Blick hinter die Kulissen

Corona, Umbau und Konzerte: So läuft’s in der Schüür Luzern

Die Schüür hat genau vor einem Jahr wegen der Corona-Pandemie schliessen müssen. Nun steht die Hauptsaison vor der Tür – und einiges mehr. Ein Blick hinter die Kulissen.

«Es ist unglaublich», lacht Marco Liembd, als er einen Bagger sieht, der auf engstem Raum versucht, zu seinem Abstellplatz zu kommen. Ohne zu überlegen packt der Schüür-Chef mit an und zieht ein Baustellengitter zur Seite, damit Bagger und Fahrer in den wohlverdienten Feierabend fahren können.

Eine unscheinbare Szene, die viel über das aktuelle Geschehen im Luzernern Konzerthaus erzählt. Während die Bauarbeiter die letzten Armierungseisen anziehen, die gebrauchten Werkzeuge vom Dreck befreien und die Maschinen versorgen, kommt bereits die Band durchs Eingangstor.

«Back:n:Black, The Girls who play AC/DC» steht auf dem schwarzen Van. «Back» in Luzern ist die Band schon mal, wie ein Techniker verrät: «Wow, everything has changed», meint er, während er einen Bass ins Innere trägt. Als er vor fünf Jahren zuletzt in der Schüür war, sei der Eingang noch «hier» gewesen. Jetzt liegt dort eine frische Schicht Beton.

Aller guten Dinge sind drei

Die frische Unterlage ist Beleg dafür, wie schnell sich im Moment alles wandelt in der Schüür. In wenigen Tagen sollen hier wieder die Gäste hineinkommen, erzählt Liembd. Der provisorische Eingang durch den Garten könne dann wieder weichen. Dem Leiter macht das ständige Umstellen und Absprechen keine Sorgen. «Aller guten Dinge sind drei», sagt er ohne das Lächeln aus dem Gesicht zu verlieren und spielt damit an auf die drei Herausforderungen, an die sich dem Konzerthaus zurzeit stellen. Denn in der Schüür wird gleichzeitig gespielt, geprüft und gebaut.

Da wäre zunächst die Hauptsaison, die mit den Wintermonaten auf die Organisatorinnen zukommt. Erschwert wird die Planung durch die Corona-Pandemie. Und als wäre das nicht genug, wird für einen Millionenbetrag umgebaut. «Bis jetzt läuft alles nach Plan», sagt Geschäftsleiter Liembd.

In erster Linie sei er jedoch einfach froh dass die Konzerte stattfinden können. Zu präsent sind die Zeiten, als es in der Schüür für sieben Monate still war. Ein Schock für das Konzerthaus, das in seiner bald dreissigjährigen Lebenszeit nicht mal eine Sommerpause kannte. Umso mehr freut er sich, dass die ehemalige Scheune noch immer steht – und dass während der Pandemie niemand das Team verlassen musste.

Abgehärtet

So kann der Geschäftsleiter mit einer gewissen Gelassenheit auf die Pandemiezeit blicken: «Wir haben dieses Haus ganz neu kennengelernt», erzählt er. Die gewonnene Erfahrung durch die sich ständig verändernden Massnahmen und Schutzkonzepte, die sich die Schüür ausdenken musste (Liembd: «Vor einem Jahr haben wir dieses Haus noch in drei Sektoren aufteilen müssen, mit drei Eingängen und Garderoben - man stelle sich das mal vor»), helfen nun auch bei der Organisation von Konzertbetrieb und Baustelle. Diese scheint im Vergleich fast eine kleine Aufgabe zu sein.

Es überwiegt die Freude zu sehen, wie es vorangeht. Während der Kern des Hauses bestehen bleibt, gibt es um die Schüür herum einige Neuerungen. Für die Bands der kleinen Bühne im Erdgeschoss wird es einen Backstage-Bereich geben, die Gäste können sich dank neuen Gängen, einem Behindertenlift sowie neuen Toiletten und Garderoben künftig einfacher durchs Haus bewegen und das Personal wird zum ersten Mal in der Geschichte der Schüür einen eigenen Raum haben. Liembd versichert aber: «Das Herz der Schüür», er meint den grossen Konzertsaal, «wird nicht angefasst.» Denn: «Viel schöner kann dieser heutzutage gar nicht gebaut werden», sagt er verschmitzt.

Umbau, Corona und der Konzertherbst. Wie geht das alles aneinander vorbei? Was hat die Schüür aus Corona gelernt? Und wie gehts in die Zukunft? Du erfährst es im ausführlichen Interview mit Schüür-Chef Marco Liembd.

Endlich Sicherheit

Während draussen die letzten Bauarbeiter abziehen, hat sich die Band zum Soundcheck bereit gemacht. Noch stehen nur wenige Menschen unter den schweren Balken im grossen Saal. Das soll sich im Laufe des Abends ändern. Liembd zieht an einer Zigarette und erzählt von der aktuellen Situation mit Zertifikat. Als Organisator sei das eine Erleichterung. Im Inneren fallen alle Schutzmassnahmen weg. Vorbei sind die Zeiten, als das Haus in drei Sektoren unterteilt werden musste. Doch der Chef betont, was am wichtigsten sei: «Die Gäste kommen. Sie tragen das Konzept mit. Ohne sie hat das Haus keine Seele. Sie bringen das Leben in die Schüür.»

Dieses soll so schnell nicht abklingen. Die Baustelle ist gesichert, der Sound «gecheckt». Die Schüür ist bereit für den heutigen Abend. Aber nicht nur das. Die Unsicherheit ob einem allfälligen Abriss, die jahrelang über dem Konzerthaus lag, ist zum ersten Mal weg. Liembd sieht den Umbau mit öffentlichem Geld als klares Signal: «Die Schüür als Perimeter für Pop- und Rock-Kultur im Herzen Luzerns soll erhalten bleiben.»

Zu viele Kulturbetriebe hätten bereits schliessen müssen oder wurden an die Peripherie gedrängt, findet Liembd. Dass die Schüür bleiben darf, freut ihn besonders. Die grossen Fragen sind fürs Erste geklärt. Es gilt, sich den Gästen zu kümmern, die langsam eintrudeln. Für heute kann Liembd den Baustellenhelm mit dem Schüür-Logo ausziehen.

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