«Die Fledermaus» am Stadttheater Sursee

Champagner, Masken, Tüll und Arien

Das Stadttheater Sursee begeistert mit dem Operettenklassiker «Die Fledermaus» von Johann Strauss durch beschwingte Musik und Komik. (Bild: Roberto Conciatori)

Gegenwärtig spielt am Stadttheater Sursee «die Fledermaus», die Operette von Johann Strauss. Das Stück ist eine Ode an den Zeitvertreib der feinen Aristokratie – es wird von stimmgewaltigen Solisten, einem hervorragenden Orchester und üppigen Bühnenbildern zum Leben erweckt.

Als der Vorhang aufgeht, präsentiert sich ein fürstliches Bild: Der Salon der Oberschicht, komplett mit Ahnenbüsten und chaise longue, ist farblich auf die Kammerzofen abgestimmt, die hier abstauben. Diese Kammerzofen sind ein kleines Ballettensemble, das mit tänzerischen Darbietungen zur schillernden Bandbreite der «Fledermaus» beiträgt.

Diese Bandbreite ist es denn auch, die «die Fledermaus» zu einem so berauschenden Gesamtkunstwerk macht: Die Komposition sowie die Vertextung derselben sind makellos, Wörter und Melodie gehen Hand in Hand, ohne jemals zu divergieren.

Das Bühnenbild und die Kostümierung sind opulent, fantasievoll und detailreich – sie transportieren mühelos in Strauss’ Wien von 1875. Das Orchester spielt, ganz originalgetreu, im Orchestergraben des Stadttheaters, das für eine Operette wie die «Fledermaus» ideale Bedingungen bietet: Ein altehrwürdiger Saal mit Stuckaturwänden und einem langen, roten Samtvorhang vor der Bühne.

Eine zweistündige Flucht in eine strahlende, prächtige Welt voller Musik

Das Stück ist ein Abbild des Wiens, das sich im Untergang begriffen weiss, diesen Umstand aber mit aller Kraft zu übertünchen sucht. Die Theaterbesucher jener Zeit flüchteten sich also in Operetten wie diese, um noch ein Weilchen in klassischem Glanz zu schwelgen.

Sinnbildlich hierfür die Polka Mazurka, die Rosalinde und Gabriel Eisenstein im ersten Akt singen: «Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist.» Das ist wohl bis heute noch so, und nach wie vor ist «die Fledermaus» imstande, die Zuschauer für zwei Stunden fortzutragen und einzunehmen.

Die Handlung beschreitet in drei Akten denn auch einen perfekten dramaturgischen Bogen, während dessen sich die Lage verkompliziert, um sich schliesslich zu entwirren: Der Aristokrat und Lebemann Gabriel von Eisenstein (Niklaus Rüegg) muss ins Gefängnis, will aber nicht. Als ihn sein guter Freund Dr. Falke (Serafin Heusser) zu einem der legendären Feste im Hause des Prinzen Orlofsky (Stefan Wieland) einlädt, kann er schlecht ablehnen.

Und so nimmt sein Schicksal seinen Lauf, denn Dr. Falke verwickelt Eisenstein mittels dieser Einladung in einen von langer Hand geplanten Racheakt für einen üblen Streich, den er ihm vor Jahren gespielt hat. Dr. Falke flicht einem Regisseur gleich die Protagonisten seines Rachefeldzugs einen nach dem anderen ein, bis es zum Schluss zum fulminanten Finale und der Aufdeckung des ganzen Spasses kommt: Der Spannungsbogen endet mit Pauken, Posaunen und Pomp.

Der Champagner fliesst in jedem Sinne des Wortes

Im Rahmen von Orlofskys rauschendem Fest lebt sich «die Fledermaus» ganz aus: Prunkvolle Tanzmusik erklingt, die feinen Damen und Herren rascheln in ihren schönsten Roben über die Bühne, der Champagner fliesst, und zwar durchaus wortwörtlich. Alles überstrahlend dann Rosalinde als maskierte Schönheit im atemberaubenden Abendkleid, die bei der Feier ihre variationenreichste Arie singt.

Rosalinde wird von der Sopranistin Andrea Hofstetter gesungen, die als Primadonna des Werks restlos überzeugt: Sie gibt die leicht gelangweilte, dramatische und gewiefte Aristokratin mit Genuss. Countertenor Stefan Wieland nimmt in der Rolle des Prinz Orlofsky das Publikum innert Sekunden für sich ein, spielt müssig, singt mit russischem Akzent und kostet die Exzentrik seiner Figur voll aus, Niklaus Rüegg singt und spielt den Eisenstein kauzig, immer auf der Pirsch nach jungen Damen, und doch recht sympathisch.

Auch Stefanie Gygax in der Rolle der Adele, Serafin Heusser als Dr. Falke und Jens Olaf Müller als Frank sowie die weiteren Akteure spielen und singen ausserordentlich lukullisch: «Die Fledermaus» bietet sich dafür wunderbar an, das Fest ist ein Potpourri aus Sinneseindrücken, aus Farbe, Musik und Tanz, es ist zugleich schillernd wie auch vollkommen dekadent.

Eine glänzende Produktion

Insgesamt präsentierte das Ensemble unter der Leitung von Isabelle Ruf-Weber einen Abend lang pompöse Musik und eine amüsante Handlung, theatralische Arien, glitzernde Abendkleider mit Tüll und Strass und ein bisschen Great-Gatsby-Ästhetik, auch wenn der aus einer ganz anderen Zeit kommt.

Für dieses Gefühl sorgte nicht zuletzt das bemerkenswert gute Lichtkonzept (Fynn Bolliger), das das Stück in eine märchenhafte Sphäre hob. Die Besetzung war gespickt mit kleineren und grösseren Highlights, deren einzelne Erwähnung den Rahmen sprengen würde – es sei aber gesagt, dass Orchester, Solisten, Chor, Ballett und Technik gemeinsam eine Meisterleistung auf die Stadttheaterbühne Sursee gebracht haben.

Sämtliche Vorstellungen von der «Fledermaus» im Stadttheater Sursee sind ausverkauft.  

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