«Fumetto» bringt Luzerner Kultur zusammen

Comics: mit Rekord raus aus der Nerd-Ecke

Das Comix-Festival «Fumetto» hat keine Berührungsängste – und vernetzt deshalb praktisch die ganze Luzerner Kultur. (Bild: Screenshot Fumetto-WS)

Das Comix-Festival «Fumetto» steht vor der Tür. Damit wird Luzern neun Tage lang von Comics überflutet – kaum eine Ecke in der Stadt, die nicht in das Festival eingebunden ist. Und wieder gibt es einen Rekord zu feiern.

Comics im Historischen Museum, Comics im Kunstmuseum, Comics in einem ausrangierten SBB-Tunnel oder einer Bäckerei. Eine Kunstform, die in der Schweiz eigentlich auf keine sehr grosse Szene zurückgreifen kann, bringt in Luzern alle zusammen. Der Grund: das Fumetto.

Der Fokus: Partner statt nur Räumlichkeiten

Das «Fumetto Comix Festival» startet am Samstag in seine Jubiläums-Ausgabe, die auf 25 bewegte Jahre zurückblickt (zentralplus berichtete). Dabei bringt es nicht nur zahlreiche internationale Künstler in unsere kleine Stadt. Vor allem hat es das Festival in den letzten Jahren geschafft, mit zahlreichen Kulturinstitutionen, Partnern und Häusern anzubandeln – von High-End bis zum alternativen Untergrund. Von der Maskenliebhaber-Gesellschaft über das B-Sides-Festival, das Gelbe Haus, das Bourbaki, das Hotel Schweizerhof, die Industriestrasse 9 bis zum Südpol und Neubad.

«Wir versuchen Interessen von Künstlern und Häusern, von Verlegern und Gruppen zusammenzubringen.»
Jana Jakoubek, Künstlerische Leiterin Fumetto

Weshalb das so gut funktioniert, erklärt die künstlerische Leiterin Jana Jakoubek: «Unsere Ausstellungen werden nicht einfach eingekauft und in einen Raum gehängt. Wir versuchen Interessen von Künstlern und Häusern, von Verlegern und Gruppen zusammenzubringen.» Das Fumetto wächst und verändert sich jedes Jahr. «Die Comics nehmen Schiffe, alte Industrieareale, Bahntunnels, Galerien, Museen und Ateliers in Beschlag», so Jakoubek. Und das immer mit Bezug aufeinander.

Im Untergrund und in etablierten Museen

Als Beispiel nennt Jakoubek den bekannten US-Comic-Journalisten Joe Sacco, welcher seit Jahren keine Ausstellung mehr gemacht hat. «Doch seine alten Underground-Storys, die er als Reporter zeichnete, passen nun perfekt in den ausrangierten SBB-Tunnel – in den Untergrund. So konnten wir ihn für uns gewinnen.»

Eine Arbeit von Joe Sacco

Eine Arbeit von Joe Sacco

Oder der Schotte Tom Gauld, bekannt für seinen trockenen Humor, der dieses Jahr im Rahmen des Fumetto im Historischen Museum ausstellt. «Wir wollten schon lange mit dem Historischen Museum zusammenarbeiten. Und als Tom Gauld mir vor einer Weile von seiner Arbeit ‹The unknown history of robots› erzählte, war der Fall klar. Diese beiden muss man zusammenbringen», so Jakoubek.

Ein Comic von Tom Gauld

Ein Comic von Tom Gauld

Zudem bewegen sich die geladenen Künstler und Kollektivs oft auch zwischen den Künsten. Comic wird gepaart mit Theater, Tanz, Film, Installativer Kunst und Musik. Das belgische Künstler-Kollektiv Frémok ist beispielsweise für seinen experimentellen Umgang mit Kunst und Comic bekannt. Eine Möglichkeit, mit Akteuren aus anderen kulturellen Sparten zu kooperieren.

Und das Festival scheint keine Berührungsängste zu kennen. Als Kunstform, die sich oftmals am Rand bewegt, lebt sie von der Leidenschaft der Künstler und der Fans. Man wolle neugierig bleiben, fordernd, überraschend. Grenzen für Ideen und Entwicklungen gibt es kaum.

Erneuter Rekord

242 Künstler am Fumetto

Das 25. Fumetto Comix-Festival findet zwischen 16. und 24. April statt. Wie jedes Jahr gibt es über die ganze Stadt verteilt viel zu erleben: 11 Hauptausstellungen, 55 Satelliten und 242 Kunstschaffende. Zu den Highlights gehören die Ausstellungen von Lorenzo Mattotti (Kunstmuseum), Joe Sacco (Tunnel Bahnhof) oder Max (Atelier Neustahl).

Auch bei den weniger etablierten Künstlern erlebt das Festival eine ständige Steigerung. Die Wettbewerbsausstellung zum Thema «Verführung» hat erneut den Rekord vom vergangenen Jahr geknackt. Der Wettbewerb ist mit 1135 Comics der grösste und wichtigste Comic-Wettstreit in Europa. Die eingesendeten Arbeiten werden in der Kunsthalle ausgestellt, das Festivalzentrum ist in der Kornschütte.

Zahlreiche der diesjährigen 242 Künstlerinnen und Künstler sind 2016 nicht zum ersten Mal am Fumetto zu Gast. Der diesjährige Stargast Lorenzo Mattotti aus Italien war bereits 1994 als erster Stargast überhaupt am Fumetto, und der Spanier Max – ein Fumetto-Künstler der ersten Stunde – war ebenfalls schon 1994 dabei, als das Festival die Kapellbrücke bespielen durfte.

Artist in Residence ist dieses Jahr der Holländer Joost Swarte, der täglich in seinem Atelier im Hotel Schweizerhof auf einer eigens designten Bühne öffentlich arbeiten wird. Und der junge Schweizer Zeichner Conradin Wahl bestreitet die «Fumetto-Schleuder» in der Galerie theQ – er ist das zu entdeckende Talent am Fumetto.

Es gibt zudem zahlreiche Veranstaltungen: Symposien, Vorträge, Führungen, Workshops und Kinderangebote und natürlich auch die obligaten Eröffnungs- und Abschlusspartys im Kleintheater und Südpol.

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