Zuger Kunstprojekt sammelt weltweit Warnschilder

Die Aliens sind unter uns und warnen vor nassen Böden

Man sieht sie erst, wenn man sich achtet: die «Slippery-when-wet»-Schilder auf der ganzen Welt.

(Bild: zvg. Remo Hegglin)

Der Zuger Künstler Remo Hegglin hat eine App lanciert, welche Bilder von «Achtung rutschig!»-Schildern auf der ganzen Welt sammelt. Er erzählt, was an den Dingern so reizvoll ist und wieso ihn die Schilder erst an Aliens erinnerten.

Die Geschichte des Projekts beginnt wie ein billiger Krimi: 2011, im Südwesten Englands. Der Zuger Künstler Remo Hegglin wusste noch nicht, was ihn auf der anderen Strassenseite erwartete, als er seinen ganz normalen Geschäften nachging. Doch sein Blick schweift über die Strasse, und was er sieht, lässt ihn schaudern: Rutschgefahrschilder, eine ganze Horde davon, die gegenüberliegenden Shops strotzen vor den gelben Dingern.

«Wie Aliens kamen sie mir vor», erzählt Remo Hegglin. «Sie waren schon immer unter uns, aber plötzlich sieht man sie.» Um genau diese gelben Warnungen vor nassen Böden dreht sich nun sechs Jahre später sein aktuelles Kunstprojekt: Die kostenlose IOS-App «Slippery World» bietet Nutzern die Möglichkeit, Bilder dieser Putzschilder rund um die Welt zu sammeln, minutiös zu verorten, hochzuladen und mit der Community zu teilen. «Na ja, eine lustige Idee», denken Sie vielleicht, «aber wer will das schon?»

So sieht die IOS-App «Slippery World» aus.

So sieht die IOS-App «Slippery World» aus.

(Bild: zvg. Remo Hegglin)

Leute lieben es, Plastik-Schilder zu teilen

Tatsächlich: Viele wollen das. Oder jedenfalls mehr, als auch Remo Hegglin anfangs erwartete. Er erzählt, wie überrascht er war, als Facebook-Freunde es ihm plötzlich nachtaten und ebenfalls Bilder der «Slippery-when-wet»-Schilder teilten. «Jeder kann sich mit ihnen identifizieren, weil jeder sie kennt», erklärt sich Hegglin die Teilfreudigkeit der Social-Media-User.

Ausserdem habe es natürlich auch etwas mit sozialem Status zu tun, wenn man auf diese Weise mitteilen kann, dass man gerade in Singapur oder New York ist. Das sei aber nicht das Wichtige am Projekt: «Ich habe gemerkt, dass jedes Schild und jeder Fotograf dahinter eine eigene Geschichte erzählt.» Dies alleine schon durch den Wechsel der jeweiligen Umgebung oder durch individuelle Inszenierungen und teils künstlerisch gestaltete Bildausschnitte.

Überall auf der Welt findet man die gelben Schilder.

Überall auf der Welt findet man die gelben Schilder.

(Bild: zvg. Remo Hegglin)

Unsichtbare Warnungen

Hat man einmal begonnen, sich auf die Schilder zu achten, findet man sie in den wohl absurdesten Situationen. Ein Beispiel? Ein wunderschöner Königspalast, grandiose Architektur, ein glänzender Marmorboden – und darauf ein hässliches, gelbes Rutschgefahr-Schild. «Niemand scheint sich Gedanken zu machen, wie das Schild auf seine Umwelt wirkt.» Remo Hegglin erzählt von einer Studie, die sagt, dass die Schilder mittlerweile ganz einfach übersehen werden, sie sind unsichtbar für die meisten. Wer sich aber bewusst auf sie achtet, dem fällt auf, wie fremd sie oft wirken. Und versteht dann den Alien-Vergleich vielleicht noch etwas besser.

So viele Warnschilder: Ist unsere Welt tatsächlich rutschiger geworden? Oder haben wir mehr Angst auszurutschen? «Die Warnschilder stehen exemplarisch für unsere Welt, in der aktuell viel Angst verbreitet wird, in jeglicher Hinsicht», antwortet Remo Hegglin. «Unser Leben wird zunehmend schneller, dadurch steigt die Gefahr des Ausrutschens.»

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