Performance «Free Me!» im Südpol

«Der Empfang ist nicht so gut»

Die kleine Halle des Südpols.

(Bild: zvg)

«Free Me!»: Die erste Performance der jungen, freien Theatergruppe «Fetter Vetter & Oma Hommage» ist ein Wurf. Und es sind 60 wohltuende Minuten für alle, die im Theater nicht gerne still sitzen. Am Samstagabend ist Premiere im Südpol.

Die kleine Halle des Südpols, vier Männer, «Free Me!»-Generalprobe. Diese Typen haben dich für 60 Minuten und können mit dir machen, was sie wollen. Dieser scheinbar banale Theatergedanke leuchtet heute im Grind. Beweg dich nicht komisch, mach alles richtig, komm hier lebend wieder heraus. Wie menschlich.

«Free Me!» springt dich an, schüttelt dich durch und lässt dich auf dem Heimweg nicht mehr los. Wie eine Schamgefühlachterbahn, auf die man sich freiwillig einlässt. Empfehlung: Einsteigen, etwas über sich selber herausfinden. Zweite Empfehlung: So bald wie möglich reservieren, es hat bei den insgesamt zehn Aufführungen nur je zwölf Plätze.

Handy laden!

Und gleich noch eine Empfehlung: Voll aufgeladenes Handy mitnehmen. In Zeiten von suboptimalen Akkulaufzeiten gar keine so einfache Aufgabe. Plus installiertes WhatsApp. Easy. Oder? Na ja, einige Leute haben das halt nicht und für die wird’s schwierig. Da soll noch jemand sagen, Inklusion sei heute kein Problem mehr. Das Ding ist nur: Während der Performance fragt man sich, wer hier eigentlich der Ausgeschlossene ist, wenn bereits vor der Performance alle aufs Handy starren.

Einige Minuten später, in der kleinen Halle des Südpols, ist es ausdrücklich erlaubt. Und das ist einer der genialen Schachzüge von «Free Me!»: Statt «Handy bitte abschalten.» machen sie einen auf «Handy bitte laut schalten und regelmässig drauf schauen.» Wie blöd wir uns vorkommen, in einer Theaterperformance, auf unser Handy starrend. Hm … Vielleicht ist das im «echten Leben» genauso blöd?

Szene aus einer Probe des Stücks.

Szene aus einer Probe des Stücks.

(Bild: zvg)

Mehr als fetter Sound

Über die Performance selber darf, kann, soll man nichts sagen. Das würde viel kaputtmachen. Aber Damiàn Dlaboha, Béla Rothenbühler, Savino Caruso und Timo Keller, das klingt nur schon von den Namen her wie der momentane Youth-Culture-Querschnitt aus Luzern. Timo Keller, der bald mit seiner Band Hanreti ein neues, folk-gemütliches Album herausgibt («Deep Sea Dream»), zeichnet für den Sound verantwortlich. Und der ist mehr als fett.

Gespenstische Klaviermusik, die klingt wie direkt aus «The Shining» und immer noch nachhallt, gemischt mit stereotypischen Umgebungsgeräuschen, die repetitiv und übereinander gelagert die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verwirren, aber entzücken.

Wir verraten an dieser Stelle zwei Dinge: Ein Video, das – wir sind fast hundertprozentig sicher – irgendwie ins Soundsetting verwurstelt wurde (auch sonst ein Video, das man mindestens eintausend Mal im Leben gesehen haben muss):

 

Und mein WhatsApp-Chat, herausgekommen bei der Generalprobe. Die Nachrichten vom Fetter-Vetter-Oma-Hommage-Team wurden gelöscht, nur meine Antworten sind sichtbar:

Fetter Vetter & Oma Hommage: Free Me!: Sa 23., So 24., Mi 27., Do 28., Fr 29. und Sa 30. September, jeweils 19 und 20 Uhr (am Sonntag um 14 und 16 Uhr), Südpol Luzern

Heinrich Weingartner

Dieser Beitrag ist in Kooperation mit null41.ch entstanden und kann auch hier gelesen werden.

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