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Arial- statt Frutiger-Schrift, Beliebigkeit statt ein beherztes Bekenntnis zu Modernität. Die Stadt Zug verändert ihren grafischen Auftritt und lässt sich dies einiges kosten. Was es bringt und was nicht.
Es gab einen Aufschrei, als Zug vor 20 Jahren das Zuger Wappen mit Mauerkrone aus seinem grafischen Auftritt verbannte. Und sich stattdessen von der Werbeagentur Scherer Kleiber ein neues Corporate Design verpassen liess. Dieses war schwarz und erhielt rasch den Übernamen «Trauerbalken». Es zeige «ein kaltes Zug, ein knallhartes Zug ohne Herz, schwarz auf weiss, voll auf Profit ausgerichtet» schrieb ein Leserbriefschreiber in der «Neuen Zuger Zeitung». Im Logo «spielen Wärme, Menschlichkeit, Farbenfreudigkeit und vor allem das Herz keine Rolle mehr».
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Im Sinne eines Kompromisses bildete man ein halbes Wappen stilisiert auf der Seite der Briefschaften ab. Doch damit ist nun Schluss. Ab 1. März wird der sogenannte «Z-Winkel» den «Trauerbalken» ersetzen. Das identitätsstiftende Wappen wird total vom Seitenrand eliminiert.
Zweiter Anlauf
Der neue Auftritt ist dem Zuger Stadtrat so viel Wert, dass er am Dienstag vollzählig zu seiner Präsentation im Theater Casino antrat. Schliesslich hat der neue Auftritt viel Mühe und Geld gekostet.
«Das neue Logo entspricht den Anforderungen der digitalen Zukunft.»
Karl Kobelt (FDP), Zuger Stadtpräsident
Bereits in der letzten Legislatur wurden 50'000 Franken dafür ausgegeben. Weil aber die sechs Vorschläge der eingeladenen Grafiker die Stadtregierung nicht zu überzeugen vermochten, unternahm man 2019 und 2020 einen erneuten Anlauf, beriet sich in der Verwaltung und erkor schliesslich zwei Vorschläge, von denen jener von Christof Hofstetter mit seiner Firma CI Programm den Magistraten zu gefallen vermochte.
Was online am Besten geht
Dies kostete bislang 43'000 Franken, sagte Stadtpräsident Karl Kobelt (FDP). Weil das das neuen Erscheinungsbild laufend weiter entwickelt werde – sowohl in Zusammenarbeit mit lokalen Agenturen wie auch durch Eigenleistungen der Verwaltung – könne man den Aufwand noch nicht abschliessend beziffern.
Der zukünftige Auftritt mit neuem Logo, Bildwelten, Farbprogramm und vereinfachter Gestaltungssystematik entspreche den Anforderungen der digitalen Zukunft und dem immer wichtig werdenden elektronischen Datenaustausch, so Kobelt. «Mit diesem Schritt positioniert sich Zug als innovative, konsequent dienstleistungsorientierte Stadt.» Er nimmt Bezug auf das frisch und kunstvoll ausgestaltete neue Stadthaus auf dem Landis-und-Gyr-Areal, welches ebenso für die Wahrnehmung der Stadt Zug massgeblich ist.
Keine Vordrucke nötig
Nun, in das neue Logo mit dem Z-Winkel lässt sich wohl einiges hinein interpretieren – jedoch ist es im Vergleich zum «Trauerbalken» und den früheren Wappenlösungen neutral gehalten. Durchaus gewollt. Man habe «bewusst» auf die Frutiger-Schrift verzichtet und stattdessen die Allerwelttypografie mit Arial übernommen, sagte sinngemäss Dieter Müller, Leiter Kommunikation der Stadt Zug. In der Vergangenheit sei die elektronische Post der Stadt Zug mitunter verzerrt dargestellt worden – dann nämlich, wenn die Empfänger die Frutiger-Schrift nicht auf dem Rechner installiert hatten. «Aber Arial gibt es auf allen Computern der Welt», meint er.
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Ein wesentlicher Vorteil des neuen Auftritts sei, dass man nicht mehr vorgedrucktes Papier verwenden müsse, sagte Stadtschreiber Martin Würmli. Das neue Logo lasse sich jederzeit mit den Schreiben ausdrucken, dies spare Kosten.
Schirme mit Zug-Logo
Das neue Erscheinungsbild wird wie gesagt schrittweise ab 1. März eingeführt. Die Verantwortlichen spielen mit dem Gedanken nicht nur Give-aways, sondern auch Merchandising-Artikel fürs breite Publikum mit dem neuen Stadt-Zug-Logo herzustellen.
Auf die Frage, ob er nicht wieder einen Aufschrei fürchte wie 2001, meinte Karl Kobelt: «Über Geschmack lässt sich schlecht streiten». Er gehe aber nicht davon aus.
Aufbereitete Identität
In der Tat drängt sich in diesem Zusammenhang ein Rückblick auf. 2001 habe die Stadt Zug mit ihrem Corporate Design ein «radikales Brandzeichen» gesetzt, meinte Dieter Müller. Modernität ersetzte Identität in Form des Zuger Wappens.
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Doch ein näheres Hinblicken entlarvt diese eigene Identität als modern aufbereitet und ursprünglich fremdstämmig. Denn das Zuger Stadtwappen basiert auf dem Bild eines Habsburger Amtssiegels, dem Wappen der Herzöge von Österreich, jedoch in den Farben der alten Aargaugrafen, der Lenzburger. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wird es mit einer Mauerkrone abgebildet, um es von jenem des Kantons zu unterscheiden, der ausserdem einen dunkleren Blauton verwendet.
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Der Kanton wie auch die Stadt Zug verwendeten es kombiniert mit einer jeweils gängigen Schrift in ihren Briefschaften. Der Kanton unterlegte es ab und zu mit einem Lorbeerkranz.
Die neuen Löwen
Ab 1961 gebrauchte die Stadt Zug einen Entwurf des Baarer Grafikers Eugen Hotz (1917 -2000). Der Erfinder der Baarer Fasnacht hat auch seiner Heimatgemeinde überhaupt erst ein eigenständiges Wappen verpasst – zuvor gebrauchte Baar einfach ein Zuger Wappen mit dem Buchstaben «B».
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Hotz orientierte sich an einem Kantonswappen aus den 1950er Jahren und übernahm daraus zwei Löwen als Schildträger. Diese sollen freie Bürger darstellen, sie tun es aber erst seit kurzem.
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