»

Es ist also genau das passiert, was passieren sollte: Die sozialen Netzwerke der Stadt wurden aktiviert. «Entstanden ist aus diesem partizipativen Prozess ein Gesamtkunstwerk im öffentlichen Raum», sagt die stellvertretende Intendantin Sandra Küpper. «Und es macht extrem Spass, dass das Theater auf diese Weise zu einem kreativen Begegnungsort wird, den man gemeinsam erschafft.»

Wie prägt Kunst im öffentlichen Raum die Stadt?

Auch die Redaktion von zentralplus beteiligt sich an diesem Prozess. Weil Kultur generell als gesellschaftliches Bindeglied wirkt, stellen wir uns die Frage, wie Luzern als Stadt davon profitieren kann.

Um dies mit unserer Leserschaft zu diskutieren, lädt zentralplus am 10. September ab 19 Uhr zu einem öffentlichen Podium in die «Café-Bar Güllen». Thema wird sein, wie die öffentlichen Orte die Stadt prägen: Sind es die grossen Events? Oder doch eher die überraschenden Nischen? Wie präsentiert sich Luzern an seinen öffentlichen Orten? Und wie könnte sie dies anders machen?

Als Gäste mitdiskutieren werden Mario Lütolf (Stadt Luzern), Catherine Huth (Kulturschaffende), Ronya Enzmann (B-Sides) sowie Benedikt von Peter (Luzerner Theater). Die Moderation übernimmt unser Redaktor Jonas Wydler.

Hinweis: Dienstag, 10. September, ab 19 Uhr. Podium zwischen 19.30 und 21 Uhr, die Bar schliesst um 22 Uhr. Der Eintritt ist frei.

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